CS verliert 30 Prozent an Wert – muss der Staat eingreifen?

Aktualisiert

Schweizer GrossbankDroht jetzt ein Bankrun? Unruhe in Bern wegen CS-Absturz

Die Aktie der Credit Suisse ist zwischenzeitlich auf unter 1.65 Franken gefallen. Braucht die Bank nun die Hilfe des Staates? Und wird die Nationalbank bald ein Statement abgeben?

Die Credit Suisse brauche keine Staatshilfe, versichert CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann.
Im Bundeshaus ist bei einigen Parlamentariern allerdings Nervosität spürbar.
Manche erwarten nun ein Statement der Nationalbank (SNB) – sie soll die Lage beruhigen.
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Die Credit Suisse brauche keine Staatshilfe, versichert CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann.

AFP

Darum gehts

  • Der Aktienkurs der Credit Suisse ist erneut massiv eingebrochen.

  • Nun sorgen sich auch die Parlamentarier in Bern um das Wohl der Bank.

  • Ein Bankenprofessor beruhigt: Der finanzielle Zustand der CS sei weiterhin gut.

Die Credit Suisse (CS) hat am Mittwoch erneut stark an Wert verloren. Der Kursrutsch war kurzzeitig mit über minus 25 Prozent so heftig, dass die Schweizer Börse den Handel der Aktie erneut aussetzte. Zum Crash kam es, nachdem die Saudi National Bank als grösste Aktionärin neue Kapitalspritzen ausgeschlossen hatte. Denn wenn der Anteil der Saudis auf über zehn Prozent steigen würde, bräuchte es eine Überprüfung der Finma.

Kurz zuvor sagte CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann, dass die Bank sicher keine Staatshilfe brauche, wie «Bloomberg» berichtet. Das sei ausgeschlossen, weil die CS noch immer gut kapitalisiert sei und nach wie vor eine starke Bilanz habe.

Kommt bald ein Statement der SNB?

Im Bundeshaus ist bei einigen Parlamentariern allerdings Nervosität spürbar. Mehrere befürchten einen Bankenrun. Ein solcher sei mit den heutigen technischen Möglichkeiten eine Gefahr, da innert Sekunden Millionen verschoben werden können.

Manche erwarten nun ein Statement der Nationalbank (SNB). In einem solchen könnten die Währungshüter versichern, dass man der CS im Notfall gegen Sicherheiten Liquidität zur Verfügung stellt. Auf Anfrage der Redaktion nimmt die SNB dazu keine Stellung.

«Das Ausmass der Rückgänge wird wahrscheinlich ein Eingreifen der Schweizer Behörden erfordern, um das Vertrauen in die Bank wiederherzustellen», sagt Alan Mudie, der Anlagechef der Zuger Woodman Asset Management AG, auf Anfrage der Redaktion.

«In Paris, London und Frankfurt freut man sich»

«Die SNB oder die Finma sollten schon lange eingreifen, um die Lage zu analysieren», sagt Marc Chesney, Finanzprofessor an der Uni Zürich, zu 20 Minuten. «Wenn die CS wirklich keine Staatshilfe bräuchte, warum verfügt sie trotzdem über eine Staatsgarantie als too-big-to-fail-Bank?» Wie teuer eine Rettung der CS für die Schweiz würde, liesse sich nicht genau sagen. Aber: «Das würde sicher sehr teuer», so Chesney.

Der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger glaubt allerdings nicht, dass der Staat eingreifen muss, wie er zu 20 Minuten sagt. Auch einen Bankenrun hält er für nicht denkbar. «Und selbst im schlimmsten Falle könnte die Nationalbank von der CS Aktiven übernehmen, wie sie das 2008 von der UBS gemacht und am Schluss einen hohen Gewinn erzielt hat», so Geiger.

«Der Aktienkurs könnte auf wenige Rappen fallen, trotzdem sagt er nichts über den finanziellen Zustand der Bank aus, der weiterhin gut ist.» Wenn die Kunden davonliefen, wäre das anders, sagt Geiger.

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Doch auch wenn die CS als Bankengruppe unterginge, müsste sie einfach den gut laufenden Schweizer Teil abspalten. «Den würde sofort jemand kaufen», so Geiger. Diese Möglichkeit habe die Finanzmarktaufsicht nach der Bankenkrise 2008 und der UBS-Rettung so geregelt.

Was dann mit dem internationalen Geschäft passiere, wäre nicht das Problem der Schweiz. Die Kontoinhaber und Hypothekenschuldnerinnen im Land wären nicht betroffen.

Andere Finanzplätze würden aber davon profitieren. «In Paris, London und Frankfurt freut man sich, wenn Zürich und Genf schwächeln», so Geiger. Es finde aber kein Angriff auf den Schweizer Finanzplatz statt: «Die UBS ist weiterhin sehr stark unterwegs».

Verwaltungsratspräsident verzichtet auf 1,5 Millionen Franken

Die Geschäftsleitung erhält insgesamt eine Entschädigung von 32,2 Millionen Franken. CEO Ulrich Körner erhält insgesamt 2,5 Millionen Franken. Er wurde im August zum CEO der CS ernannt. Die Gesamtvergütung des Verwaltungsrats zwischen den Generalversammlungen 2022 und 2023 betrug 10,4 Millionen Franken. Aufgrund des schlechten Finanzergebnisses verzichtet Verwaltungsratspräsident Axel P. Lehmann freiwillig auf seine Entschädigung von 1,5 Millionen Franken.

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