Ex-Richter soll Praktikantin vergewaltigt haben

Am Donnerstag steht in Chur ein ehemaliger Verwaltungsrichter vor dem Regionalgericht. Der Vorwurf, dem er sich stellen muss: Vergewaltigung und sexuelle Nötigung. Das Opfer soll eine ehemalige Praktikantin des Verwaltungsgerichts sein, wie der «Tages-Anzeiger» unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtet.

Der Vorfall soll sich am Abend des 13. Dezembers 2021 ereignet haben. Der Richter soll die damalige Praktikantin in seinem Büro vergewaltigt und sexuell genötigt haben.

Das Opfer habe eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie die sexuellen Handlungen ablehne. Sie habe versucht, ihn wegzustossen und ihren Widerwillen mehrfach deutlich geäussert. Der Beschuldigte soll letztlich seine «körperliche Überlegenheit» genutzt haben, um die sexuellen Handlungen durchzusetzen.

Ein weiterer Vorwurf an den ehemaligen Richter ist die Ausnutzung einer Notlage. Die damalige Praktikantin habe die Handlungen nur ertragen, da er als ihr Vorgesetzter und als «angesehene, einflussreiche Person» galt. Sie soll um ihre berufliche Zukunft gefürchtet haben.

Der Beschuldigte soll diese Abhängigkeit gezielt ausgenutzt haben. Zudem soll er der Praktikantin und ihrem Freund in anonymen Briefen gedroht haben, sie könnten ihre Anwaltsprüfungen in Graubünden nicht bestehen.

Im Dezember 2022 trat der Richter von seinem Amt zurück. «Ich erachte diesen Schritt als notwendig, um meine Familie, die Institution, aber auch meine Person selbst und Dritte vor weiterem Schaden und Reputationsverlust zu schützen», erklärte er damals über seine Anwältin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das wegen des Vorfalls eingeleitete Aufsichtsverfahren gegen den Richter wurde durch den Rücktritt gegenstandslos und eingestellt.