Die FaktenDarum ist die Masern-Impfung so wichtig
Die Masern werden den Kinderkrankheiten zugerechnet, doch sie können auch Erwachsenen gefährlich werden. Das müssen Sie wissen.
Eigentlich sollten Masern bald ausgerottet sein, auch in der Schweiz. Dafür müsste jedoch eine Impfquote von 95 Prozent erreicht werden. Nur dann kann sich der Erreger nicht mehr verbreiten.
Doch so weit ist man noch lange nicht. Insbesondere wegen Impfgegnern breitet sich die gefährliche Krankheit weiter aus. Anlässlich des jüngsten Ausbruchs in einer Rudolf-Steiner-Schule in Biel hat 20 Minuten die wichtigsten Fakten für sie zusammengestellt.
Was sind Masern?
Masern (lat. Morbilli) sind eine durch das Masernvirus hervorgerufene, hochansteckende Infektionskrankheit. Schon ein Nieser eines Infizierten reicht aus, um sich anzustecken, genauso wie das Berühren von kontaminierten Oberflächen. Erkrankte sind auch dann schon ansteckend, wenn sie noch nicht den typischen Hautausschlag entwickelt haben.
Experten betonen, dass Masern keine harmlose Kinderkrankheit sind. Warum?
Gewisse Impfgegner führen ins Feld, dass eine Masernerkrankung für ein Kind einen wichtigen Teil des Erwachsenwerdens darstelle. Doch es können ungeschützte Menschen jeden Alters erkranken. Zudem kommt es bei jeder zehnten Person zu Komplikationen. Am schwerwiegendsten sind dabei Lungen- und Gehirnentzündungen. Zudem verlaufen Masern bei einem von rund 3000 Erkrankten tödlich.
Wie sicher ist die Impfung?
Die Masern-Impfung bietet keinen 100-prozentigen Schutz. Nach der ersten Impfdosis liegt der Schutz bei etwa 91 Prozent, nach der zweiten bei 92 bis 95 Prozent. Dennoch lohnt sich die Schutzmedikamentierung, denn nur ein bis acht Menschen von 100 bekommen trotz Impfung die Masern, nachdem sie dem Virus ausgesetzt waren. Von den nicht Geimpften stecken sich dagegen etwa 90 von 100 an.
Woher stammt die Idee, die Impfung führe zu Autismus?
Sie stammt aus einer 1998 im Fachjournal «The Lancet» publizierten Studie, die später zurückgezogen wurde – weil ihr Autor, Andrew Wakefield, Interessenkonflikte nicht deklariert
und Beweise manipuliert hatte. Die Studienergebnisse wurden schlussendlich als «grundfalsch» disqualifiziert und Wakefield der arglistigen Täuschung bezichtigt. Die britische Ärztekammer sprach gegen ihn sogar ein Berufsverbot aus. Kurz: An der Idee ist nichts dran, wie seither mehrere Studien zeigten.
Wieso haben trotzdem manche Kinder nach der Impfung Autismus?
Das scheint nur so: Die ersten Verhaltensstörungen bei Autisten treten im Alter von 18 bis 20 Monaten auf. Und damit im gleichen Zeitraum, in dem 95 Prozent der Kinder geimpft werden.
Überlastet die Masernimpfung nicht das Immunsystem der Kinder?
Nein, laut Experten sind Kinder jeden Tag Tausenden von Antigenen ausgesetzt, das vorgeschlagene Impfschema dagegen enthält nur rund 300 Antigene. Laut Paul A. Offit von der Universität Pennsylvania würden selbst bei einer parallelen Gabe von elf Impfstoffen nur etwa 0,1 Prozent des Immunsystems in Beschlag genommen.
Viele Menschen haben Angst vor Impfinhaltsstoffen wie Quecksilber oder Aluminium. Ist da was dran?
Tatsächlich enthalten manche Impfstoffe Aluminiumhydroxid (verstärkt die Immunantwort) oder Formaldehyd (tötet die Impfviren ab). In der Schweiz ist das aber nicht so. Der seit 1985 empfohlene kombinierte Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) ist vollkommen frei von Quecksilber (Thiomersal), Aluminium und sogenanntem Adjuvans (wirkungsverstärkender Stoff).
Wie sieht es mit den Nebenwirkungen aus?
Der Körper reagiert auf den Pikser: Die Einstichstelle kann rot werden, anschwellen und schmerzen. Mitunter schwellen auch die Lymphknoten an, die Körpertemperatur kann steigen und Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Müdigkeit können die Folge sein. Rund jeder Fünfzigste erkrankt nach der Impfung an einer sehr abgeschwächten Form der Masern. Diese sogenannten Impfmasern sind allerdings nicht ansteckend und klingen in der Regel rasch und folgenlos ab.
Grundsätzlich sollten Menschen, die an Immunschwäche leiden, sich in einer immunsuppresiven Therapie befinden oder eine bekannte schwere Allergie gegenüber Inhaltsstoffen des Wirkstoffs haben, sich nicht impfen lassen. Auch Schwangere sollten vorsichtshalber davon absehen.
Wie lautet die Impfempfehlung für die Schweiz?
Im Schweizerischen Impfplan wird geraten, Kleinkinder gegen Masern impfen zu lassen. Empfohlen sind zwei Dosen im Alter von 12 Monaten und 15 bis 24 Monaten. Allen 1964 und später Geborenen, die nicht zweimal geimpft sind und die Masern noch nicht hatten, wird die Nachimpfung empfohlen.
Was ist mit Neugeborenen?
Sofern es gestillt wird und die Mutter entweder Masern hatte oder ausreichend geimpft ist, verfügt ein Neugeborenes über einen sogenannten Nestschutz. Darunter versteht man Antikörper, die die Mutter über die Plazenta oder die Milch auf das Kind übertragen hat. Jedoch schwindet dieser Schutz mit der Zeit.
Der Impfpass ist weg. Wie lässt sich herausfinden, ob der Körper immun gegen Masern ist?
Aufschluss kann ein Bluttest beim Hausarzt geben. Weil der jedoch auch fehlerhaft sein kann, raten Experten dazu, sich im Zweifelsfall lieber erneut impfen zu lassen. Ihr Argument: Man kann sich nicht «überimpfen».