Darum folgt auf den Joint die Heisshunger-Attacke

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«Munchies»Darum folgt auf den Joint die Heisshunger-Attacke

Kiffen macht antriebslos – ausser beim Essen: Nach dem Joint kommt häufig das Schlemmen. Nun wird immer klarer, warum.

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Hunger auf alles Mögliche - dieses Gefühl kennen Kiffer nur zu gut.
Zwar war schon lange bekannt, dass Cannabis appetitanregend wirkt, nur die Gründe lagen weitgehend  im Dunkeln.
Nun haben Forscher in Tests mit Mäusen herausgefunden, dass THC ein Nervensystem manipuliert, dass eigentlich für die Unterdrückung von Hunger ist.
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Hunger auf alles Mögliche - dieses Gefühl kennen Kiffer nur zu gut.

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Eine Pizza mit extra Belag? Chips? Ein Burger? Und dazu noch eine Tafel Schokolade? Was normalerweise schon vom Hören akutes Völlegefühl verursacht, klingt für Kiffer wie ein Heilversprechen. Kein Wunder, schliesslich hat Cannabis eine äusserst appetitanregende Wirkung (siehe Box).

Mit dem «Warum?» taten sich die Mediziner allerdings schwer. Zunächst nahmen sie an, die in der Droge enthaltenen Wirkstoffe würden die Konzentration des Blutzuckers senken, was den Heisshunger bewirke. Doch Studien widerlegten das.

Viele Antworten, aber auch viele Fragen

Fest stand bisher nur, dass das sogenannte Endocannabinoid-System dem Organismus hilft, die richtige Balance zwischen Hunger und Sättigung zu finden: Mit dem Hormon Leptin reduziert die Hirnregion Hypothalamus den Appetit, während sie mit Hilfe von Endocannabinoiden – vor allem THC – den Appetit verstärkt.

Doch diese verstärken laut Forschern um Tamas Horvath von der Yale University den Appetit nicht nur: Sie aktivieren auch ein Nervennetzwerk in einer Region des Hypothalamus, das nach bisherigem Wissensstand eigentlich genau für das Gegenteil zuständig ist – für die Unterdrückung von Hunger. Das haben Tests mit Mäusen gezeigt, wie das Team im Fachjournal «Nature» berichtet. «Es ist, als ob man auf die Bremse steigt und dadurch beschleunigt.» Um auch die Hintergründe zu klären, sollen weitere Studien folgen.

Beim Kiffer-Hunger spielt zudem auch eine Rolle, dass das Essen dann besonders gut schmeckt. Denn das THC sorgt nicht nur für Heisshunger, sondern auch für besonders grossen Genuss. Dies, weil sich das Endocannabinoid-System auch auf den Teil des Gehirns erstreckt, der Belohnungsgefühle auslöst.

Appetitanregende Wirkung

Schon in den alten Lehrbüchern der ayurvedischen Medizin wird das Phänomen vom Appetit anregenden Cannabis erwähnt. Europäische Ärzte schrieben im 19. Jahrhundert darüber. Heute werden Cannabinoide, insbesondere Tetrahydrocannabinol (THC), etwa zur Behandlung von Appetitlosigkeit und Abmagerung bei Aids- und Krebspatienten eingesetzt.

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