Wirbel in Saudi-Liga«Früher wäre Ronaldo für seinen Jubel wohl im Gefängnis gelandet»
Ein christlicher Jubel von Cristiano Ronaldo in Saudiarabien sorgt für Diskussionen. Drohen dem Superstar deswegen im islamischen Land nun Konsequenzen? Eine Expertin ordnet ein.
Superstar Cristiano Ronaldo bejubelt ein Tor für Al-Nassr und bekreuzigt sich.
(Quelle: Twitter, SSC Extra 1)Darum gehts
Cristiano Ronaldo bejubelte ein Tor für Al-Nassr, indem er sich bekreuzigte.
Wegen des christlich-religiösen Jubels im muslimischen Saudiarabien wurde bereits über eine Bestrafung Ronaldos spekuliert.
Eine Expertin für die Arabische Halbinsel erklärt 20 Minuten, warum CR7 wohl ohne Strafe davonkommt.
Vor wenigen Tagen jährte sich der Tag zum zehnten Mal, an dem Cristiano Ronaldo seinen mittlerweile legendären «Siuuu-Jubel» zum ersten Mal aufführte. Kleiner Sprung in die Höhe, Beine auf die Seite – in diesem unvergleichbaren Stil zelebriert der portugiesische Superstar seitdem die meisten seiner vielen Tore – so auch bei seinem aktuellen Club Al-Nassr in Saudiarabien.
Nach Ronaldos 1:0-Siegtreffer im Halbfinal des Arab Club Champions Cup zeigte der 38-Jährige nun aber eine Geste, die für gehörig Wirbel sorgt. Unmittelbar vor dem «Siuuu-Jubel» machte er das christliche Kreuzzeichen. Dass der mehrfache Weltfussballer bekennender Christ ist, ist nicht neu. In Saudiarabien kann es jedoch rechtlich gesehen heikel sein, andere Glaubensformen als die vorherrschende muslimische zur Schau zu stellen.
Ex-Al-Nassr-Profi wegen Jesus-Tattoo verhaftet
Einige westliche Medien berichteten darüber und spekulierten, ob Ronaldo gar eine Festnahme drohe. Dies, da zumal zum Beispiel auch der frühere Al-Nassr-Spieler Juan Pablo Pino wegen eines Jesus-Tattoos am Oberarm einst in einem Einkaufszentrum in der Hauptstadt Riad verhaftet wurde.

Der Kolumbianer Juan Pablo Pino wurde in seiner Zeit bei Al-Nassr wegen seines Jesus-Tattoos festgenommen.
Instagram/le_magicien_pino20 Minuten wollte es genau wissen und fragte deswegen bei Elham Manea von der Universität Zürich an, die als Expertin für die Arabische Halbinsel gilt. «Wahrscheinlich hätte er vor 2015 im Gefängnis landen können», meint Manea. Damals hätte CR7 vor allem im streng religiösen Saudiarabien eine Strafe gedroht, wenn er das Kreuz bejubelt hätte. Saudiarabien sei diesbezüglich als Besonderheit in der Region des Nahen Ostens und Nordafrikas zu verstehen.
Wohl keine Strafe wegen Saudi-Liberalisierung
Heute sehe das Ganze aber komplett anders aus, da der Wüstenstaat seither einen grossen Wandel durchgemacht habe. «Saudiarabien ist nicht das Saudiarabien vor zehn Jahren», sagt die Expertin. Ein Hauptgrund dafür sei der Regierungswechsel vor knapp acht Jahren. Unter König Salman und seinem Sohn seien Reformen vorgestossen worden, die zwar nicht für mehr politische, aber für mehr individuelle Freiheit gesorgt hätten. Mohammed bin Salman würden die Liberalisierung vorantreiben und die Wirtschaft diversifizieren. «Dafür braucht das Königreich eine Öffnung, auch im sozialen Bereich», hält Manea fest.

Cristiano Ronaldo schiesst auch in Saudiarabien Tore am Fliessband.
AFPDaher sei es sehr unwahrscheinlich, dass man nun einen Fussballer für eine religiöse Geste abmahnen würde. «Ich wäre überrascht, wenn er bestraft werden würde, für all das Geld, das man für ihn bezahlt hat», meint die Expertin. Damit legt sie den Gedanken nahe, dass Ronaldo neben den gelockerten Regelungen auch gewissermassen von einem Promi-Bonus profitiere. «Natürlich wollen die Saudis sich nicht mit einem Star anlegen», sagt sie weiter. Dazu gelte es anzufügen, dass es trotz der Liberalisierung in Saudiarabien immer noch grosse Bedenken bezüglich der politischen Freiheit und der Redefreiheit zu konstatieren gelte. «Es gibt da immer noch einige Probleme», findet Manea.
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