Blackface auf PackungCoop erntet Shitstorm wegen fragwürdiger Fasnachtskostüme
Eine bei Coop verkaufte Fasnachtsperücke löste auf Twitter Entrüstung aus. Das Produktbild zeigt unter den künstlichen Haaren einen weissen Mann – mit dunkel angemaltem Gesicht.
Darum gehts
Schon bald beginnt die Fasnachtszeit. Viele, die noch kein passendes Kostüm haben, suchen bei Detailhändlern nach passenden Verkleidungen. Doch nicht alle sind mit dem dort angebotenen Sortiment zufrieden. So teilte eine Userin ein Foto einer Perücke auf Twitter mit der Unterschrift, «was ist denn hier los, Coop?» Auf dem Produktfoto der dunklen Locken-Perücke «Piet» ist ein weisser Mann abgebildet, der sich das Gesicht dunkel angemalt hat. Die Darstellung des sogenannten «Blackface» wird als rassistisch und kontrovers angesehen.
«Coop, was stimmt nicht mit euch?», empört sich ein Twitter-User unter dem ursprünglichen Tweet. «Ich persönlich bin ja ein grosser Fan ihrer Asien-Sparte», schreibt ein anderer User sarkastisch und teilt dazu ein Foto eines stereotypen, klischeehaften «asiatischen» Kostüms, welches Coop ebenfalls im Sortiment hat.
«Indianer», Mexikaner und freizügige Kostüme
Die angebotenen Fasnachtskostüme der grossen Detailhändler stehen nicht zum ersten Mal in Kritik. Laut der «Aargauer Zeitung» werden in Coop, Migros, Manor und deren Onlineshops nach wie vor Verkleidungen verkauft, die sich solcher Stereotypen bedienten. So würden «Indianer»-Kostüme mit Plastikfeder-Kopfschmuck und Tomahawk, singende «Mexikaner» mit Sombrero und Poncho sowie «asiatische» Kostüme mit langem, dünnen Schnurrbart und Spitzhut im Angebot stehen.
Nicht nur rassistische, sondern auch sexistische Kostüme würden verkauft werden. So seien Verkleidungen, die sich an Frauen richteten, häufig freizügiger und sexualisierter als deren männliche Gegenstücke.
Gegenüber der «Aargauer Zeitung» halten sich Manor, Coop und Microspot kurz. «Bei den erwähnten Produkten erhalten wir die Produktbeschriebe und Bilder direkt von einem Distributor», sagt Microspot-Sprecherin Monika Fasnacht. Man prüfe nun eine Anpassung und man werde die Kritikpunkte berücksichtigen. Coop begründete die Auswahl der Kostüme in ihrem Sortiment gegenüber der «AZ» mit der «besonderen Nachfrage» ihrer Kundschaft.
Manor-Sprecherin Sandra Känzig sagt, die Sortimentsgestaltung sei einlaufender Prozess und entwickle sich mit den Bedürfnissen der Kundschaft weiter. Es sei nicht die Absicht, Stereotype über Geschlecht, Hautfarbe oder Kulturen zu thematisieren.
«Wir werden das weitere Sortiment überprüfen»
Der Detailhändler nimmt auch gegenüber 20 Minuten zum Rassismus-Vorwurf keine Stellung. Coop-Mediensprecherin Melanie Grüter sagt lediglich: «Das Fasnachtssortiment von Coop umfasst bekannte Artikel, die bei unseren Kundinnen und Kunden besonders gefragt sind.». Mit ihren Fasnachtskostümen und -accessoires könne man sich beispielsweise als Pirat, Polizist oder als Prinzessin verkleiden, sagt Grüter weiter. Der Detailhändler werde «das weitere Sortiment überprüfen.»
Was ist «Blackfacing»?
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsnetz für Rassismusopfer
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143