China verheimlicht jetzt seinen Masterplan 2025

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Industrie-HerrschaftChina verheimlicht jetzt seinen Masterplan 2025

China plant nicht nur eine neue Seidenstrasse, sondern hat auch einen Industrieplan für 2025. Sein Name ist aber seit kurzem getilgt. Was bedeutet das?

Isabel Strassheim
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Isabel Strassheim
Chinas Soldaten stehen Spalier: Bundesrat Ueli Maurer diesen Montag in Peking als Gast des chinesischen Präsidenten Xi Jinping.
Am Verhandlungstisch in Peking: Die Schweiz will beim chinesischen Grossprojekt «Neue Seidenstrasse» mit den Ländern entlang der Route bei Handel, Investitionen und Projektfinanzierungen zusammen arbeiten.
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Chinas Soldaten stehen Spalier: Bundesrat Ueli Maurer diesen Montag in Peking als Gast des chinesischen Präsidenten Xi Jinping.

Madoka Ikegami / Pool

Der Name war griffig: «Made in China 2025». Seit vier Jahren ist der Masterplan in Kraft. Er soll China zur grössten Technologiemacht der Welt machen. Noch vor kurzem wurde das Projekt in offiziellen Berichten lautstark gefeiert. Aber inzwischen taucht der Name so gut wie nicht mehr auf.

Was ist passiert?

«Durch westliche Kritik wie etwa am Seidenstrassenprojekt ist Peking vorsichtiger geworden», sagt Anna Holzmann vom deutschen Mercator Institute for China Studies (Merics) zu 20 Minuten. Der Name «Made in China 2025» für den Industrie-Masterplan taucht inzwischen kaum mehr auf. In Regierungsreden, Dokumenten und den staatlichen Medien Chinas fällt der Begriff schon seit letztem Sommer nirgends mehr. Er wird nur noch im Zusammenhang mit dem US-Handelskonflikt und möglichen Zugeständnissen von chinesischer Seite, angesprochen.

Sind die Pläne beerdigt?

«Unsere Einschätzung ist, dass zwar der Name verschwunden ist, aber die Ziele weiterverfolgt werden», sagt Holzmann. Das meinst auch Benedikt Zoller von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft: «Die Industrie-Strategie der Chinesen besteht meiner Ansicht nach weiterhin.»

Welches sind die Ziele?

China will von der Werkbank der Welt zur Technologie- und Forschungsmacht aufsteigen. In zehn Schlüsselsektoren wie Pharma, Auto, Raumfahrt, oder Künstliche Intelligenz soll es führend werden. Ausserdem sieht das Programm von Chinas Präsident Xi Jinpings vor, dass das Land unabhängiger von Importen werden soll: Bis 2020 sollen 40 Prozent der Schlüsselkomponenten und Ausgangsstoffen selbst hergestellt werden. Für 2025 war das Ziel, dass 70 Prozent aus China selbst kommen.

Was tut sich in China konkret?

Der Staat fördert die heimische Wirtschaft mit umgerechnet über 1,5 Milliarden Dollar zwischen 2017 und 2019, so Benedikt Zoller.

Welche Rolle spielt der Handelsstreit mit den USA?

Die USA haben ihre Strafzölle gegen China auch gezielt auf Produkte verhängt, die die zehn Schlüsseltechnologien der Chinesen treffen, sagt Benedikt Zoller.

Wie stehen die Chance für China als Technologiemacht?

In allen zehn Schlüsselsektoren dürfte China es nicht schaffen, weltweit die Nummer eins zu werden. Laut Benedikt Zoller von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften könnte es aber in einigen Bereichen durchaus zur führenden Nation aufsteigen. «In der Raumfahrt und im Flugzeugbau kann ich mir das vorstellen, nicht aber in forschungsintensiven Branchen wie der Pharmaindustrie» sagt Zoller. Was wahrscheinlich ist: China wird schon bald die mit Abstand grösste Wirtschaftsmacht werden. Derzeit steht es noch hinter den USA an zweiter Stelle. Und seine Bevölkerung von über einer Milliarde dürfte aus de Armut befreit werden, wie dies das Regierungsziel für 2020 ist.

Tut sich auch etwas bei den Bedingungen für westliche Firmen in China?

Noch dieses Jahr will Tesla seine Fertigung in Shanghai starten. Es ist der erste Ableger eines westlichen Unternehmens, der ohne Joint Venture mit einer chinesischen Firma zugelassen wurde. «Da gibt es im Moment Bewegung bei den Chinesen», sagt China-Experte Benedikt Zoller.

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