Ehemaliger DiplomatBritischer Tourist prahlt mit Flucht vor Schweizer Corona-Quarantäne
Aus der Schweiz reisten am Wochenende trotz Quarantänepflicht Dutzende Briten ab. Darunter auch ein Ex-Diplomat aus Grossbritannien.
Diverse britische Touristen reisten trotz der angeordneten Quarantäne in der Schweiz am Wochenende vorzeitig ab. Im Walliser Skiort Verbier sind kaum mehr britische Touristen anzutreffen. Allerdings war nicht nur der Briten-Hotspot im Wallis von der Quarantäne-Anordnung aufgrund der neuen Coronavirus-Variante betroffen.
Der ehemalige britische Diplomat Andy Wigmore verbrachte seine Skiferien vor Weihnachten in Wengen BE. Er zählte ebenfalls zu den Briten, die aufgrund der neuen Coronavirus-Variante eigentlich in Quarantäne mussten. Wie der 54-Jährige gegenüber «Dailymail» sagt, entschieden er und seine Familie kurz nach der Nachricht der Schweizer Behörden, sich aus dem Staub zu machen. «Wir haben es über die Berge in die Freiheit geschafft», sagt er. Wigmore und seine Familie nahmen einen Zug nach Paris und kamen am 23. Dezember in London an.
Der ehemalige Diplomat behauptet, dass er keine Regeln gebrochen hätte. Er sei mit seiner Familie 20 Minuten vor dem Inkrafttreten der Quarantäne aus dem Land gereist. Sollte dennoch eine Regel gebrochen worden sein, könnte es teuer werden. Es könnte eine Geldstrafe von 10’000 Franken nach sich ziehen. «Wenn wir nicht rechtzeitig rausgekommen wären, hätten wir Weihnachten verpasst», sagt er.
Seine Flucht vor der Corona-Quarantäne teilte Wigmore auf Instagram. Nach eigenen Aussagen wurde er bei der Fahrt nach Frankreich mehrfach von Polizisten angehalten. Mittlerweile befindet sich der Brexit-Befürworter in Quarantäne in Grossbritannien.
«Die Kommunikation der Schweizer Behörde war und ist sehr schlecht»
Allerdings: Nicht alle Briten ignorierten die Quarantäne-Anordnung. «Am Montagmorgen um 6.30 Uhr sind wir endlich wieder frei», sagt Vanessa James. Die Britin befindet sich seit dem 22. Dezember mit ihrem Mann und den beiden Kindern im Alter von 8 und 12 Jahren in Verbier VS in Quarantäne. Statt auf den Pisten des Walliser Skigebiets verbrachte die Familie die Weihnachtstage isoliert im eigenen Chalet mit Kochen, Putzen und Filmeschauen.
Vanessa James ist verärgert: «Die Kommunikation der Schweizer Behörde war und ist sehr schlecht», kritisiert die Touristin. «Wir erfuhren nur per Zufall von der Quarantäne», so die Mittvierzigerin. Eher zufällig habe ihr eine Bekannte, die im Skiort ein Lebensmittelgeschäft betreibt, von der Verordnung des Bundesrats erzählt. «Im letzten Moment konnten wir uns noch mit Vorräten eindecken und uns für die bevorstehende Quarantäne wappnen», sagt die Mutter. Die Chaletbesitzerin ist nicht die Einzige, die das Vorgehen der Behörde kritisiert. Der Brite Chris Southwell, der in Kloster GR Ferien macht, meinte gegenüber 20 Minuten: «Viele Briten sind nicht richtig informiert worden, Die Informationen kamen nicht bis zu ihnen – viele Briten wissen gar nicht, dass sie eigentlich in Quarantäne sein sollten.»
Verständnis für vorzeitige Abreise
200 britische Touristen, die in Isolation hätten bleiben müssen, sind in den letzten Tagen klammheimlich aus Verbier verschwunden. So erzählt ein örtlicher Hotelier gegenüber 20 Minuten von einer Familie aus England, die das Hotel noch während der Quarantänezeit verlassen hat. «Sie bezahlten die Rechnung und gaben an, bei Freunden, die ein Haus mit Garten hätten, unterzukommen. Wo diese Freunde wohnen, wissen wir aber nicht», sagt der Gastwirt. Das Handeln der Familie verstehe er: «Mit Kindern über Tage in einem Hotelzimmer eingesperrt zu sein, ist nicht einfach.»
Auch ein Vermieter von Luxusappartements in Verbier erzählt von der vorzeitigen Abreise seiner Gäste: «Zwei der drei britischen Gästegruppen sind noch während der verordneten Quarantäne zurückgeflogen», so der Vermieter. Diese hätten aber auch gar keine andere Wahl gehabt: «Die Unterkunft mussten sie wegen der nachfolgenden Gäste verlassen; hier in Verbier hätten sie also gar keine Bleibe mehr gehabt.» Anstatt sich auf die Suche nach einer neuen Unterkunft zu begeben, seien sie direkt nach Hause geflogen.
Britin erstaunt über Schweizer Polizeiaufgebot
In Verbier hat es derzeit genügend freie Betten: Seit der Bundesrat die zehntägige Quarantänepflicht für britische Touristen verordnet hat, sind nach und nach Buchungen aus England storniert worden. «Unser Hauptproblem ist aktuell, dass wir viele, viele Reservationen verloren haben», sagt eine andere Hotelière aus Verbier zu 20 Minuten. «Wir haben nun nur wenige Gäste aus der Schweiz und aus Belgien. Es ist eine sehr schwierige, ungewisse Zeit.»
Und nicht nur die Hotels haben mit Stornierungen zu kämpfen; auch den Skischulen fallen die britischen Gäste weg. Charlotte – selber Britin und seit November bei einer Skischule in Verbier angestellt – ist derzeit sozusagen arbeitslos: «Alle meine Gäste aus Grossbritannien haben die bevorstehenden, bereits gebuchten Kurse abgesagt», so die 18-Jährige. Die freie Zeit überbrückt sie nun mit ihren Kollegen beim Skifahren. Man müsse aber stets aufpassen, nicht gegen die Vorschriften zu verstossen: «Hier ist es viel strenger als in Grossbritannien, was die Durchsetzung der Covid-Gesetze angeht. Vor allem mit der Polizei, die ständig auf den Strassen unterwegs ist», rapportiert die junge Frau aus Verbier. Wie die vielen Briten aktuell aus Verbier entwischen konnten, kann sich Charlotte nicht erklären.
James hofft auf Goodwill der Bergbahnen
Trotz der ungewöhnlichen Situation will auch die Familie James nach ihrer Quarantäne noch ein paar zusätzliche Tage in den Walliser Bergen verbringen. Das Dorf Verbier und seine Umgebung verzaubert sie nämlich nach wie vor. Den Rückflug, der auf den 27. Dezember datiert war, haben sie sowieso bereits verpasst: «Wir durften das Haus ja nicht verlassen, um an den Flughafen zu kommen», sagt Vanessa James. Die Heimreise wurde nun auf Januar verschoben; Silvester will die Familie aus London noch in Verbier verbringen – «nun hoffen wir einfach, dass unsere Skipässe von insgesamt 100 Franken umdatiert werden, damit wir diese noch benutzen können …».