Bundesrat ist gegen mehr Tempo-30-Zonen

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Autolobby erleichtertBundesrat ist gegen mehr Tempo-30-Zonen

SP und Grüne wollen, dass die Gemeinden auch auf Hauptstrassen die Geschwindigkeit begrenzen können. Doch beim Bundesrat stossen sie mit dem Anliegen auf Ablehnung.

J. Büchi
von
J. Büchi
Geht es nach SP-Nationalrätin Nadine Masshardt, sollen auch auf gewissen Hauptstrassen Tempo-30-Zonen möglich sein. Doch der Bundesrat will davon nichts wissen.

Geht es nach SP-Nationalrätin Nadine Masshardt, sollen auch auf gewissen Hauptstrassen Tempo-30-Zonen möglich sein. Doch der Bundesrat will davon nichts wissen.

Der Aufschrei aus der Autolobby war gross, als SP-Nationalrätin Nadine Masshardt in einem Vorstoss die vereinfachte Einführung von Tempo-30-Zonen forderte. Die Idee der Berner Sozialdemokratin: Nicht nur in Siedlungen soll das Tempo gedrosselt werden, sondern auch auf Hauptstrassen in Orts- und Quartierzentren sowie in der Altstadt. Sie verlangte zu diesem Zweck, dass Gemeinden Tempo-30-Zonen in Zukunft grundsätzlich unbürokratischer anordnen können. 58 Parlamentarier – vor allem aus dem rot-grünen Lager – haben die Motion unterzeichnet.

Doch nun winkt der Bundesrat ab: In einer Stellungnahme schreibt er, er habe die rechtlichen Anforderungen für die Einführung von Tempo-30-Zonen in den vergangenen Jahren bereits gelockert. Zudem seien Hauptstrassen «per definitionem verkehrsorientierte Strassen» – solche müssten für den fliessenden Verkehr attraktiv und leistungsfähig erhalten werden. Dafür brauche es Tempo 50. Der Bundesrat beantragt deshalb dem Parlament, die Motion abzulehnen.

«Verpasste Chance» – «Temporeduktionen bekämpfen»

Für SVP-Nationalrat Walter Wobmann die einzig richtige Entscheidung: «Tempo 30 auf der Hauptstrasse ist ja wirklich ein Stumpfsinn.» Schon heute würde die Geschwindigkeit überall zwangsgedrosselt – diese Entwicklung dürfe nicht noch unterstützt werden. «Weitere Temporeduktionen gilt es grundsätzlich zu bekämpfen.»

Motionärin Nadine Masshard ist von der Absage enttäuscht: «Ich bin der Meinung, dass das eine verpasste Chance ist.» Nur ein kleiner Trost bleibt ihr: Der Bundesrat bietet in seiner Stellungnahme an, «im Rahmen einer kommenden Revision» Vorschläge zu machen, wie die Gemeinden zumindest in Siedlungsgebieten mit geringerem Aufwand Tempo-30-Zonen einführen könnten. «Ich weiss nicht, wann diese Revision geplant ist. Ich werde den Bundesrat aber beim Wort nehmen», so Masshardt.

Wobmann will hingegen auch davon nichts wissen: «Wenn die Gemeinden einfacher Tempo-30-Zonen einführen können, werden sie diese noch exzessiver anordnen – dann können wir das Auto am Ende ganz stehen lassen.»

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