Darum ist der 29-Jährige immer noch auf der BAG-Liste, obwohl er nicht an Corona starb

Publiziert

Verwirrung um Covid-ToteDarum ist der 29-Jährige immer noch auf der BAG-Liste, obwohl er nicht an Corona starb

Das BAG löscht einen verstorbenen 29-Jährigen nicht aus der Liste der Coronatoten – obwohl der Kanton Zürich Covid als Todesursache ausschliesst. Nun erklärt das Bundesamt, wie die Statistik erstellt wird.

von
Bettina Zanni / Noah Knüsel
Über die Festtage meldete das BAG zwei aussergewöhnliche Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19: In Zürich starb eine Person zwischen 20 und 29 Jahren, in St. Gallen jemand zwischen 0 und 9 Jahren.
Der Kanton Zürich bestätigte den Tod eines 29-Jährigen, schloss allerdings Covid als Todesursache aus.
Wie kann es sein, dass jemand, der laut den kantonalen Behörden nicht an Covid-19 starb, trotzdem in der nationalen Corona-Todesfallstatistik des BAG auftaucht? Diese enthalte alle Todesfälle von Personen mit einem laborbestätigten positiven Covid-19-Test, erklärt BAG-Sprecherin Katrin Holenstein.
1 / 8

Über die Festtage meldete das BAG zwei aussergewöhnliche Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19: In Zürich starb eine Person zwischen 20 und 29 Jahren, in St. Gallen jemand zwischen 0 und 9 Jahren.

USZ

Darum gehts

  • Ein 29-jähriger Zürcher taucht in der BAG-Statistik der Corona-Todesfälle auf, obwohl er laut dem Kanton Zürich gar nicht an Covid-19 gestorben ist.

  • «Die Todesursache ist dem BAG nicht bekannt», heisst es beim Bundesamt für Gesundheit. Die Liste zeige nur, wie viele Patienten mit einer positiven Covid-Diagnose gestorben seien.

  • Ob eine Person mit oder an Corona gestorben sei, erfasse das Bundesamt für Statistik in seiner Todesursachen-Statistik. Diese ist aber für 2020 noch nicht verfügbar.

Dass junge Leute im Zusammenhang mit dem Coronavirus sterben, ist selten. Über die Festtage tauchten aber zwei neue Fälle in der Corona-Todesfall-Statistik des BAG auf: Das Bundesamt meldete einen Fall in der Alterskategorie 0-9 Jahre und erstmals einen in der Kategorie 20-29 Jahre.

Das BAG listet in der Woche vom 21.-27.12.2020 den ersten laborbestätigten Todesfall einer Person in der Alterskategorie 20-29 auf.

Das BAG listet in der Woche vom 21.-27.12.2020 den ersten laborbestätigten Todesfall einer Person in der Alterskategorie 20-29 auf.

www.covid19.admin.ch/

Der Kanton Zürich bestätigte den Tod eines 29-Jährigen, widersprach dem BAG aber. Patrick Borer von der Gesundheitsdirektion sagte: «Aufgrund des ärztlichen Befundes kann ausgeschlossen werden, dass Covid die Todesursache war.»

«Todesursache ist BAG nicht bekannt»

Wie kann es sein, dass jemand, der laut den kantonalen Behörden nicht an Covid-19 starb, trotzdem in der nationalen Corona-Todesfallstatistik des BAG auftaucht? Diese enthalte alle Todesfälle von Personen mit einem laborbestätigten positiven Covid-19-Test, erklärt BAG-Sprecherin Katrin Holenstein. Solche müssten von Ärzten obligatorisch gemeldet werden und tauchten dann in der Statistik auf.

«Die Todesursache ist dem BAG nicht bekannt», so Holenstein weiter. «Auf dem Meldeformular zum klinischen Befund eines Todesfalles existiert keine Angabe zur Todesursache. Dort wird nur vermerkt, dass es sich um einen Covid-Patienten gehandelt hat.» Bei den täglich gemeldeten Zahlen des BAG handle es sich um eine epidemiologische Statistik, so die Sprecherin. Sie zeige, wie viele der Sars-CoV-2-positiven Patienten in der Schweiz gestorben sind.

Bundesamt für Statistik analysiert Todesursachen

Die genauen Todesursachen würden vom Bundesamt für Statistik (BFS) erfasst, so Holenstein. «Dazu werden die Informationen aus den Todesscheinen der Verstorbenen analysiert.» So werde mit zeitlicher Verzögerung ersichtlich, ob Personen an oder mit Covid-19 verstorben seien. Für 2020 sind diese genauen Daten noch nicht verfügbar: Auf der Website des BFS datieren die neuesten Statistiken zu spezifischen Todesursachen von 2018.

Wie viele Personen wirklich wegen Corona starben, bleibt deshalb unklar. Sicher ist aber: In der Schweiz gab es 2020 eine Übersterblichkeit. Wie BFS-Daten zeigen, starben bis zum 20. Dezember über 6000 Personen mehr als erwartet. Diese Zahl dürfte bis Ende Jahr bis auf 6500 angestiegen sein. Damit fällt die Übersterblichkeit auch klar höher aus als in den Jahren 2017 und 2015, als in der Schweiz wegen starker Grippewellen im Januar beziehungsweise Februar mehr Menschen starben als zu der Jahreszeit üblich.

Allerdings weist Experte Rolf Weitkunat darauf hin, dass Vergleiche der absoluten Todeszahlen von verschiedenen Jahren mit Vorsicht zu geniessen seien. Das etwa wegen der steigenden Bevölkerungszahl in der Schweiz.

Hast du oder jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?

Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Tel. 147

Deine Meinung zählt

129 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen