Cablecom zeigt das Fernsehen von morgen

Aktualisiert

Settop reloadedCablecom zeigt das Fernsehen von morgen

Der grösste Schweizer Kabelnetzbetreiber will mit seiner kommenden TV-Wunderbox das Fernsehen neu erfinden. Wir haben einen ersten Blick in die schöne TV-Zukunft geworfen.

von
Oliver Wietlisbach

Das Vorpreschen von Sunrise bringt UPC Cablecom, den bisherigen Platzhirsch im Schweizer TV-Markt, unter Zugzwang. Seit diesem Monat können Fernsehzuschauer mit Sunrise ComeBack TV in die Vergangenheit schauen – zumindest die letzten 28 Stunden des verpassten TV-Programms lassen sich nachholen. Auch Swisscom hat angekündigt, dass bis Mitte Jahr alle TV-Plus-Kunden die Zurückspulfunktion nutzen können. Bislang hatte erst der in Bern, Basel und einigen weiteren Städten operierende Anbieter QuickLine sogenanntes Replay-TV im Angebot.

Die TV-Wunderbox

Jetzt reagiert Cablecom. Am Mittwoch hat der Anbieter die Medien über seine Fernsehzukunft orientiert: Geht es nach dem Willen des Kabelnetzbetreibers, soll die neue Multimedia-Plattform Horizon das Fernsehen noch in diesem Jahr revolutionieren.

Horizon wird leicht teurer angeboten als das bisherige Digital-TV. Die schwarze Box kann dafür auch deutlich mehr als eine herkömmliche Settop-Box oder sogenannte Smart-TVs. Neben mehreren Fernsehern können mit Horizon auch Smartphones, Tablets und Computer kabellos auf die Multimedia-Plattform zugreifen. So kann gleichzeitig auf verschiedenen Bildschirmen das individuelle Wunschprogramm angeschaut werden. Auch Fotos, Filme und Musik, die beispielsweise auf dem Computer gespeichert sind, werden auf Wunsch über Horizon mit den anderen Geräten geteilt. Der Zugriff auf die Multimedia-Box soll auch von unterwegs möglich sein.

20 Minuten Online konnte sich von der aufgeräumten Benutzeroberfläche von Horizon bereits an der «International Broadcast Conference» in Amsterdam im September 2011 überzeugen. Allerdings durften die Journalisten auch heute nicht selbst Hand an die TV-Wunderbox legen. Mehr als eine Attrappe und ein Werbevideo wollte Cablecom nicht präsentieren. Auch der genaue Starttermin für die Schweiz steht noch nicht fest. Bernd Kleinsteuber von Cablecom bekräftigte aber, dass es in der zweiten Hälfte 2012 so weit sein soll.

Quelle: YouTube/UPC

Auch Cablecom bringt Replay-TV

Nur ausweichende Antworten bekamen die Journalisten auf die Fragen nach dem künftigen Replay-TV des grössten Schweizer Kabelnetzbetreibers zu hören. «Replay-TV wird es geben», versicherte Kleinsteuber ohne zu sagen, wie lange man in die Vergangenheit reisen kann. Da die TV-Sender aus kommerziellen Gründen wenig begeistert sind von Replay-TV, dürfte sich Cablecom mit einer umfassenden Zurückspulfunktion zurückhalten.

Bei den Sendern macht sich angesichts der digitalen Umwälzungen mit zeitversetztem Fernsehen (Programmarchive, Video-on-Demand, Aufnahme- und Pausenfunktion) Nervosität breit. Weil die Quotenmessungen nur «Livefernsehen» erfassen, gehen den Sendern Werbeeinahmen verloren. Klar ist: Die SRG überprüft derzeit, ob das zeitversetzte Fernsehen die eigenen Urheberrechte verletzt.

Die Knacknuss sind die Tarife für zeitversetztes Fernsehen, mit denen Cablecom und Co. die Urheberrechte von Sendern und Produktionsfirmen abgelten müssen. Bis eine Vereinbarung erzielt ist, werden Cablecom und Sunrise kaum umfassende Programmarchive anbieten, obwohl es möglich wäre, das Programm mehrerer Monate zu speichern.

Cablecom scheint sich bewusst zu sein, dass man sich mit Replay-TV in der Grauzone bewegt. Statt selbst eine solche Funktion anzubieten, könnten daher Angebote von Internet-TV-Anbietern wie Zattoo oder Wilmaa zum Zug kommen. Die Multimedia-Plattform Horizon ist grundsätzlich für alle Content-Anbieter offen. Denkbar ist also, dass Unternehmen wie Zattoo ihr bisheriges Replay-TV für den Computer über eine Horizon-App auf den grossen Fernsehbildschirm bringen.

HD ohne Kompromisse

Möglich macht die schöne neue Streaming-Welt in HD das schnelle Glasfasernetz der Cablecom. 95 Prozent der Kunden können sich bis dato in das High-Speed-Netz einklinken. Für Familien mit mehreren Fernsehern kann dies ein Kaufargument sein: Im Gegensatz zu den bisherigen DSL-Internetverbindungen bei Swisscom und Sunrise können Cablecom-Kunden auf mehreren Geräten HD-Programme schauen, ohne Einbussen bei der Internetleistung.

Die Zeit ist reif

«Vor fünf Jahren war unser Digital-TV-Angebot wohl noch verfrüht und preislich wenig attraktiv», sagte Kleinsteuber. Erst ab diesem Jahr werden HD-Sender grossflächig ins Programm aufgenommen. Ab dem 29. Februar wird das Schweizer Fernsehen seine sechs Kanäle in HD-Qualität senden. Die grossen deutschen Privatsender werden bei Cablecom bis spätestens Ende Jahr in HD empfangbar sein, sofern man einen digitalen TV-Anschluss besitzt. Den haben bislang nur rund ein Drittel der Cablecom Kunden.

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