Alte GewohnheitenDas gelbe Büchlein ist nicht totzukriegen
Online-Banking und Lastschriftverfahren zum Trotz hat das gute alte «Empfangsscheinbuch» der Post noch immer Hochkonjunktur. Den gelben Riesen kommt das teuer zu stehen.

Bei der Post bezahlt noch lange nicht jeder seine Rechnungen online.
Totgesagte leben länger: Die Erfolgsgeschichte des 1910 lancierten gelben Büchleins schreibt sich auch im 21. Jahrhundert fort. 300 000 der Empfangsscheinbücher, so heisst das Relikt aus dem 20. Jahrhundert offiziell, verkauft der gelbe Riese jedes Jahr. Zum Vergleich: Im Jahr 1999 – zu Beginn des Online-Banking-Zeitalters – wurden 500 000 Exemplare an den Mann oder die Frau gebracht.
Der alleinige Zweck des Büchleins ist es, Einzahlungen am Postschalter durch einen Stempel quittieren zu lassen. Stichprobenerhebungen der Post zeigen, dass das etwa jede zweite Privatperson und jeder vierte Firmenkunde tut. Gut 70 Millionen Einträge verzeichnet das Büchlein somit jedes Jahr.
200 Millionen Schalterzahlungen
Die Einzahlung am Postschalter ist übrigens bei den Schweizern noch immer eine äusserst beliebte Bezahl-Variante. Von den 894 Millionen Transaktionen bei Postfinance letztes Jahr entfielen gut 200 Millionen auf Schalter- und 400 Millionen auf elektronische Zahlungen. Für die Post ärgerlich: Eine Schalterzahlung ist zehnmal teurer als eine elektronische Überweisung. Die zwei Franken, die das Büchlein mit einem Fassungsvermögen von 300 Stempeln kostet, hin oder her.
Durch die Erhöhung der Empfängertaxe im Jahr 2007 schreibe man mit dem Geschäft am Schalter aber derzeit eine schwarze Null, so Postsprecher Alex Josty. «Viele Menschen behalten bekannte Gewohnheiten bei», erklärt er sich die anhaltende Popularität des gelben Büchleins.