Corona-Studie – Schwerer Covid-19-Verlauf kann Diabetes auslösen

Publiziert

Studie der Uni BaselSchwerer Covid-Verlauf führt in 15 Prozent der Fälle zu Diabetes

Im Schnitt entwickeln 15 Prozent der hospitalisierten Covid-19-Patientinnen und -Patienten im Zuge der Infektion Diabetes, weil das Coronavirus die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift.

Wenn SARS-CoV-2 (rot) Beta-Zellen infiziert, produzieren diese weniger Insulin (grün) und zeigen Anzeichen des Absterbens. In blauem Farbton sind die Zellkerne zu sehen.
Eine internationale Studie mit Beteiligung der Universität Basel, im Bild das Biozentrum der Universität, hat nun entschlüsselt, wie das Coronavirus die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse befällt und zerstört.
Im Schnitt 15 Prozent der Covid-19-patientinnen und Patienten, die Spitalpflege benötigen, entwickelten im Verlauf der Infektion Diabetes. Basler Forschende haben nun herausgefunden, wie das Coronavirus die Insulin-Produktion beeinträchtigt.
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Wenn SARS-CoV-2 (rot) Beta-Zellen infiziert, produzieren diese weniger Insulin (grün) und zeigen Anzeichen des Absterbens. In blauem Farbton sind die Zellkerne zu sehen.

Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme: Chien-Ting Wu et al., Cell Metabolism

Diabetes gilt als Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Dass auch umgekehrt eine schwere Covid-19-Erkrankung zu einem Diabetes führen kann, ist weniger bekannt. Verschiedene Studien haben jedoch gezeigt, dass im Schnitt um die 15 Prozent der hospitalisierten Covid-19-Patientinnen und -Patienten einen neu diagnostizierten Diabetes erleiden.

Eine internationale Studie mit Beteiligung der Universität Basel hat nun entschlüsselt, wie das Coronavirus die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse befällt und zerstört. Das teilte die Universität Basel am Dienstag mit. Die Studie des internationalen Forschungsteams unter der Leitung der Stanford University School of Medicine, an der Forschende der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel beteiligt waren, wurde im Fachjournal «Cell Metabolism» publiziert.

Demnach kann das Coronavirus die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse infizieren. Diese produzieren das Hormon Insulin, das Gewebezellen dazu anregt, Zucker aus dem Blut aufzunehmen – und dadurch den Blutzucker zu senken. Bisher war unklar, wie das Coronavirus in diese Zellen eindringt.

Um diese Frage zu beantworten, untersuchten die Forschenden Gewebeproben von neun verstorbenen Covid-19-Patientinnen und -Patienten aus Basel. Dabei zeigte sich, dass die Zellen eine grosse Menge des Proteins Neuropilin 1 enthielten, welches das Virus als Eintrittspforte nutzen kann. Der Befund konnte danach in Laborversuchen validiert werden. Befallene Beta-Zellen produzierten nach der Infektion weniger Insulin.

Laborversuche zeigen Schutzmöglichkeit

Gleichzeitig wurde damit auch ein möglicher Schutz aufgezeigt. Wenn nämlich das Protein Neuropilin mit einem Hemmstoff blockiert wurde, konnte die Infektion der Beta-Zellen zumindest im Laborversuch reduziert werden. Möglicherweise könnte man diese Zellen also auch bei Patientinnen und Patienten mit schweren Verläufen schützen und so einer Diabetes-Erkrankung vorbeugen.

«Ob sich der Zuckerstoffwechsel nach einer überstandenen Infektion bei allen Covid-19-Patientinnen und -Patienten wieder normalisiert und ob und wie häufig ein bleibender Diabetes entstehen kann, lässt sich nach derzeitiger Studienlage nicht mit Sicherheit sagen», erklärt Pathologe PD Dr. Matthias Matter von der Universität Basel und vom Universitätsspital Basel, Leiter der Anteile der Studie, die in Basel durchgeführt wurden.

Es gebe Hinweise, dass bei Betroffenen mit Long-Covid, also anhaltenden Beschwerden nach der Infektion, auch mehrere Wochen bis Monate danach noch ein Diabetes feststellbar sei. Eine Möglichkeit zu entwickeln, bleibende Schäden der Bauchspeicheldrüse zu verhindern, sei daher sinnvoll.

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