Sozialamt Dübendorf«Burkaträgerin wurde als Pinguin betitelt»
Eine Ex-Mitarbeiterin berichtet über Missstände im Sozialamt Dübendorf. Es ist nicht das erste Mal, dass dieses in die Negativschlagzeilen gerät.
Darum gehts
- Eine Ex-Mitarbeiterin berichtet von exzessiver Überwachung und Druckversuchen im Sozialamt Dübendorf.
- In einem Untersuchungsbericht werden gravierende Missstände beschrieben.
- Der Stadtrat sagt, dass verschiedene Punkte noch abgeklärt würden.
Von einer toxischen Arbeitskultur über Jahre berichten eine Ex-Mitarbeiterin des Sozialamts Dübendorf und weitere Quellen übereinstimmend im «Tages-Anzeiger». Ein Teil der Mitarbeiter habe Sozialhilfebezüger exzessiv überwacht und unter Druck gesetzt. Hinter dem Rücken seien diese etwa auch als «fette Schlampe» oder im Fall einer Burkaträgerin als «Pinguin» betitelt worden.
Zwischen 2018 und Anfang 2020 haben laut dem Bericht zwei Drittel der Angestellten das Amt verlassen. «Mehrere Mitarbeitende konnten es nicht mehr ertragen, wie abfällig Klientinnen und Klienten behandelt wurden», sagt die Ex-Mitarbeiterin.
Gravierende Missstände laut Untersuchung
Die Zeitung hat zudem Einsicht in einen Teil eines bisher unter Verschluss gehaltenen Untersuchungsberichts erhalten. Darin sind demnach gravierende Missstände beschrieben, es ist von zeitnahem Handlungsbedarf die Rede. Es wurden nicht weniger als sechs Themenfelder geortet, die zu entwickeln seien – vom Umgang mit Klienten bis zur Kommunikation im Team. Informierte Quellen sprechen etwa von Hetze im Netz, böswilligen Unterstellungen, heimlichen Aufnahmen und exzessiven Detektiv-Einsätzen.
Der Stadtrat Dübendorf sagt zu den Vorwürfen, dass Klienten und Mitarbeitende der Stadtverwaltung jederzeit den Ombudsmann kontaktieren dürfen. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes könne man sich nicht zu allen Vorwürfen äussern. Verschiedene Punkte würden noch abgeklärt. Im Sozialamt Dübendorf sei jedoch ein Teamentwicklungsprozess eingeleitet worden. Bei den Detektiv-Einsätzen stützt sich der Stadtrat auf das kantonale Sozialhilfegesetz.
Chronologie
Das Sozialamt Dübendorf geriet bereits mehrmals in die Schlagzeilen. Man würde Sozialhilfebezüger bewusst schlecht behandeln, lautete der mehrfach geäusserte Vorwurf im November 2016. Zudem hatte das Amt in einigen Fällen widerrechtliche Entscheide getroffen. Im Februar 2019 hiess es in einem Bericht, dass sich nichts geändert habe. Einige Betroffene würden aus Frust freiwillig auf die Hilfe des Sozialamts verzichten. Bereits 2015 hatte die Leiterin der Sozialhilfe Dübendorf für Negativschlagzeilen gesorgt, weil sie auf Facebook Inhalte der rechtsextremen Partei NPD geteilt hatte.