China beschimpft Lius Anhänger als «Clowns»

Aktualisiert

FriedensnobelpreisChina beschimpft Lius Anhänger als «Clowns»

Erneut hat China die Vergabe des Friedensnobelpreises an den Menschenrechtler Liu Xiaobo attackiert. 19 Länder wollen die Zeremonie am Freitag boykottieren.

von
pbl
Vor dem Pekinger Verbindungsbüro in Hongkong forderten Demonstranten am Sonntag die Freilassung von Liu Xiaobo.

Vor dem Pekinger Verbindungsbüro in Hongkong forderten Demonstranten am Sonntag die Freilassung von Liu Xiaobo.

Das Nobelpreiskomitee erklärte, neben China hätten folgende Staaten abgesagt: Russland, Kasachstan, Kolumbien, Tunesien, Saudi Arabien, Pakistan, Serbien, Irak, Iran, Vietnam, Afghanistan, Venezuela, die Philippinen, Ägypten, Sudan, die Ukraine, Kuba und Marokko. Vertreter von 44 Staaten sagten zu, Algerien und Sri Lanka reagierten nicht auf Einladungen. Traditionell werden alle in Oslo akkreditierten Botschafter eingeladen, viele Länder verfügen allerdings über keine diplomatische Vertretung in der norwegischen Hauptstadt.

Der 54-jährige Liu Xiaobo ist Mitautor der «Charta 08», in der Dissidenten zu Reformen, Freiheiten und dem Ende des Machtmonopols der Kommunistischen Partei in China aufrufen. Das offizielle China bezeichnete seine Anhänger am Dienstag als Clowns in einem anti-chinesischen Schmierentheater.

Bei einer Pressekonferenz sagte Aussenministeriumssprecherin Jiang Yu, Lius Unterstützer stünden der Entwicklung im Land grundsätzlich feindselig gegenüber und seien Störenfriede des politischen und rechtlichen Systems. Mehr als 100 Länder und Organisationen würden bisher diese Haltung unterstützen. «Das zeigt ganz klar, dass die internationale Gemeinschaft den Entscheid des Nobelpreiskomitees nicht akzeptiert», sagte die Sprecherin.

Verleihung ohne Preisträger oder Vertretung

Die Verleihung des Friedensnobelpreises am Freitag wird die erste ohne den Preisträger oder eine offizielle Vertretung sein, seitdem die Nationalsozialisten in Deutschland dem Pazifisten Carl von Ossietzky 1935 die Teilnahme verweigerten. Da Liu Xiaobo zurzeit eine elfjährige Gefängnisstrafe absitzt und seine Frau unter Hausarrest steht, wird niemand zur Entgegennahme der Medaille und dem Preisgeld von 1,5 Millionen Dollar erwartet.

Seit der Verkündung im Oktober hat China viele Unterstützer Lius, darunter der Künstler Ai Weiwei, unter Hausarrest gestellt oder mit Ausreiseverbot belegt. Auch ein Freund Xiaobos ist in Shanghai an der Weiterreise zur Nobel-Zeremonie gehindert worden. Die Polizei habe ihn am Flughafen 24 Stunden lang festgehalten und gezwungen, nach Hause zurückzukehren, teilte der in Australien lebende Schriftsteller Zhang Heci am Dienstag mit.

Demonstranten fordern Freilassung

In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong haben am Sonntag Hunderte Menschen für die Freilassung von Liu Xiaobo demonstriert. Begleitet von einem riesigen Polizeiaufgebot marschierten die Demonstranten vor das Verbindungsbüro der Pekinger Regierung. In Sprechchören forderten sie eine Unterstützung der «Charta 08». Auf Plakaten wurde die Freilassung Lius und weiterer politischer Häftlinge verlangt. (pbl/sda)

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