Job Index: Darum sind Köche und Coiffeusen gerade gefragter als Führungskräfte

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Job IndexDarum sind Köche und Coiffeusen gerade gefragter als Führungskräfte

Wer in der Gastronomie, im Verkauf oder in der Informatik arbeitet, sollte aktuell wenig Mühe haben, einen Job zu finden. Für Führungskräfte ist die Stellensuche hingegen schwierig.

Köche und Köchinnen sind auf dem Job-Markt gerade sehr gefragt.
Auch für Verkäuferinnen und Verkäufer gibt es viele offene Stellen.
Ebenso für Programmiererinnen und Programmierer.
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Köche und Köchinnen sind auf dem Job-Markt gerade sehr gefragt.

20min/Celia Nogler

Darum gehts

Wer hat die besten Jobchancen in der Schweiz? Das hat sich der Personalexperte Adecco gefragt, der mit der Uni Zürich den «Swiss Job Market Index» herausgibt. In den letzten sechs Monaten fand am ehesten eine Stelle, wer in der Gastronomie oder im Verkauf arbeiten will – etwa Servicehilfskräfte und Köche und Köchinnen.

Insgesamt waren im zweiten Quartal 2022 rund 24 Prozent mehr Stellen ausgeschrieben als im Vorjahr. Das hat auch mit der Aufhebung der Corona-Massnahmen zu tun. Im Januar schätzten Firmen die wirtschaftliche Entwicklung allerdings noch positiv ein, nun rechnen sie mit weniger Wachstum.

Personalmangel bedroht Wachstum

«Lieferengpässe und steigende Energiepreise verteuern die Produktion und schmälern die Gewinnmarge», sagt Adecco-Schweiz-Chef Marcel Keller. Und die internationale Nachfrage nach Schweizer Gütern könnte weiter abnehmen. Firmen fahren ihre Investitionen deshalb zurück. Einige müssten gar Aufträge ablehnen, weil ihnen das Personal fehle, warnt auch der Schweizerische Arbeitgeberverband.

Neben Gastronomen und Verkaufsprofis sind auch Fachkräfte im Büro gefragt: Im aktuellen Halbjahr waren in dieser Branche 74 Prozent mehr Stellen ausgeschrieben als im Vorjahreshalbjahr. «Für Fachkräfte im Büro sind zurzeit so viele Stellen offen wie noch nie», schreibt Adecco im neuen Job Index.

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Historischer Höchstwert

Im Bereich persönliche Dienstleistungen nahm die Zahl ausgeschriebener Stellen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um 68 Prozent zu. Dazu zählen unter anderem Job-Profile wie Coiffeure und Coiffeusen, Kondukteure und Kondukteurinnen, Assistenzberufe im Gesundheitswesen, Betreuungsberufe oder Hauswarte.

In diesen Berufen waren die Auswirkungen der Pandemie (siehe Box) weniger stark als in der Gastro, wie Adecco schreibt: Der Corona-Tiefpunkt im ersten Halbjahr 2021 lag nur vier Prozent tiefer als vor der Krise. Und im aktuellen Halbjahr habe es sogar einen historischen Höchstwert an ausgeschriebenen Stellen gegeben.

Pandemie befeuert Digitalisierung

Für Fachkräfte Technik, zu denen Elektrotechnikerinnen und Elektrotechniker und technische Zeichner und Zeichnerinnen gehören, gab es elf Prozent mehr offene Stellen als im Vorjahreshalbjahr. Im ersten Halbjahr 2020 verzeichnete diese Berufsgruppe einen Stellenrückgang von 18 Prozent im Jahresvergleich. Nun haben sich die Stellenausschreibungen stabilisiert.

Köche statt Chefs

Die Führungskräfte sind die einzige Berufsgruppe, die sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 nicht gross verändert hat. «Im Gegensatz zu den anderen Berufsgruppen ist bei den Führungskräften seit dem Ausbruch der Pandemie keine erhöhte Nachfrage ersichtlich», sagt Keller von Adecco.

Viele Firmen müssten nun Menschen einstellen, um die hohe Nachfrage zu bedienen. Ohne die Fachkräfte an der Basis, wie Köche und Köchinnen, Handwerkerinnen und Handwerker und Bürokräfte, könnten Unternehmen ihre Tätigkeit nicht aufrechterhalten, sagt Keller. Darum sei die Suche nach Führungskräften nun zweitrangig.

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