«Städter wachen in Sachen Beziehung oft erst mit 40 auf»

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Liebeskiller Grossstadt«Städter wachen in Sachen Beziehung oft erst mit 40 auf»

Wie Studien zeigen, ist es für Städter schwieriger, einen langfristigen Partner zu finden. Das Überangebot von potenziellen Partnern in der Stadt ist laut Experten ein Grund dafür.

In städtischen Gebieten leben weniger Menschen in Partnerschaften als auf dem Land. 
«In der Stadt ist man austauschbarer»: Das sieht der Single- und Beziehungscoach Rainer Grunert als einen Grund dafür.
Auf dem Land legt man sich laut dem Beziehungscoach wegen der geringeren Auswahl und der Befürchtung, keinen geeigneteren Partner zu finden, eher auf einen Partner fest.
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In städtischen Gebieten leben weniger Menschen in Partnerschaften als auf dem Land. 

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Darum gehts

  • Laut Studien ist es für Städter schwieriger, einen langfristigen Partner zu finden als für Personen, die auf dem Land leben.

  • Das Überangebot von potenziellen Partnern in der Stadt ist laut Experten ein Grund dafür.

  • Die 20-Minuten-Community sieht aber auch Vorteile für Städter bei der Partnersuche.

In städtischen Gebieten leben weniger Menschen in Partnerschaften als auf dem Land. In einer Umfrage der Dating-Plattform Elite-Partner gaben 2023 40 Prozent der deutschen Städter an, Single zu sein. Bei den Personen, die auf dem Land leben, waren es 29 Prozent. Die Studie «FReDA» des deutschen Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigte bereits 2021 ähnliche Resultate. Während auf dem Land 23 Prozent solo unterwegs waren, waren es in der Stadt 29 Prozent.

Dass für Städter eine langfristige Partnerschaft einzugehen oder aufrechtzuerhalten schwierig sei, kann auch Rainer Grunert, Schweizer Single- und Beziehungscoach, bestätigen. Die Gründe seien vielfältig: «In der Stadt ist man austauschbarer.» Nach Grunert habe man zwar mehr Möglichkeiten, einen Partner zu finden und eine viel grössere Auswahl. «Dies hat aber zur Folge, dass man immer wieder neuen potenziellen Partnern begegnet, die man für noch geeigneter hält», sagt der Beziehungscoach.

Auf dem Land lege man sich nach Grunert aufgrund der geringeren Auswahl und der Befürchtung, keinen besseren, geeigneteren Partner zu finden, wiederum eher auf einen Partner fest: «Man steht zudem öfters unter Beobachtung, ist vorsichtiger bei der Partnerwahl und spürt den sozialen Druck, eine feste Bindung einzugehen, stärker.» Positiv an diesem Druck sei, dass es Pärchen automatisch näher zusammenschiebe.

In der Stadt und auf dem Land haben wir die Community gefragt, wo man denn einfacher seine grosse Liebe findet.

20min/ths

«Viele Städter merken erst mit 40, dass sie eine Beziehung wollen»

Sandy Kaufmann, die als Lovecoach tätig ist, beobachtete zwischen Stadt und Land ähnliche Unterschiede: «Es kommt häufig vor, dass Stadtbewohner erst mit 35 bis 40 Jahren ‹aufwachen› und sich sagen, dass sie gerne eine Beziehung aufbauen würden.» Die Fülle an Singles in der Stadt, die den Eindruck vermittle, dass anderswo das Gras immer grüner sei, ist ihrer Meinung nach eine Fehlentscheidung: «Für mich baut sich der richtige Partner eher in einer längeren Beziehung durch die Vertiefung der Beziehung auf.»

In der städtischen Bevölkerung nachgefragt, empfinde man die Partnersuche auf dem Land als einfacher. «Es ist einfacher, weil es weniger Auswahl gibt. Man muss sich zwischen weniger Leuten entscheiden», meint der 29-jährige Reto aus Zürich, der seine Ex-Partnerin in der Schule kennen lernte. «Der Umgang untereinander auf dem Land ist persönlicher. Man ist weniger gehemmt, jemanden anzusprechen», fügt die 18-jährige Malin aus Schaffhausen hinzu. Die beste Variante, jemanden kennen zu lernen, sei nach ihr über Kollegen oder im Ausgang.

«Wenn du ein schlechter Liebhaber warst, wissen es alle im Dorf»

In der ländlichen Bevölkerung sieht man hingegen die städtische Bevölkerung im Vorteil. Der 26-jährige Lukas aus Steinhausen ZG meint: «Im Dorf kennt jeder jeden. Wenn du beispielsweise nicht loyal oder ein schlechter Liebhaber warst, wissen es alle im Dorf. Dann wird es schwierig mit der Partnersuche.» Das «Dorfkind» hat seine Ex-Partnerinnen durch Partys und über den Kollegenkreis kennen gelernt. Die 21-jährige Joy aus Küssnacht SZ hat ihren Partner über ihren Bruder kennen gelernt und sieht ebenfalls die Städter im Vorteil: «Es gibt viel mehr Unternehmungsmöglichkeiten in der Stadt, welche Paare näher zusammenbringen können.»

Für den Beziehungsexperten Rainer Grunert lässt sich nicht pauschal beantworten, wo es denn nun einfacher ist mit der Liebe: «Man hat in der Stadt und auf dem Land Vor- und Nachteile.» Auch für Sandy Kaufmann lässt sich das nicht klar sagen: «Meiner Meinung nach sind es die unbewussten Ängste vor der Liebe und ihren Beziehungen oder ihr Verhalten, die die Menschen am meisten daran hindern, in Beziehungen glücklich zu sein. Und nicht die Tatsache, ob sie in der Stadt oder auf dem Land leben.»

Wo findet man einfacher die grosse Liebe?

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