UmfrageCorona ist überstanden – sagen knapp 70 Prozent der Bevölkerung
Laut einer Umfrage ist Corona für die grosse Mehrheit der Leute in der Schweiz überstanden. Auch ältere Personen und solche, die links wählen, wollen jetzt wieder Normalität. Woher die plötzliche Zuversicht?
Darum gehts
Heute, Mittwoch, ist es soweit: Der Bundesrat verkündet mit grosser Wahrscheinlichkeit das Ende der allermeisten Massnahmen, die unseren Alltag während Monaten geprägt haben. Auf diesen «Freedom Day» freuen sich viele. Denn die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ist der Meinung: Corona ist eigentlich besiegt und kann keinen grossen Schaden mehr anrichten. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Umfrage von 20 Minuten und Tamedia.
Konkret sind 68 Prozent der Bevölkerung der Ansicht, dass Corona keine ernsthafte Gefahr mehr darstelle. Waren es anfangs der Pandemie tendenziell eher junge, sind es mittlerweile vermehrt auch ältere Leute, die diese Meinung vertreten. In Zahlen ausgedrückt: Knapp 60 Prozent aller Personen, die älter sind als 50 Jahre, sind optimistisch.
Überwundener links-rechts-Graben
Bemerkenswert zudem: Die Zuversicht scheint nicht mehr eine Frage von links oder rechts zu sein. Auch SP- und Grüne-Wählerinnen und -Wähler sind mehrheitlich überzeugt, dass wir das Gröbste hinter uns haben. Für mehr als die Hälfte dieser Gruppe stellt Corona nämlich keine ernsthafte Gefahr mehr dar, wie die Umfrage zeigt.
Dieser weitverbreitete Optimismus in der Bevölkerung erstaunt den Verhaltensexperten Oliver Ender wenig. «Nach zwei Jahren Pandemie ist das Bedürfnis nach Normalität und möglichst wenig Einschränkungen bei vielen stark.» Die aktuelle epidemiologische Lage, die laut Experten und Expertinnen vielversprechend sei, verstärke dieses Bedürfnis, so Ender.
«Die Selbstbestimmtheit ist das höchste Gut.»
Zudem sei es die Schweizer Bevölkerung nicht gewohnt, dass ihr Leben durch staatliche Massnahmen eingeschränkt werde. «Die Selbstbestimmtheit ist für viele das höchste Gut.» Deshalb überdecke das «Bedürfnis-Defizit» nun das Bewusstsein von Corona, sprich der Respekt oder die Angst davor, sagt Ender.
Das ist zum Beispiel bei den Ferien so. Bei vielen stehen diese nämlich als Erstes auf der Wunschliste. Diese Leute hätten das Verlangen nach einem «Tapetenwechsel», sprich ein neues Klima mit einer neuen Kultur zu erleben, sagt Ender. Das könne für viele auch eine Art Bestätigung sein, dass man wieder komplett «frei» sei.
«Ferien mehrmals verschoben»
Zudem seien viele in den letzten zwei Jahren gezwungen gewesen, ihre Ferien teils mehrfach zu verschieben. Diesen Wunsch nun zu erfüllen, sei deshalb oft an vorderster Stelle. «Ähnlich wie der BMW-Fan, der sich einen BMW kaufen will und dafür über zwei Jahre sparen musste», sagt Ender.
Dieser Optimismus bedeute aber keineswegs, dass diese Leute sich nach Aufhebung der Massnahmen sofort in die Menschenmassen begeben würden. «Wir haben aus den letzten Öffnungen gelernt, nach denen wenig später der Corona-Hammer wieder kam.»
Freiheit mit Vorsicht
Einige würden beispielsweise bald wieder in den Ausgang gehen, aber vielleicht mit der Maske. Andere hingegen bräuchten mehr Zeit und würden sich zum Beispiel vorerst nur mit ihren Freunden treffen. «Die Hauptsache für viele ist, die Selbstbestimmtheit zurückerlangt zu haben.»
Die Umfrage
Hast du oder hat jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?
Hier findest du Hilfe:
BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00
BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92
Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143