China: Mädchen kann nach Gentherapie wieder hören

Aktualisiert

ChinaMedizinische Sensation – Yiyi kann plötzlich hören

Yiyi kann dank jahrelanger Forschung von chinesischen Wissenschaftlern zum ersten Mal in ihrem Leben hören. Die Gentherapie verspricht, dass bis zu 65 Prozent vom Hörvermögen wiederhergestellt werden können.

Yiyi aus der chinesischen Stadt Dongguan kann nach einer Gentherapie auch ohne ihr Implantat hören.

Technology Review

Darum gehts

  • In China können einige Kinder, die taub geboren wurden, nach einer Gentherapie hören. 

  • Mithilfe eines Virus wird Ersatz-DNA zu den Zellen im Innenohr hinzugefügt. 

  • Das Mädchen Yiyi kann nun auch ohne ihr Implantat hören. 

Ein Mädchen mit dem Spitznamen Yiyi aus der chinesischen Stadt Dongguan ist seit ihrer Geburt taub. Ihre Familie hat sie deswegen anfangs Jahr zu einer neuartigen Gentherapie angemeldet. Die Ärzte fügten ihr mithilfe eines Virus Ersatz-DNA zu den Zellen im Innenohr hinzu, die Vibrationen aufnehmen und so Geräusche an ihr Gehirn übertragen können.

Die Mutter sagt zu «Technology Review», dass ihre Tochter innert eines Monats mit dem behandelten Ohr hören konnte. Das Mädchen kann jetzt zum Beispiel das Glockenläuten in der Schule hören, das das Ende des Mittagsschlafs anzeigt. Früher musste sie von Mitschülern geweckt werden. Yiyi ist eines von mehreren gehörlosen Kindern, von denen Wissenschaftler in China sagen, dass sie die ersten Menschen überhaupt sind, deren natürliches Hörvermögen wiederhergestellt werden konnte.

«Vorsichtig und ein bisschen nervös»

Der leitende Chirurg Yilai Shu sagt, dass man bei der Behandlung vorsichtig und ein bisschen nervös gewesen sei, da es zuvor noch nie einen vergleichbaren Eingriff gegeben habe. Shu verbrachte zuvor Jahre damit, die entsprechenden Techniken zu entwickeln und Geninjektionen an unzähligen Mäusen und Meerschweinchen zu testen. Von den ersten fünf Kindern, die behandelt wurden, erlangten vier von ihnen ein Hörvermögen. Beim fünften geht man davon aus, dass eine Immunität gegen den injizierten Virustyp besteht.

Shu geht davon aus, dass durch die Behandlung zum jetzigen Zeitpunkt etwa 60 bis 65 Prozent des normalen Hörvermögens erreicht werden kann. Er meint, dass Kinder idealerweise im Alter von etwa einem Jahr behandelt werden sollten, einem Schlüsselmoment für die Sprachentwicklung. Yiyi ist älter und hatte, wie mehrere der bisherigen Kinder in der Studie, zuvor ein Cochlea-Implantat erhalten, ein elektronisches Gerät, das mithilfe eines Empfängers und Elektroden das Hören stimuliert.

Yiyi beschwert sich über Lärm

Dass Yiyi nun hören kann, bringt auch einen kleinen Nachteil hervor: Die Familie wohnt im 15. Stock eines Mehrfamilienhauses. In der Nähe herrscht reger Verkehr, dessen Lärm bis an die Fenster dringt. Vor der Gentherapie konnte Yiyi einfach ihr Implantat in der Nacht herausnehmen und hörte dann nichts. Jetzt, sagt ihre Mutter, «beschwert sie sich, dass es zu laut ist». 

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung zählt

16 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen