Wegen Maskenpflicht trauen sich Passagiere wieder in den ÖV

Aktualisiert

«Sie fühlen sich sicherer»Wegen Maskenpflicht trauen sich Passagiere wieder in den ÖV

Trotz anfänglichen Protesten auf Social Media: Statt den ÖV wegen der Maskenpflicht zu meiden, kommen die Passagiere sogar deswegen zurück.

Seit dem 6. Juli müssen Passagiere im öffentlichen Verkehr eine Maske tragen.
Die ÖV-Unternehmen wollten lange keine Maskenpflicht.
Sie befürchteten, deshalb benachteiligt zu werden und womöglich Fahrgäste zu verlieren.
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Seit dem 6. Juli müssen Passagiere im öffentlichen Verkehr eine Maske tragen.

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Darum gehts

  • Die ÖV-Unternehmen wollten erst keine Maskenpflicht, und Gegner protestierten lautstark dagegen.
  • Jetzt entpuppt sie sich aber als Glücksgriff: Wegen der Maskenpflicht trauen sich wieder mehr Passagiere in den öffentlichen Verkehr.
  • «Die Leute fühlen sich wieder sicherer im ÖV», sagt eine Sprecherin.

ÖV-Unternehmen sträubten sich ursprünglich gegen eine Maskenpflicht: «Wir möchten nicht der einzige Ort sein, wo man eine Maske tragen muss», sagte Norbert Schmassmann, der Präsident des Verbands öffentlicher Verkehr im Juni. Die Verkehrsbetriebe fürchteten, durch eine Tragepflicht Passagiere zu verlieren. Trotzdem führte der Bundesrat per 6. Juli die Maskenpflicht im ÖV ein.

Maskengegner reagierten genervt. Einige drohten damit, ihr GA zurückzugeben, und forderten ein Sonderkündigungsrecht. Andere drückten sich mit einem Gipfeli in der Hand davor, eine Maske anzuziehen. Dennoch wurde das Maskentragen im ÖV über Nacht zum Mainstream. Und trotz allem entpuppte sich die Tragepflicht für die Verkehrsbetriebe als Glücksgriff.

Mehr Passagiere wegen Maskenpflicht

Die Unternehmen dürfen sich über mehr Fahrgäste freuen: «Wir sehen seit der Einführung der Maskenpflicht keinen Rückgang an Passagieren, sondern auf gewissen Linien sogar eine Zunahme», sagt Katharina Märkle von Postauto. «Gerade für Risikopatienten war die Maskenpflicht vielleicht ein Grund, wieder den ÖV zu benutzen», so Märkle.

Postauto ist damit nicht alleine. Auch die Verkehrsbetriebe Zürich registrieren seit dem 6. Juli einen positiven Trend hin zu mehr Fahrgästen. «Die Leute fühlen sich dank Maskenpflicht wieder sicherer im ÖV», sagt Sprecherin Elina Fleischmann. Bei Bernmobil tönt es ähnlich: «Gefühlt sind unsere Fahrzeuge für die Sommerferienzeit gut besetzt», sagt Sprecher Rolf Meyer.

«Pendler getrauen sich wieder, näher zusammenzusitzen»

«Die Maskenpflicht hat sich sicher positiv auf die Passagierzahlen ausgewirkt», sagt auch der Direktor der Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland. «Wir hören von unseren Chauffeuren, dass es seit Einführung der Maskenpflicht wieder mehr Leute in den Bussen hat.» Besonders zu den Hauptverkehrszeiten seien jetzt mehr Pendler unterwegs: «Wir sehen, dass sie sich dank Maske wieder trauen, näher zusammenzusitzen.»

Und das Phänomen beschränkt sich nicht nur auf Tram und Bus. Auch die Appenzeller Bahnen berichten von einer höheren Passagierfrequenz wegen der Maskenpflicht. Ebenfalls von einem Anstieg spricht die BLS, dieser sei aber nicht grösser als vor der Maskenpflicht.

Weniger euphorisch sind die SBB: «Die Maskenpflicht hat sicher nicht zu einem Rückgang der Passagierzahlen geführt. Für eine Bilanz ist es aber noch zu früh», sagt Sprecher Martin Meier. Bei den SBB bewege sich die Auslastung «auf stabilem Niveau».

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