GDC in KölnChrome Web Store startet im Oktober
Google will im ebenso hart umkämpften wie lukrativen Geschäft mit Browsergames keine Zeit verlieren und öffnet seinen Marktplatz für Anwendungen nun früher als angekündigt.

Chrome Web Store: Vorschau auf der GDC in Köln. Bild: 1up.com
Wie Developer Advocate Marc DeLoura und Chrome-Entwickler Michael Mahemoff auf der Game Developers Conference in Köln bekannt gaben, soll der Web Store für den Browser Chrome bereits im Oktober eröffnet werden. Bei der Vorstellung des Projekts war noch vom Jahresende die Rede gewesen.
Der Suchmaschinenanbieter wird von den Entwicklern keine Umsatzbeteiligung, aber rund fünf Prozent des Kaufpreises ihrer jeweiligen Applikation verlangen. Google hatte zunächst geplant, 30 Prozent der Einnahmen zu behalten - wie man es aus dem Android Market oder Apples App Store kennt, an den Googles Angebot auch äusserlich erinnert, wie auf dem obigen Bild zu sehen ist.
Nichts Neues zur Kooperation mit PayPal
Im Chrome Web Store soll es auch kostenlose Web-Apps und Testversionen geben. Bezahlt werden muss mit Google Checkout. Kürzlich hatte es Spekulationen über eine Kooperation von Google und PayPal gegeben. Im Vergleich zu diesem Anbieter und seinen rund 87 Millionen Accounts fristet Checkout ein Nischendasein. Darauf gingen DeLoura und Mahemoff in ihrer Präsentation nicht ein. Für In-Game-Käufe, die im ersten Halbjahr 2011 möglich sein werden, sollen auch andere Abrechnungssysteme zugelassen werden. Dann soll ausserdem das Bezahlen mit anderen Währungen als dem US-Dollar möglich sein.
Wie die Google-Mitarbeiter weiter ausführten, sollen Flash und HTML5/JavaScript sowie C++ für native Applikationen unterstützt werden. Im Chrome Web Store, den jeder Nutzer der zum Start aktuellen Browserversion ansteuern kann, soll es überdies Bewertungen und Kommentarfunktionen geben. Passend zum Ort der Veranstaltung zeigten die beiden Spiele wie «Lego: Star Wars» und «Plants vs. Zombies». Tipps, wie Entwickler ihren Anwendungen zum Erfolg verhelfen könnten, gaben sie nur allgemein: Einfache Benutzeroberfläche, kaum Links auf fremde Websites und Offline-Unterstützung seien Kriterien, um in Googles Liste weit oben platziert zu werden. Ob Googles Angebot parallel zu ersten Geräten mit dem neuen Betriebssystem Chrome OS starten wird, verrieten die Präsentatoren nicht.
Unterhaltungsmaschine Bing
Microsoft hatte unlängst pünktlich zum ersten Geburtstag seiner Suchmaschine angekündigt, bing.com/entertainment zum Unterhaltungsportal auszubauen. Auf einer Games-Seite gibt es Testberichte und Informationen zu etwa 35 000 Spielen. Rund 100 Casual Games lassen sich direkt im Browser spielen. Wer sie spielt, kann direkt Freunde aus sozialen Netzwerken zum Mitmachen auffordern. Ausserdem sind über 1 500 Fernsehsendungen und 20 000 Serienfolgen von Partnern wie Hulu, CBS und Viacom auf Bing TV verfügbar. In den nächsten Wochen sollen überdies detaillierte TV-Guides auf der Website zu finden sein. Die Games auf bing.com lassen sich auch schon in der Schweiz spielen. Das Musikstreaming-Angebot dürfte noch auf sich warten lassen, denn Microsoft nutzt dafür Ressourcen seines eigenen Angebots Zune, das ein Europa noch nicht gestartet wurde. Auch Streaming-Angebote wie Hulu sind für europäische User noch nicht freigeschaltet worden. Wann diese neuen Funktionen in Europa nutzbar sein werden - dazu gab es bislang keine Stellungnahme aus Redmond. US-Nutzer könnten bereits fünf Millionen Songs streamen, Liedtexte, Videos und Bilder anschauen sowie Musik über Zune, iTunes and Amazon.com MP3 kaufen. Jeder Song soll sich einmal ganz anhören lassen und anschliessend nur noch als 30 Sekunden kurzer Ausschnitt.
Hohe Investitionen
Wie wichtig das Geschäft mit Browsergames mittlerweile ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass auf der Spielemesse Gamescom, die heute in Köln beginnt, erstmals ein eigener Bereich für deren Anbieter reserviert ist. Zu den wichtigsten Herstellern zählt Zynga, dessen «Farmville» über Facebook rund 70 Millionen Nutzer gewonnen hat. Geködert werden die Spieler meistens mit kostenlosem Gaming. Wer seine Figuren beispielsweise schneller laufen lassen oder mit mehr Munition versorgen möchte, muss zahlen. Dem Vernehmen nach soll Google kürzlich rund 100 Millionen Dollar in Zynga investiert haben. Offiziell ist hingegen seit Ende Juli, dass Walt Disney den Anbieter Playdom für 763 Millionen Dollar übernimmt. Zu den bekanntesten Titel des auf Social Games spezialisierten Unternehmens aus San Francisco gehören «Social City» und «Market Street». Beide Games sind über Facebook und MySpace verfügbar. Im vergangenen Jahr hatte Electronic Arts für 300 Millionen Dollar den Anbieter Playfish gekauft. Die Branche wird nach Schätzungen von Experten allein in diesem Jahr rund 1,5 Milliarden Dollar umsetzen.
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