Darum werden Weisse Haie Opfer von Killerwalen

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Drohnenbilder ausgewertetDarum fliehen Weisse Haie nicht, wenn Killerwale ihnen die Leber rausreissen

Dank Hollywood gelten Weisse Haie als der Schrecken der Meere. Doch an der Küste Südafrikas geht es ihnen nun selbst an den Kragen: Orcas jagen und töten sie – auf eine nun erstmals dokumentierte Weise. 

Zwei Schwertwale erlegen vor Südafrika einen Weissen Hai. 

20min/Stefan Lanz

Darum gehts

Im Film werden Weisse Haie in der Regel anderen gefährlich. Doch im echten Leben sind sie selbst mit mächtigen Feinden konfrontiert: mit Schwertwalen. Seit dem Jahr 1997 ist bekannt, dass die auch als Orcas oder als Killerwal bezeichneten Tiere Jagd auf Weisse Haie machen – und das offenbar immer häufiger und oft erfolgreich, wie Forschende aus Südafrika im Fachjournal «Ecology» der Ecological Society of America schreiben.

Das Team um Alison Towner von der Rhodes University in Grahamstown und der Marine Dynamics Academy in Gansbaai konnte mithilfe von Drohnenvideos erstmals beobachten, wie koordiniert und gezielt die Wale bei ihren Attacken vorgehen. Denn abgesehen haben sie es besonders auf die Lebern ihrer Opfer. Bisher hatte es nur Indizien und Vermutungen gegeben.

Beobachtungen sind eine Premiere

Die Aufnahmen zeigen, wie sich die bis zu neun Meter langen und bis zu 6500 Kilogramm schweren Orcas zu mehreren einem Weissen Hai nähern, der in der Regel deutlich kleiner ist. Die Art wird bei einem Höchstgewicht von rund 2500 Kilogramm maximal sechs Meter lang. Zudem sind ihre Vertreter meist alleine unterwegs (siehe Video oben).

Mit der Schwanzflosse versetzt einer der Killerwale dem Opfer einen Schlag. Dann eilt ein anderer herbei und wendet den benommenen Hai mit einem gezielten Stoss gegen den Bauch, woraufhin dieser für rund 15 Minuten in eine Art Trance verfällt. So lange haben die Orcas dann freie Hand und können mit ihm machen, was sie wollen. Das ist offenbar: ihn zu töten.

«Dieses Verhalten wurde noch nie im Detail beobachtet, und schon gar nicht aus der Luft.»

Alison Towner, südafrikanische Haiexpertin und Fischkundlerin

Die Drohnenbilder zeigen, wie einer der Angreifer einen leblosen Weissen Hai mit dem Maul in genau dieser Position hält. In der Folge erstickt der Hai, weil er, um sauerstoffreiches Wasser an seinen Kiemen vorbei strömen zu lassen, schwimmen muss. Wenn die Schwertwale ihr Ziel erreicht haben, reissen sie den Haien mit einem gezielten Biss die Bauchdecke auf und die Leber aus dem Körper. «Dieses Verhalten wurde noch nie im Detail beobachtet, und schon gar nicht aus der Luft», so Towner in einer Mitteilung.

Warum ausgerechnet die Leber?

Robben-Strategie der Haie geht bei Killerwal-Attacken nicht auf

Die Studie gibt auch neue Einblicke in die Versuche der Weissen Haie, sich dem Angriff durch Orcas zu entziehen: Demnach näherten sich in zwei Fällen die Orcas den Haien langsam und rückten dicht an sie heran. Doch statt zu flüchten, blieben die Haie ruhig und behielten die Schwertwale im Blick.

Diese Strategie kenne man von Robben und Meeresschildkröten, heisst es in der Mitteilung. Beide Tierarten seien dafür bekannt, ihren Verfolger ständig zu umkreisen, statt zügig davon zu schwimmen. So können sie den Angreifer im Blick behalten und sich im Fall einer Attacke womöglich durch ein schnelles Ausweichmanöver retten. Bei den mindestens zu zweit jagenden Orcas stelle das jedoch ein tödliches Problem dar, so das Team um Towner.

Bereits im Sommer hatten Towner und ihre Kolleginnen und Kollegen im «African Journal of Marine Science» davon berichtet, dass die Attacken der Orcas zu einer schnellen und langfristigen Massenvertreibung der Weissen Haie führen. Die nun veröffentlichte Arbeit bestätigt das. Sie basiert auf noch mehr Videos. Zudem wurden Daten von Markierungen, und Beobachtungen von Haitourbooten ausgewertet, die zeigen, dass Weisse Haie für mehrere Wochen aus der Mossel Bay flohen.

Hast du schon einmal einen Orca live vor dir gehabt?

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