Das Ende des 3D-Hypes?

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KinofilmeDas Ende des 3D-Hypes?

Noch freuen sich die Schweizer Kinobetreiber über den Erfolg der 3D-Filme. Doch der Trend zeigt deutlich nach unten, wie ein Blick über den grossen Teich zeigt.

von
Alex Hämmerli

Der Rummel um die 3D-Filme ist ein Segen für die Schweizer Kinobetreiber: Um 13 bis 15 Prozent stieg deren Umsatz zwischen 2008 und 2009 gegenüber dem Vorjahr. Und dieses Jahr soll es in ähnlichem Ausmass weitergehen. Laut «Pro Cinema», dem Verband für Kino und Filmverleih, verzeichnen die Kinos seit Anfang Jahr einen Besucherzuwachs von 4 Prozent gegenüber 2009. Weil 3D-Filme in der Regel 2 bis 3 Franken teurer sind als herkömmliche Kinoeintritte, ist das Umsatzplus entsprechend höher. Mittlerweile geht fast jeder fünfte Kinoeintritt in der Schweiz auf das Konto von 3D-Filmen.

Doch am 3D-Himmel ziehen dunkle Wolken auf: In den USA, dem wichtigsten Filmmarkt der Welt, locken die dreidimensionalen Blockbuster immer weniger Leute in die Kinosäle. Das zeigen Zahlen von «The Wrap», einer Internetseite, die sich auf Analysen rund um die Unterhaltungsindustrie spezialisiert hat.

Die Quote rutscht weg

Das James-Cameron-Spektakel «Avatar» schauten demnach am Premiere-Wochenende im Dezember 71 Prozent der US-Zuschauer in 3D. Seitdem gehen die Zahlen kontinuierlich zurück. Als drei Monate nach Avatar «Drachenzähmen leicht gemacht» anlief, konnte der Animationsfilm nur noch 68 Prozent des Publikums für 3D begeistern. Bei «Für immer Shrek» lag der 3D-Anteil bei 61, bei «Toy Story 3» bei 60 und bei «Avatar – Herr der Elemente» bei 56 Prozent. Beim neusten 3D-Animationsfilm «Ich – Einfach unverbesserlich» lag die Quote noch bei mickrigen 45 Prozent.

Für den deutschen Regisseur und Independent-Filmemacher Frank Glencairn ist klar: «Avatar war ein Einzelfall, da der Film als ‚die neue 3D-Erfahrung' angepriesen und verkauft wurde. Jeder, der ihn ‚nur' in 2D sah, hatte das Gefühl, etwas verpasst zu haben.» Seitdem zeichne sich ein Trend weg vom 3D ab. Der Grund: Für 3D seien immer weniger Leute gewillt, zusätzlich Geld auszugeben. «Es ist zwar ein netter Gag, aber den meisten ist dieser kein zusätzliches Geld wert.»

Flammen wie vergilbte Polaroid-Fotos

Kein zusätzliches Geld wert sind die Filme insbesondere dann, wenn die Qualität unter der 3D-Technik leidet. So beschwerten sich bei „Kampf der Titanen" viele Leute über unscharfe Sequenzen. Laut Kritikern lag das daran, dass der Film nicht von vornherein in 3D gedreht, sondern erst nachträglich umgerüstet wurde. Dies ist auch bei «Avatar – Herr der Elemente», der diese Woche in den Schweizer Kinos anläuft, der Fall. Filmkritiker Roger Ebert von der «Chicago Sun-Times» beklagte sich kürzlich, der Film sehe aus, als ob man ihn mit «einem dreckigen Tuch über der Kameralinse» gedreht habe. Und die im Streifen allgegenwärtigen Flammen hätten die «Lebendigkeit vergilbter Polaroid-Fotos». Beim Kassenschlager «Inception» hat Regisseur Christopher Nolan genau wegen diesem Helligkeitsproblem auf die 3D-Technik verzichtet.

Laut René Gerber, Geschäftsführer von «Pro Cinema», ist in der Schweiz eine Entwicklung wie in den USA derzeit nicht erkennbar. Gerber weist zudem darauf hin, dass die Zahlen täuschen könnten. «Mittlerweile werden immer mehr Kinofilme in 3D produziert. Als Folge der kurz aufeinanderfolgenden Starts der Filme reicht die Zahl der 3D-fähigen Leinwände nicht aus.» Daher sei die Abnahme des 3D-Anteils, wie sie «The Wrap» darstellt, nur bedingt aussagekräftig.

3D ist allgegenwärtig

Für Gerber ist klar: «3D ist ein Teil der Kino-Zukunft.» Die Technologie werde nicht so schnell wieder verschwinden wie in den 50er- und 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. «3D ist überall ein Thema – die Entwicklung greift ja schon auf die Game- und TV-Industrie über.» Die Kinobetreiber, die pro Leinwand 100'000 bis 200'000 Franken in die 3D-Technologie investiert haben, hoffen mit ihm.

Kommende 3D-Filme in der Schweiz

Avatar - Herr der Elemente: Ab 5. August

Cats and Dogs: Revenge Of Kitty Galore: Ab 12. August

Step Up 3D: Ab 19. August

Piranha 3D: Ab 2. September

Despicable Me: Ab 30. September

Legend Of The Guardians: Ab 14. Oktober

Sammys Abenteuer: Ab 4. November

Harry Potter: The Deathly Hallows Part 1: Ab 18. November

The Chronicles of Narnia: Ab 9. Dezember

Rapunzel: Ab 16. Dezember

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