Buchrezension: «Auch Fische können ertrinken» von Dagmar Schifferli

«Ich müsste zu mir zurückfinden», nimmt sich Katharina, 59, vor. Sie ist Ärztin und gerät in ein veritables Burn-out, denn wie auch Fische ertrinken können, kann auch eine Ärztin krank werden. Sie reist zur Kur nach Davos, beschäftigt sich mit der Landschaft und ihrer Spiegelung in der Literatur, geht der Geschichte der 30er-Jahre nach, als deutsche Nazis das Dorf beherrschten und einer von ihnen erschossen wurde. Sie erinnert sich auch an dunkle Vorgänge in ihrer Kindheit, doch am meisten quält sie die Eifersucht. Daniel, ihr Ehemann, geht mit der jungen Sibylle joggen, und Katharina fürchtet, dass sie mehr als nur Sport miteinander treiben.

Nach einem Zusammenbruch kommt Daniel sie besuchen, und in einem Gespräch zerstreut er ihre Bedenken. Und statt Sibylle nimmt er nun Katharina zum New York Marathon mit. Wegen eines Hurrikans ist der Lauf jedoch abgesagt, und «kein Marathon, aber du» heisst nun die Devise in den geschenkten Tagen in New York. Und wirklich finden die beiden in der irritierenden Stadt, auf die Katharina sich mit der Lektüre von Teju Coles Roman «Open City» eingestimmt hat, nach und nach zu Liebe und Zärtlichkeit zurück, sodass sie sich schliesslich sagen kann: «Wie gut wir es wieder miteinander haben!» Ein Roman, der einen auf charmant-persönliche, viele Themen streifende Weise nicht nur mit dem Faszinosum Davos und dem mondänen New York, sondern auch mit einer 30-jährigen Liebesgeschichte konfrontiert, die erst im Alter ihre schönste Erfüllung findet.