Jodtabletten-FlyerBund droht Greenpeace mit Klage
Eine Greenpeace-Aktion steht in der Kritik: Durch eine Briefkampagne habe die Organisation die Bevölkerung verängstigt, wird behauptet. Greenpeace widerspricht.

Christian Engeli ist Kampagnenleiter bei Greenpeace. Er widerspricht den Anschuldigungen.
Gestern flatterten Flyer von Greenpeace in die Briefkästen von einer Million Haushalten, in denen sich die Umwelt-Organisation als «Geschäftsstelle Kaliumiodid-Versorgung» des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ausgibt. Die Bevölkerung wird im Schreiben auf sarkastische Weise vor der Wirkungslosigkeit der Jodtabletten bei einer Atomkatastrophe gewarnt. Nun steht die Aktion der Umweltschützer in der Kritik.
«Ich finde es falsch, wenn die Bevölkerung bei Informationen zu Medikamenten durch unterschiedliche Angaben verunsichert wird», sagt Erika Ziltener, die Geschäftsleiterin der Zürcher Patientenstelle, zu srf.ch. Obwohl sie die Greenpeace-Kritik verstehen könne, sei sie über die Aktion nicht glücklich.
«Hoffe, dafür gibts eine saftige Busse»
Unzufrieden ist man auch beim Bundesamt für Gesundheit. «Dieser Flyer operiert missbräuchlich mit dem Namen und dem Erscheinungsbild der Geschäftsstelle Kaliumiodid-Versorgung», sagt Sprecher Daniel Dauwalder zu 20 Minuten. Das BAG prüfe nun rechtliche Schritte gegen Greenpeace.
Auch im Internet ist die Aktion bei vielen Empfängern schlecht angekommen. 20-Minuten-Leser Jürg Greiff schreibt in einem Kommentar: «Damit hat sich Greenpeace einmal mehr ins Abseits befördert.» Leser Martin geht sogar noch weiter: «Hoffe, dafür gibts eine saftige Busse für Amtsanmassung.»
Im Notfall gut geschützt?
Bereit, eine allfällige Busse in Kauf zu nehmen, ist Greenpeace-Kampagnenleiter Christian Engeli. «Wir haben nur Fakten verbreitet», sagt er. «Wenn sich die Bevölkerung nun darüber aufregt, zeigt das doch genau, dass ein riesiger Missstand besteht.»
Die Aktion gestartet habe Greenpeace, weil die Informationsbriefe des BAG zu den Jodtabletten irreführend seien. «Das BAG schreibt in seinem Brief, mit den Jodtabletten sei man ‹im Notfall gut geschützt›. Das stimmt ganz einfach nicht.»
Den Vorwurf des Etikettenschwindels weist Engeli zurück: «Wenn wir auf Greenpeace aufmerksam machen wollten, hätten wir unser Logo auf die Briefe gedruckt. Mit dieser Aktion wollten wir aber eine inhaltliche Debatte auslösen und ich glaube, das ist uns gelungen.»