Private SolidaritätBürger organisieren Hilfe für Corona-Risikogruppen
Mit den steigenden Fallzahlen des Coronavirus in der Schweiz müssen Risikogruppen besonders geschützt werden. Nun organisieren sich Private in Hilfsgruppen.
Über 1000 bestätigte Corona-Fälle gibt es mittlerweile in der Schweiz. Der Bundesrat diskutiert weitere Massnahmen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) betont, müssen Risikogruppen besonders geschützt werden. Dazu gehören Personen über 65 Jahre und solche mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes.
Um genau diese Risikogruppen zu entlasten, bieten viele Private ihre Hilfe an. In den sozialen Medien entsteht eine regelrechte Solidaritätswelle für ältere Menschen und Risikopersonen. So gibt es mehrere regionale Facebook-Gruppen, in denen Einkaufs- oder Fahrdienste offeriert werden. Teils haben sie schon Hunderte Mitglieder, so etwa «Gern gscheh – Tsüri hilft» oder «Gärn gschee – Basel hilft» vom Onlinemagazin «Bajour».
«Teilnehmerzahl geht durch die Decke»
«Wir wollten in Bezug auf das sich verbreitende Coronavirus etwas Positives auslösen», sagt Samuel Hufschmid von «Bajour». Es sei der Wahnsinn: «Die Teilnehmerzahl ist durch die Decke gegangen.» Hatte die Gruppe am frühen Freitagmorgen rund 800 Mitglieder, waren es gegen Mittag schon über 1800.
In mindestens einem Fall war «Gärn gschee» schon erfolgreich: Eine Frau hat am späten Donnerstagabend noch angefragt, ob ihr jemand eine Bestellung von 2,6 Kilogramm Artischocken abholen und vorbeibringen könne. Wenige Stunden später konnte die Hilfesuchende schon eine erste Absage erteilen, weil ihr bereits jemand Hilfe angeboten hatte.
Nun will man dafür sorgen, dass die Hilfsangebote die Risikogruppen auch wirklich erreichen: «Dazu werden wir gezielt Flyer verteilen», sagt Hufschmid.
Grössere Reichweite im Internet
Eine weitere Gruppe ist «Coronavirus Schweiz – Wir helfen einander!». P. F.* aus Rothrist AG hat sie am Donnerstag gegründet. «Alle reden immer darüber, dass man helfen sollte. Aber wenns niemand macht, passiert nichts», sagt die zweifache Mutter. «Es gibt sicher Leute ohne grosses soziales Netz, die um die Hilfe froh sind», so F. Ihren Namen will sie für sich behalten, da sie die Sache und nicht ihre Person in den Vordergrund stellen will.

Die 42-Jährige hilft gern, wie sie sagt: «Gerade heute habe ich jemanden, der in Quarantäne ist, mit WC-Papier versorgt.» Sie habe sich schon immer ehrenamtlich engagiert.
Das bisherige Feedback sei überwiegend gut gewesen. F. hofft, dass die Gruppe mehr oder weniger zu einem Selbstläufer wird: «Man hat auf Social Media eine viel grössere Reichweite, als wenn man es einfach im Dorf herumerzählt.»
*Name bekannt