SpritpreiseDarum tanken jetzt Schweizer günstiger als die Deutschen
Seit Neujahr müssen Autofahrer höhere Steuern für Treibstoffe zahlen. Trotzdem kostet der Liter Benzin viel weniger als vor einem Jahr und auch viel weniger als in Deutschland. Ein Ende der Corona-Krise könnte das wieder ändern.
Darum gehts
Das neue Jahr bringt neue Gebühren und Steuern für Treibstoffe in der Schweiz und Deutschland.
Schweizer Autofahrer müssen weniger fürs Benzin bezahlen als vor einem Jahr.
Deutsche Autofahrer bezahlen hingegen deutlich mehr.
Autofahrer in der Schweiz müssen mehr Steuern fürs Benzin zahlen. Seit 1. Januar gilt eine um 3,7 Rappen plus Mehrwertsteuer erhöhte Mineralölsteuer pro Liter Treibstoff. Dazu steigt die CO₂-Abgabe um etwas mehr als 1 Rappen. Damit machen Steuern und Abgaben mittlerweile rund 90 Rappen des Benzinpreises pro Liter aus, wie ein Sprecher der Schweizer Erdölvereinigung Avenergy zu 20 Minuten sagt.
Trotz der höheren Steuer ist Tanken heute etwa 15 Rappen günstiger als vor einem Jahr vor Corona, wie ein Sprecher des Branchenverbands Touring Club Schweiz (TCS) sagt. So gab es den Liter Bleifrei 95 laut dem Vergleichsportal Benzin-Preis.ch am vergangenen Freitag etwa schon ab 1,24 Franken bei Ruedi Rüssel in Altendorf (SZ).
11 Cent höherer Spritpreis pro Liter in Deutschland
Die Spritpreise in der Schweiz waren im vergangenen Jahr etwa gleich teuer oder zumindest etwas teurer als in Deutschland. Das hat sich nun geändert. Schweizer Sprit ist nun deutlich günstiger als deutscher. Dort kostet der Liter Super-Benzin E5 im Schnitt gemäss Vergleichsportal seit Jahresbeginn umgerechnet rund 1,50 Franken.
Das Benzin an deutschen Zapfsäulen verteuerte sich, weil seit Jahresbeginn eine neue CO₂-Steuer für Treibstoffe gilt. Dazu lief zum Jahreswechsel die befristete Mehrwertsteuersenkung aus, die in der Corona-Krise den Konsum beflügeln sollte.
Dadurch verteuert sich der Preis laut Berichten aus Deutschland für Diesel und Benzin um 11 Cent pro Liter. Manche Tankstellen etwa an Autobahnen würden aber pro Liter bis zu 20 Cent mehr von ihren Kunden verlangen. Die Autofahrer sind entsprechend verärgert.
Deutsche Benzintouristen bleiben aus
An den Schweizer Tankstellen wird es trotz in den kommenden Tagen trotz tieferer Benzinpreisen mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht zu langen Schlangen mit deutschen Autofahrern kommen. Bei den Socar-Tankstellen an der Grenze zu Deutschland spürt man jedenfalls noch keinen Effekt, wie ein Sprecher zu 20 Minuten sagt. Denn in den zur Schweiz angrenzenden Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg gilt seit Ende Dezember eine Quarantäne-Verordnung für Einkaufstouristen. Ausnahmen sind nur aus dienstlichen, geschäftlichen, schulischen, medizinischen oder familiär bedingten Gründen erlaubt. Sollte die Quarantäne-Pflicht aber aufgehoben werden, dürften mehr deutsche Autofahrer an Schweizer Zapfsäulen stehen. Gemäss der Faustregel des TCS kann 1 Rappen Preisunterschied etwa 2 Kilometer Umweg rechtfertigen.
Experten erwarten steigende Preise
Wieso ist der Benzinpreis also trotz höherer Steuern in der Schweiz so tief? Der TCS-Sprecher erklärt es mit der weltweit geringen Nachfrage nach Erdöl und Erdölprodukten in der Corona-Krise. Zwar sind die Rohölpreise laut dem ZKB-Anlagestrategen Simon Lustenberger mittlerweile gestiegen, doch das sei noch nicht in vollem Umfang an den Tankstellen spürbar, weil diese etwa noch zu günstigen Konditionen im Vorjahr eingekauft hätten.
Lange würden sich die Benzinpreise an der Tankstelle aber nicht dem Preisanstieg des Rohöls entziehen können. Zudem dürfte der Preis auch durch eine höhere Nachfrage steigen, wenn Massnahmen wie die Homeoffice-Empfehlung aufgehoben würden und es dadurch zu mehr Verkehr auf den Strassen kommen wird.
Der Rohstoffanalyst Norbert Rücker von der Bank Julius Bär erwartet steigende Preise zur Jahresmitte, weil es der Wirtschaft dann besser gehen werde. So kann der Preis für das Fass Rohöl laut Rücker, das 159 Liter fasst, von derzeit mehr als 50 Dollar auf über 60 Dollar steigen, was auch zu höheren Benzin- und Dieselpreisen führt.