Medienkonferenz«Von mir aus reichts jetzt dann langsam»
Der Bundesrat hat am Mittwoch seine neue Impfoffensive präsentiert. Er setzt auf Informationen, mobile Impfstellen und eine nationale Impfwoche.

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Zusammenfassung
Der Bund lanciert eine neue Impfoffensive. Diese kostet 96,2 Millionen Franken.
In der Schweiz fehlen noch eine Million Geimpfte bis zur erforderlichen Impfquote.
Die Offensive setzt auf Informationen, mobile Impfstellen und eine nationale Impfwoche.
Die nationale Impfwoche findet vom 8. bis zum 14. November statt. In dieser Zeit sollen möglichst viele Menschen über die Impfung informiert werden. Kantone und Gemeinden werden Informationsanlässe organisieren.
Die 50-Franken-Gutscheine für eine Impfempfehlung kommen nicht.
Die erweiterte Zertifikatspflicht bleibt vorerst bestehen. Der Bundesrat diskutiere diesen Punkt aber.
Der Moderna-Impfstoff, der in einigen skandinavischen Ländern teils nicht mehr eingesetzt wird, wird in der Schweiz weiterhin verwendet.
Die Medienkonferenz ist beendet
Es folgt eine Zusammenfassung.
Probleme mit Moderna?
In einigen skandinavischen Ländern wird der Moderna-Impfstoff teils ausgesetzt. Dies, weil selten Herzmuskel- (Myokarditis) und Herzbeutel-Entzündungen (Perikarditis) nach Impfungen aufgetreten sind. Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit BAG, sagt: «Wir haben diese Nebenwirkungen auch in der Schweiz beobachtet. Das Risiko dieser Nebenwirkungen ist bei einer Corona-Ansteckung viel höher als bei einer Impfung.»
Berset über die Zertifikatspflicht
Ist die erweiterte Zertifikatspflicht noch gerechtfertigt, angesichts der fallenden Infektionszahlen? Auf die Frage einer Journalistin antwortet Berset: «Wir werden die Situation beurteilen. Es gibt noch Unsicherheiten». Berset verweist auf das Ende der Herbstferien und die kältere Jahreszeit. Aber dass die Fallzahlen sinken, stimmt Berset vorsichtig optimistisch.
Marathon-Vergleich
Berset auf seinen Marathon-Vergleich wird angesprochen. Der gehe so nicht mehr, meint der Bundesrat. «Es ist eher so, dass wir Runden drehen in einem Stadion.» Er sei zwar immer optimistisch gewesen, hätte sich aber auch nicht vorstellen können, dass die Pandemie so lange dauert. Er findet klare Worte: «Von mir aus reicht es jetzt dann langsam.»
Impfoffensive kostet 96,2 Millionen Franken
Die Impfoffensive ist mit 96,2 Millionen Franken budgetiert.
Die Strategie des Bundesrats

Kantone wollten nichts von 50-Franken-Gutschein wissen
Dass die Kantone die Idee des 50-Franken-Gutscheins abgelehnt haben, hat Berset «wenig überrascht». Es sei eine unkonventionelle Idee gewesen, man befinde sich aber auch in einer unkonventionellen Krise. Bund und Kantone würden alles unternehmen, um aus dieser Krise herauszukommen. Er betont noch einmal, dass die Lösung in der Gesellschaft liege.
Berset nimmt die Kantone in die Pflicht
Impfung und Gesundheitsversorgung seien Aufgabe der Kantone. Der Personalmangel könne zu einer Herausforderung werden. Es könne aber nicht sein, dass der Bund die Kantone mit dem nötigen Personal versorgen müsse.
Delta-Variante hat die Lage verschärft
Die Situation sei vor Juni viel einfacher gewesen, sagt Berset. Die hochansteckende Delta-Variante, die danach aufgetaucht ist, habe die Lage verschärft. Mittlerweile sei diese Variante für fast 100 Prozent der Ansteckungen in der Schweiz verantwortlich. Wegen dieser Variante habe man auch die benötigte Impfquote nach oben schrauben müssen.
«Es wird nie eine Impfpflicht kommen»
Warum sind viele Personen in der Schweiz impfskeptisch? Auf die Journalistenfrage weiss Berset keine genaue Antwort: «Es gibt unterschiedliche Meinungen zur Impfung», so der Gesundheitsminister. Er betont aber: «Es wird nie eine Impfpflicht in der Schweiz kommen.»
«Immunität erreichen wir mit der Impfung»
Die Pocken sei man losgeworden, weil man eine Immunität durch eine Impfung erreicht habe. Das Gleiche müsse auch beim Coronavirus möglich sein. «Der Bundesrat kann diese Krise nicht allein beenden – aber die Gemeinschaft kann das», sagt Berset.
Portugal hat es geschafft
Man stehe an der Schwelle, diese Epidemie beenden zu können. Es würden aber noch 15 bis 20 Prozent zu der dazu benötigten Impfquote fehlen. In Portugal seien dank der hohen Impfquote alle Beschränkungen gefallen. Man müsse nun alles versuchen, dass die Impfskepsis abnehme.
Mobile Impfstellen
«Wir möchten mit Fakten zur Impfung überzeugen», so Berset. Bund, Kantone und Gemeinden werden in den «nationalen Impfwochen» versuchen, die Bevölkerung von der Impfung überzeugen
Mobile Impfstellen sollen in den nächsten vier bis sechs Wochen zu den Menschen gehen. Das seien niederschwellige Angebote, die die Leute überzeugen sollen. In den Impfbussen kann man sich auch über die Impfung informieren.
50-Franken-Gutscheine beerdigt
Die 50-Franken-Gutscheine für eine Impfempfehlung kommen nicht.
Unterschwellige Impfangebote
Man hinke bei der Impfrate im Vergleich zu anderen Ländern noch hinterher. Der Zugang zu den Impfangeboten müsse so unterschwellig und einfach wie möglich sein. Im Juni habe man 60'000 Menschen pro Tag geimpft. Heute seien es noch 10'000. Das sei noch zu wenig. Man brauche noch rund eine Million geimpfte Personen, um die Impfrate der Nachbarländer zu erreichen.
Die Entscheide
Hier findest du eine Übersicht zu den Entscheiden des Bundesrats.
Epidemiologische Lage
Die epidemiologische Lage sei ermutigend, im Vergleich zu den Vorwochen. Sie bleibe aber heikel. Es gebe wesentlich weniger Fälle als in den letzten vier bis sechs Wochen. Der Bundesrat will die Impfoffensive weiter forcieren. Man wolle Widerstände aus dem Weg räumen, die Leute davon abhalten, sich impfen zu lassen. Die Impfung sei der Ausweg aus der Krise.
Wie war der Austausch mit der Bevölkerung?
Eine Journalistin fragt, wie der Austausch mit der Bevölkerung bei Alain Berset angekommen ist. «Die Leute waren sehr freundlich», so Berset. Es habe gut getan, dass solche Momente wieder möglich seien. Es habe auch kritische Fragen geben. Das habe es aber auch an anderen Anlässen in den letzten Wochen gegeben. «Der Austausch war heute sehr offen und respektvoll.»
Die Medienkonferenz beginnt
Nach seinem Besuch im Verkehrshaus Luzern, mit anschliessendem Austausch mit der Bevölkerung, ist Alain Berset wieder in Bern eingetroffen. Der Gesundheitsminister tritt nun vor die Medien.
50-Franken-Gutscheine werden wohl verworfen
Die 50-Franken-Gutscheine für eine Impfempfehlung dürften wohl vom Tisch sein, nachdem sich die überwiegende Mehrheit der Kantone klar gegen die Idee ausgesprochen hatte. Umsetzen dürfte der Bundesrat hingegen die nationale Impfwoche, die bereits Anfang November stattfinden soll. Weiter wird der Bundesrat zum aktuellen Stand der zusätzlichen mobilen Impf-Equipen und Impfberatern und -beraterinnen informieren.
Nach seinem Besuch in Luzern wird der Bundesrat heute um 15.30 Uhr aus Bern über die Corona-Situation in der Schweiz berichten.
