Darum hat Zürich weder ein Tram 1 noch ein Gleis 1

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Öffentlicher VerkehrDarum hat Zürich weder ein Tram 1 noch ein Gleis 1

Sowohl das 1er-Tram der Verkehrsbetriebe Zürich als auch das Gleis 1 am Hauptbahnhof Zürich sucht man vergeblich. Doch das könnte sich künftig ändern.

von
rad

Haben Sie sich auch schon gefragt, warum es in Zürich kein 1er-Tram gibt? Tatsächlich war dem nicht immer so – von 1906 bis 1954 war in der Stadt Zürich das 1er-Tram unterwegs, bis es in den 50ern in Verruf geriet.

«Es entsprach nicht mehr dem damaligen Zeitgeist», erklärt Bruno Gisler, Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ): «Darum wurde 1954 die Linie 1 auf Busbetrieb umgestellt und verschwand.» Zuletzt verkehrte die Linie 1 auf der Strecke Burgwies – Kreuzplatz – Kunsthaus – Hauptbahnhof – Hardplatz.

Tram-Routen ändern sich wegen Stadtentwicklung

Bis zum heutigen Tag ist gemäss Gisler die Linie 1 die einzige, die aufgehoben und durch die Buslinie 31 ersetzt wurde: «Mittlerweile weiss man das Tram wegen des grösseren Platzangebots wieder zu schätzen.»

Aufgrund der Entwicklung der Stadt haben sich die Routen der Tramlinien in Zürich entsprechend immer wieder geändert, so Gisler: «Die letzte grosse Umstellung kam 1986 mit der Routen-Änderung der Linien 7 und 9. 2011 folgte mit dem Tram Zürich-West die jüngste Anpassung des VBZ-Tramnetzes.»

Die Nummer 1 ist ein absolutes Mysterium

Ob es je wieder eine Linie 1 in Zürich geben wird, ist unklar. Laut Gisler haben die VBZ allerdings ein Projekt am Laufen, das den Arbeitstitel «Linie 1» trägt und sich mit einer Verbindung zwischen Hauptbahnhof Zürich und Bahnhof Zürich-Altstetten beschäftigt.

«Die Nummer 1 umgibt irgendetwas Magisches, was die Leute fasziniert – ein absolutes Mysterium. Wirklich erklären kann ich mir dieses Phänomen auch nicht», sagt Gisler. Natürlich besteht mit dem Fehlen der Linie 1 eine Lücke, doch zwischen 15 und 17 gibt es ebenfalls eine, so Gisler weiter: «Nach dem Verbleib des 16ers fragt sich jedoch kaum jemand.» Sowohl Linie 1 als auch 16 würden als Reserve behalten für mögliche zukünftige Tramlinien-Projekte.

Gleise von Süden nach Norden nummeriert

Auch im Hauptbahnhof Zürich sucht man heute bei den Gleisen vergeblich nach der Zahl 1: «Noch vor 25 Jahren hatte der Hauptbahnhof ein oberirdisches Gleis 1, von dem aus die Gotthard-Züge losfuhren», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli. Mit der Inbetriebnahme der Sihltal Zürich Uetliberg Bahn (SZU) 1990 sei die Gleisnummerierung überarbeitet worden.

«Im HB Zürich wurde seit jeher das südlichste Gleis mit der niedrigsten Nummer gekennzeichnet und das nördlichste mit der höchsten», sagt Schärli. So kam es, dass die unterirdischen Gleise des Bahnhofs SZU mit 1 und 2 beziffert wurden. Und die oberirdischen Gleise seither von 3 bis 18 nummeriert sind.

Von Gleisen und Hotelzimmern

23 Jahre später fand im Zuge des Fahrplanwechsels im Dezember 2013 auch eine erneute Umnummerierung statt: Die Gleise 1 und 2 der SZU wurden in 21 und 22 umgewandelt, laut Schärli der Übersicht halber. Die drei unterirdischen Bahnhöfe im HB Zürich seien für die Kunden auch dank der Nummerierung gut zu unterscheiden: «So wie man bei einem Hotel weiss, dass mit dem Zimmer 213 das Zimmer 13 im zweiten Stock gemeint ist, so sind die Gleise 21 und 22 unterirdisch und kennzeichnen den Bahnhof SZU», sagt Schärli.

Generell habe man bei jedem Bahnhof einen 10er-Sprung gemacht. Die Gleisnummern am Bahnhof Löwenstrasse gehen von 31 bis 34 und am Bahnhof Museumsstrasse von 41 bis 44. Auch wenn es das ursprünglich Gleis 1 heute nicht mehr gibt, existiert es nach wie vor – als Gleis 3. Somit könnte die Gleisnummer 1 wieder vergeben werden. Laut Schärli ist vorerst aber nichts dergleichen geplant.

Die letzte grosse Routen-Änderung

Das 7ner-Tram fuhr bis 1986 zwischen Wollishofen und dem Bahnhof Oerlikon, bevor dann die Endstation der Linie 7 neu an den Bahnhof Stettbach verlegt wurde. Noch grösser war die Routen-Änderung der Linie 9. Diese fuhr bis Mitte der 1980er vom Milchbuck bis zum Bahnhof Enge. Unterdessen wurde die Strecke ausgebaut und angepasst und verläuft heute zwischen Hirzenbach und Heuried.

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