Bush tritt Chavez entgegen
Mit einer einwöchigen Reise durch Lateinamerika will US-Präsident George W. Bush dem wachsenden Einfluss der Linken und dem Vorwurf einer Vernachlässigung der Region entgegentreten.
Im Gepäck hat er eine Reihe von Strategien zur Stärkung des Handels und zum Kampf gegen Armut und Drogen. «Die Reise soll den Menschen zeigen, dass wir uns kümmern», sagte Bush dem Sender CNN En Español vor der Abreise. Hintergrund ist nicht zuletzt die Konfrontation mit dem linksgerichteten venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez.
Erste Station der Reise ist Brasilien, wo es bereits am Tag vor der Ankunft des US-Präsidenten zu Protesten kam. Graffitis mit den Worten «Verschwinde, Bush! Mörder!» waren entlang der Hauptstrassen von Sao Paulo zu sehen. Bush will ausserdem Kolumbien, Guatemala, Uruguay und das Nachbarland Mexiko besuchen.
Bei seinem Amtsantritt 2001 hatte Bush bessere Beziehungen zu Lateinamerika als vorrangig bezeichnet. Die Terroranschläge im September 2001 sowie die Kriege in Afghanistan und im Irak lenkten die Aufmerksamkeit jedoch zunehmend nach Osten. In Regierungskreisen in Washington wird nun 2007 als das Jahr eines Neuanfangs im Verhältnis zu Lateinamerika genannt.
«Ich mache mir Sorgen darüber, dass manche sagen 'Die USA haben uns nicht genug Aufmerksamkeit' geschenkt», sagte Bush im CNN-Interview. «Und das, obwohl unsere Bilanz tatsächlich eine starke ist.» Wenige Tage vor seiner Reise sagte der Präsident unter anderem die Entsendung eines Klinikschiffs in den Süden und die Einrichtung eines Zentrums zur Ausbildung von Krankenhauspersonal in Panama zu.
«Die Botschaft des Präsidenten lautet: Egal, was Hugo Chavez über uns sagt, wir sind nicht die Bösen», sagte der Lateinamerika-Experte Russell Crandall. Der venezolanische Staatschef bezeichnet Bush wahlweise als als Teufel oder als «kleinen Gentleman aus dem Norden». Chavez, der einen sozialistischen Weg verfolgt und mit seinen Unterstützungsprogrammen vor allem bei der armen Bevölkerung punktet, hat zu Protesten gegen Bushs Besuch aufgerufen.
Es wird erwartet, dass der US-Präsident bei seinen Auftritten die Bedeutung starker Demokratien für die wirtschaftliche Entwicklung und die Reduzierung der Armut betont. Rund 25 Prozent aller Lateinamerikaner müssen mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen. (dapd)