Wahlkrimi im Tessin«Das Glück hat es gut mit mir gemeint»
Das Los hat entschieden, der letzte Nationalrat ist gewählt: Marco Romano holt den zweiten CVP-Sitz für das Tessin. Beim ersten Versuch war Parteikollegin Monica Duca Widmer gewählt worden.
Die wohl kurioseste Nationalrats-Wahl aller Zeiten ist endlich zu Ende. Zum zweiten Mal hat das Los entschieden, wer den achten Tessiner Nationalratssitz für die CVP gewinnt: Es ist der 29-jährige Marco Romano. Besonders hart ist das für seine Konkurrentin Monica Duca Widmer. Die 52-Jährige hatte bei der ersten Losziehung Ende Oktober noch die Nase vorn. Die Tessiner Regierung hatte das Los angeordnet, nachdem die beiden bei den Wahlen am 23. Oktober exakt gleich viele Stimmen erreicht hatten.
Dementsprechend enttäuscht äusserte sich Duca Widmer. «Ich hätte mir einen anderen Entscheid gewünscht», sagt die CVP-Politikerin gegenüber 20 minuti. Sie sei aber froh, dass endlich ein Entscheid gefällt wurde. «Das war ein langer Monat der Ungewissheit.» Klar ist Duca Widmer nun auch, dass sie mit der aktiven Politik abschliessen will - zumindest für den Moment. «Pläne habe ich genug, auch ausserhalb der Politik.»
«Ich hätte Situation gerne vermieden»
Zufrieden ist dafür ihr Konkurrent Romano, auch wenn er das Wahlprozedere ebenfalls als schwierig empfunden hat. «Ich hätte diese Situation gerne vermieden», sagt er. Das Glück habe es gut mit ihm gemeint. Für ihn beginne jetzt ein neues Abenteuer. «Ich habe noch nichts erreicht und muss als Junger noch viel lernen.»
Dazulernen muss nach diesem Wahltheater wohl auch die Tessiner Regierung. Sie entschied sich nach der Wahl vom 23. Oktober nicht für eine Nachzählung, sondern für eine Auslosung mittels Computerprogramm. Nachdem drei Beschwerden gegen die Auslosung eingangen waren, ordnete das Bundesgericht rund einen Monat später eine erneute Losziehung an - dieses Mal von Hand. Diese hat am Freitag im Grossratssaal in Bellinzona stattgefunden. Das Los zog Staatsrat Marco Borradori (Lega), Aufsicht führte eine Beamtin der Kantonspolizei. Anwesend waren neben den beiden Ex-aequo-Gewählten rund 70 weitere Personen. Und alle erlebten live mit, wie die vor einem Monat gekürte Siegerin Duca Widmer Romano ihren Platz abgeben musste.
Klare Regelung gefordert
Damit es künftig kein solches Theater mehr gibt, forderte Staatskanzler Giampiero Gianella am Donnerstag gegenüber 20 Minuten Online, dass das Wahlsystem bei Stimmengleichheit im kantonalen Recht geregelt werden müsse.