Buchrezension: «Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete»

Der bekannte Schweizer Literaturkritiker Charles Linsmayer rezensiert für 20 Minuten regelmässig Neuerscheinungen und Klassiker.

Der bekannte Schweizer Literaturkritiker Charles Linsmayer rezensiert für 20 Minuten regelmässig Neuerscheinungen und Klassiker.

20min/Ela Çelik
Publiziert

LINSMAYER LIESTAus Liebe die Welt retten

In seiner Literaturkolumne rezensiert Charles Linsmayer für 20 Minuten Neuerscheinungen und Klassiker. Dieses Mal: «Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete» von Lukas Maisel.

Das erste Buch des 38-jährigen Lukas Maisel spielte in Papua-Neuguinea, das zweite, «Tanners Erde», war 2022 ein ins Absurde kippender Schweizer Bauernroman. Nun führt er uns, ohne auf Themen wie Kommunismus oder Kalter Krieg einzugehen, in eine sowjetische Kommandozentrale des Jahres 1983. Da tut Stanislaus Petrow an jenem Pult Dienst, an dem auf einen roten Knopf gedrückt werden soll, wenn ein amerikanischer mit einem russischen Raketenangriff beantwortet werden muss.

Lukas Maisel: «Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete». Roman. Rowohlt-Verlag, Hamburg 2025. 124 Seiten, Fr. 18.70 bei Nalda.ch

Lukas Maisel: «Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete». Roman. Rowohlt-Verlag, Hamburg 2025. 124 Seiten, Fr. 18.70 bei Nalda.ch

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In der Nacht vom 26. September 1983, als Petrow für einen kranken Kollegen eingesprungen ist, lässt das Bild eines russischen Aufklärungssatelliten den Schluss zu, dass in Amerika eine Rakete in Richtung Moskau abgeschossen worden ist. Ganz sicher ist das aber nicht, und Petrow, der alles andere als ein Heisssporn ist, zögert den Gegenschlag immer weiter hinaus. Bis zu dem Moment, als es zu spät wäre, noch rechtzeitig reagieren zu können. Im Hin und Her zwischen Angst und Zweifel will er nicht zum Auslöser eines dritten Weltkriegs werden und vertraut eher seinen Gefühlen als einem seelenlosen Computer. Bis schliesslich die Entwarnung kommt und klar wird, dass es sich um einen Fehlalarm handelte. Bei der Heimfahrt im Bus sitzt Petrow erleichtert zwischen Menschen, die keine Ahnung davon haben, wie knapp sie ihrer Auslöschung entkommen sind. Vielleicht aber wollte er letztlich nicht sie retten, sondern bloss seine Frau Raisa und deren frohes Lachen, das zu beschützen er sich am Hochzeitstag geschworen hatte ...

Über Charles Linsmayer

Charles Linsmayer ist seit jeher besessener Leser. In seiner Bücherkolumne rezensiert der Zürcher Journalist und Publizist Neuerscheinungen und Klassiker.

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