Felsschutt in Bewegung: «Evakuation kann bald erforderlich sein»

Livetickeraktualisiert am Samstag, 9. November, 2024

BrienzFelsschutt in Bewegung: «Evakuation kann bald erforderlich sein»

Der obere Teil der Schutthalde oberhalb von Brienz/Brinzauls bewegt sich mit zunehmender Geschwindigkeit talwärts. Die Gemeinde informiert live.

Brienz ist erneut von einem riesigen Erdrutsch bedroht und bereitet sich deswegen auf eine Evakuierung vor.

20 Minuten

Das Wichtigste in Kürze:

  • Hoch über Brienz/Brinzauls hat sich der oberste Teil der Schutthalde stark beschleunigt.

  • Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich bis zu 1,2 Millionen Kubikmeter Felsschutt in einem Schuttstrom talwärts bewegen.

  • Der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra wurde mobilisiert und bereitet eine vorsorgliche Evakuierung von Brienz/Brinzauls vor.

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Samstag, 09.11.2024
20:42

Das Wichtigste zur Evakuierungsaufforderung

Zusammenfassung der Medienkonferenz:

Es sprachen unter anderem Gemeindepräsident Daniel Albertin, Stefan Schneider, Geologe und Leiter des Frühwarndienstes, Pascal Porchet vom Amt für Militär und Zivilschutz Graubünden, Jürg Marguth, Hotline Betroffene, Christian Gartmann, Kommunikationsdienst der Gemeinde Albula/Alvra und Andreas Huwiler, Amt für Wald und Naturgefahren GR.

Das sagte Stefan Schneider:

  • Der Geologe warnte, dass Brienz erneut kurz davor steht, verschüttet zu werden.

  • Die Messungen zeigen, dass sich der oberste Teil der Schutthalde seit der zweiten Septemberhälfte mit zeitweise fast bis zu 40 Zentimeter pro Tag bewegt.

  • Die heutige Gefahrensituation der Schutthalde oben sei mit den Szenarien aus 2023 nicht vergleichbar, da heute das Material nach Niederschlägen sehr feucht ist.

  • Eine Steinlawine könnte mit über 80 Kilometern pro Stunde das Dorf erreichen. Der Frühwarndienst hat darum empfohlen, sofort in die Phase Gelb zu wechseln.

  • Es sehe so aus, als müssten möglicherweise die Bewohnerinnen und Bewohner bereits in den kommenden Tagen evakuiert werden.

Das sagte Pascal Porchet:

  • Es gelte, Menschenleben und Lebensgrundlagen zu schützen.

  • Das Dorf könne bei Phase Geld weiter bewohnt werden.

  • Die Behörden arbeiten an der Vorbereitung auf Phase Orange, die Bevölkerung solle sich auf eine Evakuierung vorbereiten.

  • Falls die Lage sich unerwartet schnell verschlechtere, könne die Evakuierung akut ausgerufen werden.

  • In diesem Fall ertönen Alarmsirenen, das Dorf müsse sofort verlassen werden.

Das sagte Jürg Marguth:

  • In Bezug zur Evakuierung ist die Gemeinde bereit, Lösungen mit den Anwohnern und Anwohnerinnen zu finden.

  • Menschen könnten sich jederzeit an die eingerichtete Hotline wenden, die seit heute um sieben Uhr wieder rege genutzt werde.

  • Bei der Suche nach einer neuen Bleibe hat die Selbstsuche erste Priorität. Bei Bedarf unterstützt jedoch die Gemeinde die Wohnungssuchenden.

20:27

Medienkonferenz beendet

Gemeindepräsident Daniel Albertin versichert zum Schluss, dass die Behörden die Bevölkerung unterstütze und verabschiedet sich von den Anwesenden. Die Medienkonferenz ist beendet.

Eine Zusammenfassung folgt hier in Kürze.

20:21

Wie schnell muss man evakuieren?

Ein Bewohner macht sich Sorgen um den Zeitpunkt der Evakuierung.

Man könne in den nächsten paar Tagen beruhigt sein, antwortet Andreas Huwiler vom Amt für Amt und Naturgefahren. Aber mehr als ein paar wenige Tage könne man nicht mehr garantieren.

20:15

«Ich getraue mich, das fast nicht in den Raum zu stellen.»

«Ich getraue mich, das fast nicht in den Raum zu stellen», meldet eine weitere Person. Sie weist darauf hin, dass man langsam doch überlegen soll, ob eine gezielte Sprengung nicht vielleicht besser sei als ständige Evakuierungen, bei denen man nicht wisse, wie lange sie gehen.

Das Panel lässt die Aussage unkommentiert.

20:01

«Nicht die existenzielle Sicherheit des Durchschnitts-Schweizers.»

Eine Person bemerkt, dass sie unter der Situation leidet. «Wir haben in Brienz nicht die existenzielle Sicherheit des Durchschnitts-Schweizers. Wir leben in einem Standby-Alarm-Modus». Der Mann fragt: «Wie lange will man solch eine Situation einer Bevölkerung zumuten?»

Eine weitere Person stimmt ihm zu: «Ich möchte den Géri nicht alleine lassen. Die Belastung, die wir haben, die ist riesig.»

Gemeindepräsident Albula/Alvra, Daniel Albertin entgegnet daraufhin, dass er nur versuchen kann, das Leiden der Betroffenen mitzufühlen, aber dass es auch eine Frage des Glaubens an Brienz ist, an den Erfolg der Massnahmen und Vorgehens, die sie eingeschlagen haben.

19:56

Fragerunde hat begonnen

Eine Person fragt, ob der gebaute Stollen etwas nutze, da die Geschwindigkeit am Berg weiter zugenommen habe. Es habe sich um einen Sondierungsstollen gehandelt, erklärt der Geologe.

19:46

Unterstützung bei Wohnugssuche

Die Gemeinde unterstütze die Bevölkerung bei der Wohnungssuche, sagt Marguth. Betroffene können schon am Samstagabend ihre Daten hinterlegen.

19:44

Hotline im Einsatz

Jürg Marguth von der eingerichteten Hotline für Betroffene erklärt, dass die Hotline ab sieben Uhr wieder intensiv benutzt werde.

19:41

Evakuierungsvorbereitung

Porchet beschreibt die drei Phasen der Evakuierung: Grün, Orange und Rot: Kommt es zur «Phase Rot», müssen Menschen und Tiere sofort evakuiert werden.

Er rät der Bevölkerung, wertvolle Sachen zu packen. «Alles, was nicht mit Geld ersetzbar ist.» Vor allem Ausweise.

19:40

Evakuation in nächsten Tagen «durchaus möglich»

Porchet betont: «Es kann durchaus sein, dass eine Evakuation in den nächsten Tagen erforderlich ist. Deshalb möchte ich Sie darum anhalten, sich wirklich darauf vorzubereiten.»

19:34

Gefahren

Grössere Niederschläge oder Felsaktivität schaffen Unsicherheit. Die Geologen empfiehlen, auf «Phase Gelb» zu ändern.

19:31

Wie ist die Lage oben am Berg?

Eine Beruhigung der Lage sei sehr wahrscheinlich, gleichzeitig könne ein Schuttstrom aber nicht ausgeschlossen werden.

Kommt es zum Schuttstrom, erreichen die Schuttmassen mit grosser Wahrscheinlichkeit das Dorf.

Überwachungssysteme können vor einem solchen Schuttstrom nicht zuverlässig und rechtzeitig gewarnt werden.

19:25

Auslöser für Felssturz

Auslöser für den Kollaps der Schutthalde:

- Intensive Niederschläge.

- Felsstürze auf der Schutthalde.

- Entwicklung über die Zeit: Das Material wird feiner und es kommt zu einem Kollaps.

19:21

Aus Sicherheitsgründen hat der Gemeindeführungsstab für das Dorf Brienz/Brinzauls deshalb die «Phase Gelb» beschlossen.

19:19

Bis zu 40 cm pro Tag

Die Messungen zeigen, dass sich der oberste Teil der Schutthalde seit der zweiten Septemberhälfte mit zeitweise fast bis zu 40 Zentimeter pro Tag bewegt.

19:18

Insel

In diversen Grafiken erklärt die Fachperson die Lage: In diesem Bereich finden die Bewegungen statt.

19:14

Hohe Geschwindigkeiten im Westen

Teilweise seien die Geschwindigkeiten über sieben Meter pro Jahr.

19:11

19:11

Geschwindigkeiten höher

In Grafiken erklärt ein Experte die Situation im Dorf und am Berg: Die Geschwindigkeiten haben klar zugenommen.

19:07

Entscheidungen beim Kanton

Die Entscheidungen werden auf kantonaler Ebene getroffen, so Albertin. Die Verantwortlichkeiten sollen beim Kanton liegen.

19:05

PK beginnt

Nach der Begrüssung sagt der Gemeindepräsident Daniel Albertin, eine zweite Evakuierung stelle für die Gemeinde eine Herausforderung dar.

14:48

Experten informieren

An der Medienkonferenz werden Experten für Geologie und Naturgefahren sowie Verantwortliche der Gemeinde und des Kantons Graubünden über die aktuelle Lage informieren.

14:46

Medienkonferenz um 19 Uhr

Der Frühwarndienst Albula/Alvra überwacht die Bewegungen der Rutschung sehr eng. Die Messungen zeigen, dass sich der oberste Teil der Schutthalde seit der zweiten Septemberhälfte mit zeitweise mehr als 30 Zentimeter pro Tag bewegt. Zwar wird eine Beruhigung der Lage erwartet, ein Schuttstrom aus der Schutthalde kann aber leider nicht ausgeschlossen werden. Er könnte durch weitere Niederschläge, einen Felssturz von oben auf die Schutthalde oder bereits durch die anhaltenden hohen Geschwindigkeiten ausgelöst werden.

Ab 19 Uhr hält die Gemeinde in Tiefencastel eine Medienkonferenz, um die Bevölkerung über die Situation zu informieren.

Christoph Nänni, Tiefbauamt GR
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