Das hat es mit den Morgellons auf den Corona-Teststäbchen auf sich

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Echter Skandal oder wilde Theorie?Das hat es mit den Morgellons auf den Corona-Teststäbchen auf sich

In Internet machen gerade Videos die Runde, die beweisen sollen, dass auf Corona-Masken und -Teststäbchen sogenannte Morgellons platziert wurden, die uns krank machen sollen. Doch stimmt das?

Darum gehts

  • Covid-19-Tests und -Masken sind mit sogenannten Morgellons präpariert, die krank machen.

  • Diese Theorie wird derzeit auf verschiedenen Plattformen geteilt.

  • Stimmen tut sie aber nicht – hinter den vermeintlichen Krankheitserregern verbirgt sich Harmloses.

Auf verschiedenen Plattformen werden derzeit Videos verschickt, die angeblich beweisen sollen, dass die Wattestäbchen, mit denen in Rachen und Nase nach Fragmenten des Coronavirus Sars-CoV-2 gefahndet wird, alles andere als steril sind. Sie seien mit sogenannten Morgellons kontaminiert, bei denen es sich je nach Clip mal um Fasern, mal um Würmer oder Parasiten handelt.

Einigkeit besteht hingegen darin, dass die Verschmutzung nicht zufällig geschehen ist. Den Erklärungen der Videos zufolge sollen die Morgellons absichtlich in unseren Gehirnen platziert werden, wo sie die Morgellons-Krankheit auslösen sollen. Wer das wollen könnte und warum, wird nicht geklärt, wohl aber die Frage gestellt: «Was hat die Regierung mit uns vor?»

Keinerlei Belege

Die Antwort darauf lautet: Nichts, sie hat damit gar nichts zu tun. Denn obschon sich sogar Kriminalbiologe Mark Benecke mit dem Thema Morgellons immer mal wieder befasst und ihre Existenz gewissermassen bestätigt (siehe Video oben), sind die in den Clips aufgestellten Behauptungen allesamt falsch.

«Es gibt weder Beweise für Krankheitserreger auf den Tupfern, noch gibt es Covid-19-Forschung, die darauf hinweist, dass an diesem Video etwas Wahres dran ist», zitiert Theberkshireeagle.com Neysa Ernst vom Johns Hopkins Hospital in Baltimore, US-Bundestaat Maryland.

Die Margellons-Krankheit

Auch Aaron E. Glatt, Sprecher der Infection Diseases Society of America, erkennt in den Videos keinen Wahrheitsgehalt. Zwar gäbe es die in den Clips thematisierte Morgellons-Krankheit tatsächlich. Aber «es gibt keinen Hinweis darauf, dass es sich dabei um eine Infektionskrankheit handelt. Sie wird durch nichts ausgelöst, das sich bewegt.»

Es ist eine «medizinisch um­stritte­ne Erkrankung mit dem Dermato­zoen­wahn ähn­lichem Be­falls­wahn», wie es im medizinischen Lexikon «Pschyrembel» heisst. Die Betroffenen berich­teten von medizinisch nicht nachweis­baren Fasern, Insekten oder Blütenstaubfäden in oder auf ih­rer Haut, die mit verschiedenen unspezifischen Symptomen wie Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, Juckreiz und Angst einhergehen.

Morgellons haben verschiedene Gesichter

Dass die auf Tiktok, Whatsapp und Telegram herumgeschickten Videos es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nehmen, zeigt sich auch in der Beschreibung der Morgellons, die in einem anderen Clip auch schon mal Morgellione heissen: Diese werden mal als Fasern, mal als Würmer und noch ein anderes Mal als Parasiten beschrieben. Mitunter sogar in ein und demselben Filmchen.

Dabei können die Morgellons tatsächlich ganz verschiedene Gesichter haben, wie Kriminalbiologe Benecke, der auf Virusonline.de derzeit regelmässig Fragen zum Coronavirus Sars-CoV-2 und der Covid-19-Pandemie beantwortet, nach 20 Jahren Beschäftigung mit den mysteriösen Objekten verrät. «Es sind Dinge, die aussehen wie etwas Lebendes, aber in Wirklichkeit vielleicht Insekten aus dem Garten oder – das sehen wir am häufigsten – Haut mit Kleidungsfasern sind.» Oft handelt es sich auch nur um Kleidungsfasern – «vielleicht von blauer Arbeitskleidung in China?», vermutet Benecke auf seinem Instagram-Kanal. Auch dafür, dass sie sich bewegen, hat der Fachmann eine ganz simple Erklärung: «Das nennt man elektrostatische Kräfte. Oder es geschieht aufgrund von Feuchtigkeit.»

Gefährlich seien diese Partikel aber nicht. Ebenso wenig deuten sie darauf hin, dass die von den Morgellons «befallenen» Produkte unsauber sind, so Benecke: «Die Stäbchen sind steril, weil sie erst sterilisiert werden, nachdem die Stäbchen fertig sind.»

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?

Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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