Darum ist Österreich zufrieden, obwohl jeder zweite positive Test falsch ist

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MassentestsDarum ist Österreich zufrieden, obwohl jeder zweite positive Test falsch ist

In Österreich sind die Corona-Massentests angelaufen. Erste Resultate liegen vor. Diese können aber falsch sein. Eine österreichische Spitzenpolitikerin fordert nun Massentests für zuhause.

Darum gehts

  • Österreich hat in drei Bundesländern mit den Corona-Massentests begonnen.

  • Weil dabei weniger präzise Schnelltests zum Einsatz kommen, könnte sich bis zu der Hälfte der positiven Ergebnisse nachträglich als falsch herausstellen.

  • Für Experten ist dies kein Problem: Wichtig sei, dass man die Coronapositiven möglichst schnell finden und isolieren kann.

Österreich setzt auf eine Massentest-Strategie im Kampf gegen das Coronavirus. Zwar ist die Teilnahme freiwillig, Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) warb bei der Bevölkerung aber darum, dass sich möglichst alle testen lassen. Offizielles Ziel der Regierung ist, dass bis 13. Dezember mehrere Millionen Menschen mitmachen.

Allein das Bundesland Wien kann dazu auf eine tägliche Testkapazität von 150’000 Tests zurückgreifen. Das sind mehr als in der gesamten Schweiz in einer ganzen Woche (23.11-29.11) mit 159’744 erfolgten Tests durchgeführt wurden. Der Kanton Graubünden hat als bisher einziger Schweizer Kanton am Freitag verkündet, ebenfalls auf Massentests zu setzen.

Fehlerquote von 50 Prozent

Am Freitag sind die Massentests in drei Bundesländern angelaufen – nebst Wien auch in Voralberg und im Tirol. Resultate liegen auch bereits vor: In Voralberg wurden bei 12’131 Tests 0,4 Prozent positiv getestet, im Tirol fielen von über 12’000 Test 0,3 Prozent positiv auf. In Wien schliesslich wurden gestern an die 13’000 Tests durchgeführt – davon 0,5 Prozent positiv. Das berichtet der «Standard».

Für die Massentests kommen Schnelltests zum Einsatz. Sie sind im Vergleich zu den herkömmlichen PCR-Tests weniger genau. So schätzt Oswald Wagner, Vizedirektor der Medizinischen Universität Wien, dass bis zu 50 Prozent der Leute, die mit einem Schnelltest ein positives Resultat erhalten, bei einem zweiten Test wieder negativ sein werden. Gemäss den Herstellern liegt die Genauigkeit der Schnelltests bei 99 Prozent.

Umgekehrt rechnet Wagner nur mit vereinzelt sogenannten falsch-negativen Schnelltests und dies vor allem bei Personen, die nicht mehr ansteckend seien. 90 Prozent der positiven Fälle würden mit den Schnelltests erkannt.

Das führte Wagner gegenüber der Agentur APA aus. Der Ungenauigkeit zum Trotz ist er ein Anhänger des Massnahme. Jede entdeckte und isolierte Person helfe dabei, die Infektionsketten zu unterbrechen, gibt sich Wagner gegenüber dem «Kurier» überzeugt. Geschwindigkeit sei in der Bekämpfung des Virus zentral.

Gratistests für zuhause

Einen Schritt weiter geht Pamela Rendi-Wagner, die Chefin der österreichischen Sozialdemokraten. Auch sie fordert kostenlose Massentests – aber für zuhause. Im ORF plädierte Rendi-Wagner für «wöchentliche Selbsttestungen im Wohnzimmer».

Rendi-Wagner zielt damit auf die neuartigen Tests ab, für die kein medizinischer Abstrich mehr nötig ist. Stattdessen entnimmt sich der Proband eine Speichelprobe zuhause – und schickt sie zur Auswertung ins Labor. Eine St. Galler Firma vertreibt seit Neuem genau einen solchen Test.

In den Bundesländern Wien, Voralberg und Tirol konnte sich die Bevölkerung in eigens eingerichteten Testzentren auf das Virus abchecken lassen.
Vor den Zentren bildeten sich teilweise grosse Schlangen.
Es kommen Schnelltests zum Einsatz. Diese sind deutlich weniger präzis als herkömmliche Tests.
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In den Bundesländern Wien, Voralberg und Tirol konnte sich die Bevölkerung in eigens eingerichteten Testzentren auf das Virus abchecken lassen.

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