Rechtschreibung adeBündner vergoogeln sich am häufigsten
Rechtschreibung ist Glückssache. Eine Analyse von deutschen Such-Eingaben bei Google zeigt: Bei Bündner Usern schleichen sich die meisten Fehler ein.
«Standart» statt «Standard» oder «Gradwanderung» statt «Gratwanderung»: Bei deutschen Begriffen hauen die Internetnutzer aus Graubünden am häufigsten daneben, wie eine Auswertung falsch geschriebener Google-Suchwörter von 20 Minuten ergab. Hinter dem Bündnerland folgen der Thurgau, Solothurn und Luzern.
«Der Deutschunterricht ist bei uns nicht schlechter als in anderen Kantonen», verteidigt sich der Bündner Sekundarlehrer Stefano Anotta. Danny Bazell vom Bündner Amt für Volksschule und Sport vermutet: «Graubünden ist der einzige dreisprachige Kanton der Schweiz, das mag einen Einfluss auf die erhöhte Fehlerquote haben. In den romanischen Gegenden etwa wird Deutsch erst ab der dritten Klasse unterrichtet.»
Peter Müller von der Schweizer Orthographischen Konferenz hat Verständnis für die Schwierigkeiten: «Sprache ist nicht durchgehend logisch, es gibt viele Ausnahmen. Selbst für Fachleute ist die deutsche Rechtschreibung nicht einfach.» Bei englischen Suchwörtern ändert sich das Bild nicht wesentlich: Hier nimmt Thurgau den letzten Platz ein, gefolgt von Graubünden, Basel-Land und Solothurn. Auch wenn Suchbegriffe in Deutsch, Französisch und Englisch ausgewertet werden, bleibt dem Kanton Thurgau nur der letzte Platz (siehe Box). Über eine gute Rechtschreibekompetenz – und zwar unabhängig von der Sprache des Suchbegriffs – verfügen die Kantone Genf, Freiburg und Zug.
So verbessern Sie Ihre Rechtschreibung
Insgesamt am wenigsten Fehler machen die Genfer. In der französischen Sprache sind sie zwar nur im Mittelfeld platziert, dafür schneiden sie in Englisch und Deutsch überdurchschnittlich ab. Überhaupt fällt auf, dass sich die «typischen Fehler» bei Menschen aus einem anderen Sprachraum weniger einschleichen. Vermutlich werden die Begriffe sorgfältiger eingetippt oder aufgrund hoher Unsicherheit ins Google-Suchfeld kopiert.
In die Analyse flossen Daten von 2004 bis heute. Bemerkenswert: Seither ist die Fehlerquote dank Verfeinerungen und Selbstkorrektur der Google-Tools bei deutschen und französischen Begriffen um einen Drittel gesunken. Wer auch ohne technische Unterstützung sattelfester werden möchte, dem empfiehlt Peter Müller vor allem eins: «Möglichst oft gute Texte lesen, so entsteht Rechtschreibkompetenz.»
Sehen Sie sich die Top-Ten der häufigsten Fehler in der Bildstrecke oben an.
Wer kann schreiben und wer nicht?
Das sind die Top-5 und die Flop-5 der Kantone über mehrere Sprachen hinweg gesehen:
Top
1. Genf
2. Freiburg
3. Zug
4. Wallis
5. Basel-Stadt
Flop
1. Thurgau
2. Graubünden
3. Luzern
4. Solothurn
5. Bern
Quelle: Google Insights for Search
Die Methode
20 Minuten hat häufige Rechtschreibfehler sowohl in deutscher, französischer und in englischer Sprache untersucht. Es ging darum, die Fehler-Häufigkeit im Zeitverlauf und nach Kantonen zu ermitteln. Die fehlerhafte Schreibweise wurde anschliessend mit den Häufigkeiten der richtigen Orthographie verglichen. Die quantitative Auswertung basiert auf der Datenbank von Google bzw. auf dem Analysetool Insights for Search. Google gehört zur wichtigsten Suchmaschine der Welt mit über einer Milliarde Benutzer. In der Schweiz hat die Suchmaschine einen Marktanteil von über 90 Prozent und gehört zur mit Abstand meistbenutzten Website. Die Resultate sind somit für die Population der Internetnutzer repräsentativ.
Das Google-Analysetool erlaubt es, die Abfragen nach einem bestimmten Begriff ins Verhältnis zur Gesamtzahl aller Suchanfragen zu stellen. Diese Kenngrösse ist unabhängig von der Zahl der Internetnutzer in einem Gebiet und der Nutzungsintensität. Sie kann daher zum Vergleich zwischen verschiedenen geographischen Zonen verwendet werden. Google Insights for Search verwendet die IP-Adressen der Protokolle, um eine fundierte Vermutung über den geografischen Ursprung der Suchanfragen aufzustellen.