Massnahmen-Protest während KriegCorona-Demo sorgt für Shitstorm – «wohlstandsverdummte Vollpfosten»
Am Wochenende demonstrierten rund 500 Corona-Skeptiker in der Basler Innenstadt. Politiker haben dafür wenig Verständnis.
Darum gehts
Am Samstag gingen zwischen 500 und 550 Personen in Basel-Stadt im Rahmen einer Corona-Demonstration auf die Strasse. Gleichzeitig marschierten, nach Polizeiangaben, 80 Menschen, um «gegen Krieg und Militarisierung» in der Ukraine zu demonstrieren.
Der Corona-Protestzug versammelte sich in der Nähe des Bahnhofs, um sich dann über die Wettsteinbrücke zum Messeplatz zu begeben. Voran gingen laut dem Regionalsender Telebasel Trychler, die mit Kuhglocken die Menschenmenge laut ankündigten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hielten Plakate mit Slogans wie «Die Wahrheit muss ans Licht» in die Luft. Andere forderten das Ende der Covid-Zertifikate. Die Demonstration wurde im Vorfeld von den Basler Behörden bewilligt.
Die Tatsache, dass die Corona-Skeptiker und -Skeptikerinnen zu einem Zeitpunkt auf die Strasse gehen, in dem im ganzen Land gegen den Krieg in der Ukraine protestiert wird, stösst vielen Baslerinnen und Basler sauer auf. SP-Nationalrätin Sarah Wyss twitterte am Samstag: « Demonstrationfreiheit, ja. Aber Verständnis für die Demo heute in Basel-Stadt der Corona-was-auch-immer-Gegner habe ich nicht.»
Fasnächtliche Nachwuchs-Aktion musste Corona-Demo Platz machen
Während sich in Bern Tausende Menschen für eine Grossdemonstration zum Ukraine-Krieg versammelten, zog auch in Basel eine kleine Gruppe von 80 Personen durch die Innenstadt, um gegen den Krieg Stellung zu beziehen. Zur unbewilligten Friedens-Kundgebung aufgerufen hatte die Organisation «Basel gegen Krieg», die vor etwa zwei Wochen gegründet wurde.
Grossrat Jérôme Thiriet (Grüne) nervt sich über die Planung des Justiz- und Sicherheitsdepartements. «Richtig dumm» sei es, dass Fasnächtler in der Innenstadt ihre Stände räumen mussten, da diese auf der Route der Corona-Demonstrierenden lagen. Dies, obwohl die fasnächtliche Nachwuchs-Aktion im Vorfeld bewilligt wurde.
«Nicht für Frieden. Gegen Massnahmen. Wahnsinn»
Kein Verständnis für die von den Organisatoren und Organisatorinnen genannte «Freiheitsdemo» hat auch SVP-Grossrat Joël Thüring. Die Leute würden zu einem Zeitpunkt demonstrieren, an dem es praktisch keine Einschränkungen mehr geben würde. «Muss man sich mal vorstellen. Gegen (welche?) Corona-Massnahmen. Nicht gegen Putin. Nicht für die Ukraine. Nicht für Frieden. Gegen Massnahmen. Wahnsinn», twittert er.
Da die Demonstrantinnen und Demonstranten den ÖV-Betrieb behinderten, ärgert sich Benjamin von Falkenstein (LDP) auf Twitter über die Verspätungen: «Tramlinien blockieren ist kein demokratisches Grundrecht», schreibt er. Nicht nur Politikerinnen und Politiker äussern sich auf Twitter zur Corona-Demonstration. Ein User schreibt, er habe es nicht glauben können, als er die Masse gesehen habe, und schimpft die Teilnehmenden «wohlstandsverdummte Vollpfosten.»
«Mass-Voll» will nicht auf Proteste verzichten
Auf die Kritik angesprochen sagt «Mass-Voll»-Präsident Nicolas A. Rimoldi, dass er bis anhin nichts von dem Unmut über die Corona-Demonstration mitbekommen habe. Der Krieg in der Ukraine sei in seinen Augen kein Grund, auf Corona-Proteste zu verzichten. «Global gesehen, gibt es immer irgendwo einen bewaffneten Konflikt. Dies ist aber nie ein Grund, nicht für die Bürgerrechte im eigenen Land zu demonstrieren. In erster Linie soll jeder immer für seine Anliegen auf die Strasse können.»
Die Friedens-Demonstrationen heisse er gut. Am Samstag habe sich in Basel gezeigt, dass zwei Proteste problemlos parallel ablaufen können. Es sei zu keinerlei Konflikten zwischen den Demonstrierenden gekommen. Die Polizei Basel-Stadt bestätigt das.