BernmobilBuschauffeur bedankt sich bei braven Pendlern
Gegen spätes Aufstehen vom Sitz und Blockieren von Türen: Damit sich die Pendler im Bus alle richtig verhalten, griff ein Bernmobil-Chauffeur kurzerhand zum Mikrophon – und dankte ihnen.

Immer wieder kommt es auf der Linie 10 zu Verspätungen. Grund: Passagiere, welche im Weg stehen.
Keystone/Alessandro Della Valle«Guten Morgen meine Damen und Herren. Ich möchte mich an dieser Stelle bei all jenen bedanken, die sich immer korrekt verhalten, die Türen nicht blockieren, sich rechtzeitig bereit machen zum Aussteigen und dafür sorgen, dass wir pünktlich abfahren können.» Mit dieser Durchsage sorgte ein Buschauffeur von Bernmobil diese Woche für lange Gesichter bei Berner Pendlern auf der Linie 10. «Die Leute im Bus hatten alle einen fragenden Blick», erzählt ein Leser-Reporter, der die Durchsage hörte.
Doch der Chauffeur ging noch weiter. «Wir haben immer mehr Mühe, den Fahrplan einzuhalten. Deswegen braucht es immer mehr Fahrzeuge und mehr Personal», führte er aus. Und: «Das kostet viel Geld und Sie dürfen drei Mal raten, wer dafür zahlt. Die Billet-Preise sind ja bereits hoch genug.»
Problemkind Linie 10
«Das Fehlverhalten von Passagieren ist tatsächlich ein Grund, wieso es auf dem Liniennetz von Bernmobil zu Verspätungen kommen kann», sagt Tanja Flühmann, Mediensprecherin von Bernmobil, auf Anfrage von 20 Minuten. Die Verspätungen nur den Fahrgästen in die Schuhe zu schieben, sei aber übertrieben: «Auch das Wetter und der Verkehr spielen eine Rolle.» Dass wegen des Verhaltens der Passagieren aber mehr Kurse fahren und mehr Personal eingestellt werden muss, kann Flühmann nicht bestätigen.
Besonders betroffen sind gemäss Flühmann drei Linien: «Die Linie 10 war schon immer ein Problemkind», so die Bernmobil-Sprecherin. Auch auf den Linien 12 und 20 sehe es ähnlich aus. Auf diesen Linien gebe es zu Stosszeiten den 2.5-Minuten-Takt. «Hat da ein Bus nur schon eine Minute Verspätung, folgt der nächste Bus sofort.»
Keine Folgen für Chauffeur
Trotz der Schwierigkeiten hat der Chauffeur nicht auf Geheiss des Unternehmens gehandelt. Bernmobil überlasse es jedem Chauffeur freiwillig, solche Durchsagen zu machen. Mit Problemen muss der engagierte Chauffeur demnach nicht rechnen: «Es freut uns, wenn Chauffeure von sich aus solche Durchsagen machen und die Fahrgäste auf einen rücksichtsvollen Umgang miteinander hinweisen», so Flühmann.
Bernmobil kennt das Problem seit längerem. Man versuche immer wieder, die Fahrgäste durch Kampagnen auf das rücksichtsvolle Verhalten im ÖV zu sensibilisieren, zuletzt 2014 unter dem Slogan «zäme geits». So empfiehlt Flühmann Fahrgästen beispielsweise, sich nicht in den vollen Bus zu quetschen, sondern besser den nächsten zu nehmen. «Die Fahrzeit verzögert sich dadurch nicht wesentlich.» Und weiter sollen Fahrgäste darauf achten, den Türbereich freizuhalten und sich zur Mitte des Fahrzeugs zu begeben. Auch solle man den Aussteigenden den Vortritt lassen, damit es kein Gerangel gibt und der Bus schneller weiterfahren kann.