Teststrategie – Das hat der Bundesrat heute entschieden

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TeststrategieDas hat der Bundesrat heute entschieden

Keine kostenlosen Tests mehr und eine grossangelegte Impf-Offensive mit Impfbussen und Gutscheinen: So will der Bundesrat die Impfrate erhöhen.

Am Freitag hat der Bundesrat die Teststrategie diskutiert.
Die Regierung bleibt hart. Wer nicht geimpft ist, muss ab 11. Oktober Corona-Tests selber finanzieren.
Daneben will der Bundesrat eine Impfoffensive ins Leben rufen.
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Am Freitag hat der Bundesrat die Teststrategie diskutiert.

20min/Simon Glauser

Darum gehts

  • Heute hat der Bundesrat definitiv seine Teststrategie verabschiedet.

  • Daneben kündigt er eine Impfoffensive an.

  • Das müssen Sie jetzt wissen.

Der Bundesrat bleibt hart: Nach dem 10. Oktober müssen Ungeimpfte, die ein Zertifikat erlangen wollen, die Testkosten selber berappen. «Die sehr hohen Kosten für die Tests sollen nicht mehr von der Allgemeinheit getragen werden», schreibt die Regierung. Pro Woche schlagen die Testkosten mit rund 47 Millionen Franken zu Buche.

Eine Ausnahme hat der Bundesrat für einmal Geimpfte beschlossen. Ihnen finanziert der Bund die Testkosten bis Ende November. Zum anderen haben weiterhin alle Personen unter 16 Jahren kostenlos Zugang zu Tests. Der Bundesrat hält fest, dass er «die finanziellen Anstrengungen des Bundes auf diejenigen Massnahmen fokussieren» wolle, die das Ende der Pandemie herbeiführen könnten.

Tiefe Impfrate in der Schweiz

Deshalb richtet er nun mit der grossen Kelle an, um die Impfbereitschaft im Land nochmals deutlich zu steigern. Denn die Schweiz ist im Rückstand: «Die Schweiz hat eine der tiefsten Impfraten in Europa», gibt der Bundesrat zu. «Mit der Ausweitung der Zertifikatspflicht ist die Nachfrage nach einer Impfung in den letzten Wochen zwar etwas gestiegen, in den letzten Tagen hat sich die Impfgeschwindigkeit aber bereits wieder verlangsamt.»

Da die Impfung «der Schlüssel zum Ausstieg aus der Krise» sei, braucht es laut dem Bundesrat nun nochmals eine Impf-Offensive. Denn: «Nach heutigem Wissensstand dürfte bei den Über-65-Jährigen eine Impfrate von 90 bis 95 Prozent nötig sein, um die Massnahmen aufheben zu können. Aktuell sind es 88,5 Prozent, die sich mindestens einmal haben impfen lassen.»

Konkret schickt der Bund vier Massnahmen in die Vernehmlassung. Generell sollen Kantone und Bund eine Informationsoffensive lancieren. «Im Zentrum der Offensive stehen Menschen, die für eine Impfung noch vertiefte Informationen benötigen und noch unentschlossen sind. Ein negativer Impfentscheid wird selbstverständlich respektiert.»

Daneben stützt sich die Offensive auf vier Pfeiler: eine nationale Impfwoche, zusätzliche mobile Impfstellen, persönliche Informationsangebote und Gutscheine für erfolgreiche Impfberatung.

50-Franken-Gutschein

«Jede und jeder kann mithelfen, einen Freund, Nachbarn, Arbeitskollegen oder ein Familienmitglied vom Nutzen der Impfung zu überzeugen», schreibt der Bundesrat. Diese Mithilfe der Bevölkerung solle belohnt werden. «Jede neu geimpfte Person soll eine Person angeben können, die für ihren Impfentscheid wichtig war. Diese Person erhält vom Kanton als Entschädigung für ihre Mithilfe einen Gutschein über 50 Franken per Post zugestellt. Die Kantone entscheiden individuell, wo der Gutschein eingelöst werden kann, zum Beispiel im Kino oder in einem Restaurant.»

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Nationale Impfwoche

Das Ziel dieser Woche sei, «mehr Menschen vom Nutzen einer Impfung zu überzeugen, indem verlässliche Fakten zur Impfung auf verständliche Art und Weise vermittelt werden, etwa zur Wirksamkeit, zur Sicherheit, zu den Nebenwirkungen, zu den gesundheitlichen Risiken einer Infektion oder zu den Impfmöglichkeiten». Neu soll es zudem eine Impfhotline geben.

170 mobile Impfstellen

50 Impfbusse sind bereits in der Schweiz unterwegs. Geht es nach dem Bundesrat, sollen Bund und Kantone hier nochmals einen Effort leisten und nochmals 170 Busse auf die Strasse bringen. «Impfbusse sollen die Impfung direkt zu den Leuten bringen – auf den Dorfplatz, an den Arbeitsplatz, auf den Fussballplatz, vor die Universität, zum Einkaufszentrum oder vor die Disco», heisst es in einer Mitteilung.

Persönlicher Kontakt

In Portugal war es das Erfolgsrezept: Bürger wurden direkt per SMS angeschrieben und auf die Impfung aufmerksam gemacht. Auch der Bundesrat will Unentschlossene nun im persönlichen Kontakt überzeugen. «Schweizweit sollen rund 1700 Beratungspersonen die Beratung durch Gesundheitsfachleute ergänzen. Die Beratung soll während mehrerer Wochen angeboten werden und per Telefon, über die sozialen Medien oder persönlich vor Ort stattfinden.»

Die Impfoffensive lässt sich der Bund maximal 150 Millionen Franken kosten. Im Vergleich zu Testkosten von 50 Millionen Franken pro Woche sei dies eine «nachhaltige Investition». «Der gesundheitspolitische und wirtschaftliche Nutzen einer hohen Impfrate ist unbestritten: Im Schnitt kann pro 100 Impfungen eine Hospitalisierung und pro 250 Impfungen eine Belegung auf der Intensivstation vermieden werden.» Hinzu komme, dass weitere Kosten gespart werden können: Eine erhöhte Impfquote ermögliche, die aktuellen Massnahmen ganz oder teilweise aufzuheben.

Nun können sich die Kantone zu den Plänen äussern. Am 13. Oktober entscheidet der Bundesrat.

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