Ukraine: Alte Fenster aus der Schweiz kommen zum Einsatz

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ZürichAlte Schweizer Fenster sind für die Ukraine ein Lichtblick

Fenster und weiteres Baumaterial werden bei Abbrucharbeiten meistens achtlos entsorgt. Ein Schweizer Verein sorgt nun dafür, dass das Material beim Wiederaufbau in der Ukraine verwendet wird. 

Schweizer Fenster kommen für Reparatur- und Wiederaufbauarbeiten in der Ukraine zum Einsatz.
Durch die russischen Bombenangriffe sind Zehntausende Fenster zu Bruch gegangen. 
Nachschub ist rar: Vor dem Krieg wurde eine grosse Anzahl ukrainischer Fenster in Belarus und Russland hergestellt. 
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Schweizer Fenster kommen für Reparatur- und Wiederaufbauarbeiten in der Ukraine zum Einsatz.

ReWin

Darum gehts

  • Der Verein ReWin sammelt Schweizer Fenster und lässt sie in die Ukraine transportieren.

  • Dies, weil zahlreiche Fenster im kriegsversehrten Land nach Bomben- und Raketeneinschlägen in die Brüche gehen und Nachschub rar ist.

  • Vor allem jetzt im Winter sind die Fenster für die Wärmedämmung extrem wichtig.

  • Der gemeinnützige Verein ist auf Spenden angewiesen.

Die russischen Streitkräfte feuern täglich dutzende Raketen auf ukrainische Städte und Dörfer ab. Nicht alle Geschosse werden von der Luftabwehr abgefangen. Sie hinterlassen Tod, Leid – und Hunderte von kaputten Häusern. Gerade im Hinblick auf die zahlreichen Angriffe auf zivile Infrastruktur – Energie- und Wasserversorgung – bereiten sich Ukrainerinnen und Ukrainer auf harte Wintermonate vor.

Umso wichtiger sei es jetzt, Baumaterial zum Wiederaufbau in die Ukraine zu schicken, sagt die Basler Architektin Barbara Buser, seit 30 Jahren Expertin für Kreislaufwirtschaft im Baubereich. Sie setzt sich dafür ein, dass Fenster, Türen und weitere Bestandteile bei Abbrucharbeiten in der Schweiz nicht wie sonst auf der Müllhalde landen, sondern in der Ukraine wieder eingesetzt werden können.

«Vor allem Fenster werden benötigt, weil das Glas nach einem Raketeneinschlag im Umkreis von drei Kilometern zerbirst», sagt Buser. Zudem sei das Land ganz grundsätzlich auf Importe angewiesen. «Vor dem Krieg wurden bis zu 80 Prozent der ukrainischen Fenster in Belarus und Russland hergestellt.»

Bereits mehrere Transporte organisiert

Mit ihrer Tochter, der Ethnologin und Stadtentwicklerin Anna Buser, Karl Martin von useagain.ch und einem Team aus Freiwilligen aus Zürich, Bern und Basel hat Buser den gemeinnützigen Verein ReWin gegründet. Der Verein transportiert rückgebaute Fenster und weitere Bauteile in die kriegsversehrte Ukraine, wo sie von einer ukrainischen NGO und Bauspezialistinnen und -spezialisten entgegengenommen und verteilt werden. «In der Schweiz werden sogar doppel- oder dreifachverglaste Fenster achtlos entsorgt. Wir versuchen Bauunternehmen und Architektinnen und Architekten nun davon zu überzeugen, Gebäude und ihre Bauteile als wertvolle Ressourcen zu sehen und wiederzuverwenden statt wegzuwerfen», sagt Buser.

Letztendlich sei es eine Kostenfrage: «Es ist teurer, die Fenster sorgfältig zu demontieren, als sie einfach zu zerstören.» Doch es lohne sich, sagt Buser: «Wir haben bisher mehrere Transporte in die Ukraine organiseren können.» So hätten so nicht nur Häuser instand gesetzt werden, sondern auch CO2 gespart und Abfall verhindert werden können. Die Nachfrage vor Ort sei riesig: «Wir werden derzeit von Anfragen überhäuft.» Tätig geworden sei man etwa bereits in Butscha, wo von russischen Truppen Kriegsverbrechen verübt wurden. 

Ihr Architekturbüro habe die bisherigen Ausgaben selbst übernommen, sagt Buser. Da ein Transport allerdings mit bis zu 5000 Franken zu Buche schlägt, sei der Verein nun auf Spenden angewiesen. Zudem läuft ebenfalls ein Crowdfunding auf der Website Crowdify. «Je weiter der Winter voranschreitet, desto dringender werden die Fenster fürs Überleben. Jeder Franken hilft, um die katastrophale Lage, in der sich viele Ukrainerinnen und Ukrainer befinden, zu lindern.»

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