6 PunkteDas bedeutet der Trump-Sieg für die Schweiz
Eingeschränkter Freihandel und Schluss mit der Rolle der USA als Weltpolizei: Was bedeutet die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten für die Schweiz?
Der US-Wahlkampf ist entschieden. Donald Trump schafft entgegen aller Prognosen die Wahl zum US-Präsidenten. Was hat die Schweiz vom neuen mächtigsten Mann der Welt zu erwarten?
Eine Übersicht.
• Beziehung Schweiz – USA
Donald Trump sei mit der Unberechenbarkeit, die er an den Tag legt, schwierig einzuschätzen, sagte Politologe und Politberater Louis Perron vor den Wahlen zu 20 Minuten. «Wir wissen nicht, ob Trump plötzlich Kriege anzetteln oder die US-Wirtschaft in eine Krise stürzen würde, womit er der ganzen Welt und somit auch der Schweiz Schaden zufügen könnte.»
• Amerikanische Aussenpolitik
Trump hatte angekündigt, sich als Präsident aus Syrien und Libyen zurückziehen zu wollen. «Die Rolle der USA als Weltpolizist wird Trump wohl herunterfahren», so Perron. Zu spüren bekommen könnten das Europa und die Schweiz, weil sich die Flüchtlingsproblematik durch das fehlende Engagement verschärfen dürfte. Syrische Flüchtlinge selber aufzunehmen, lehnt Trump nämlich ab.
• Handelspolitik
Donald Trump hat angekündigt mit dem freien Handel zu brechen und ausländische Produkte mit Zöllen von bis zu 35 Prozent zu belasten, da «Handel Amerika töte». Darüber darf sich die Schweiz nicht freuen, ist doch Amerika nach Deutschland der wichtigste Abnehmer von Schweizer Produkten. 2015 exportierte die Schweiz Waren im Wert von 29,5 Milliarden Franken in die USA. Trumps Ankündigung dürfe man aber nicht für bare Münze nehmen, sagte Louis Perron. «Donald Trump äusserte sich im Wahlkampf zwar sehr kritisch zum Freihandel. Als Geschäftsmann aber profitierte er jahrzehntelang davon.» Auch Martin Naville, Direktor der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer, glaubt, dass Trump «zu pragmatisch» ist, um die Welt zu verändern.
• Börse und der Schweizer Franken
«Die Unsicherheit, die Trump verkörpert, kombiniert mit der Befürchtung, dass er zu einschneidenden Massnahmen bereit wäre, ist für die Schweizer Börse sehr gefährlich», sagte Politik-Professor Patrick Emmenegger zu 20 Minuten. Dazu kommt laut UBS-Ökonom Alessandro Bee, dass die Trump-Wahl den Wert des Schweizer Frankens wohl tangieren wird. Die Unsicherheit für die Anleger könnte diese zum Franken treiben und die Schweizer Währung so aufwerten. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird also gezwungen sein, zu intervenieren, was das Potenzial für weitere Devisenmarktinterventionen reduziert. Dies wiederum kann die SNB dazu zwingen, die Negativzinsen länger aufrechtzuerhalten.
• Schweizer Banken
Die Wahl von Trump führt laut einer Prognose der UBS zu einer Verlängerung der Negativzinsen in der Schweiz. Vielen Bankern bereitet das gar keine Freude. Doch der Trump-Sieg hat für die Banken auch Vorteile, da Trump die Steuern senken möchte. Politik-Professor Emmenegger sagte der «Handelszeitung», dass dies Luft für private Investitionen geben und damit den Banken die Möglichkeit bieten würde, ihr Geschäftsfeld auszuweiten. Das ist gut für die noch in den USA vertretenen Schweizer Banken.
• Pharmaunternehmen
Die Schweizer Pharmaindustrie, allen voran Novartis und Roche, freuen sich aber möglicherweise über die Wahl von Trump. Denn hätte seine Gegnerin Clinton gewonnen, wären wohl tiefere Medikamentenpreise angeordnet worden, was die Profite der Schweizer Konzerne im US-Markt verringern hätte. Der Trump-Sieg hat aber den Nachteil, dass Obamacare wohl rückgängig gemacht wird. Die Pharma-Multis können bald wohl weniger Medikamente an arme Amerikaner verkaufen.
Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Update einer Geschichte, die bereits während des Wahlkampfs von 20 Minuten publiziert wurde.