Neue StudieCorona soll in Italien schon im September 2019 zirkuliert haben
Sars-CoV-2 könnte älter sein als bislang angenommen: Gemäss einer neuen Studie hatten Lungenkrebspatienten aus der Lombardei bereits im September 2019 Antikörper gegen das Coronavirus gebildet.
Darum gehts
11,6 Prozent von über 900 Lungenkrebspatienten wiesen Antikörper gegen das Coronavirus auf.
Gemäss einer Studie des nationalen Tumorinstituts Mailand und der Universität Siena war dies bei einigen Patienten schon im September 2019 der Fall.
Viele italienische Experten geniessen die Studie jedoch mit Vorsicht.
Bereits im September 2019 soll das Coronavirus in Italien zirkuliert haben. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des nationalen Tumorinstituts Mailand und der Universität Siena aufgrund eines Screenings von Lungenkrebspatienten zwischen September 2019 und März 2020.
Von insgesamt 959 Patienten, alle waren asymptomatisch, wiesen 11,6 Prozent in ihren Blutproben der serologischen Tests Antikörper des Coronavirus auf. Bei 14 Prozent war dies bereits im September der Fall, bei 30 Prozent in der zweiten Februarwoche 2020, wie «La Repubblica» mit Verweis auf die Zeitschrift «Tumor Journal» schreibt. Die meisten Antikörper hatten die Patienten aus der Lombardei (53,2%).
Virus habe vor erstem Fall zirkuliert
Die neuen Erkenntnisse aufgrund der serologischen Tests widersprechen allerdings anderen Studien. Diese belegen, dass Sars-CoV-2 im Oktober 2019 – und damit einen Monat später – vom Tier auf den Menschen übertragen wurde. Gemäss der Studie aus Mailand und Siena hatten 111 der getesteten Personen bereits Antikörper gebildet. Dies würde darauf hindeuten, dass das Virus auf asymptomatische Weise in Italien bereits mehrere Monate vor dem ersten identifizierten Corona-Fall im Februar in Codogno zirkuliert war.
Viele italienische Experten geniessen die Studie jedoch mit Vorsicht. Grund dafür ist, dass aus den serologischen Tests auch falsch-positive Ergebnisse hervorgehen können. Zudem entwickelten manche Menschen Antikörper gegen das Coronavirus, nachdem sie sich mit einem Erkältungs-Coronavirus angesteckt hatten.
Viele offene Fragen
Zuerst brauche es noch tatsächliche Belege, sagt Massimo Galli, Leiter Infektionskrankheiten im Spital Sacco von Mailand. «Es fällt wirklich schwer, zu denken, dass das Virus schon so alt ist», so Galli. Auch, weil man sich nicht erklären könne, warum es nicht viel früher Infektionsherde gebildet habe. «Es ist ein explosives Virus. Wenn es das Spital erreicht, fordert es Dutzende Infektionen, sofern man es nicht unter Kontrolle bringt.»
Nicht zum ersten Mal gehen Wissenschaftler davon aus, dass das Virus in Italien schon lange zirkuliert. Im Juni teilte Italiens nationales Gesundheitsinstitut ISS mit, dass das Virus in Abwasserproben vom Dezember der beiden norditalienischen Grossstädte Mailand und Turin nachgewiesen worden sei. In Bologna wurde das Virus ausserdem in einer Wasserprobe entdeckt, die von Ende Januar stammt. Zudem sollen einige Ärzte in Norditalien bereits im November 2019 «seltsame Lungenentzündungen» festgestellt haben.
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