Pakistan in Not«Das Hochwasser verfolgt uns überallhin»
Es regnet und regnet: Neue Fluten bedrohen das Katastrophengebiet in Pakistan. Ein Wiederaufbau des zerstörten Landes könnte bis zu fünf Jahre dauern.
Im pakistanischen Katastrophengebiet warnen die Behörden vor neuen Überschwemmungen. Am Montag regnete es wieder, während Hunderttausende Flutopfer in provisorischen Zelten ausharrten. Der zuständige Minister in der Provinz Sindh, Jaim Saifullah Dharejo, erklärte, der Damm im Bezirk Sukkur sei grossen Belastungen ausgesetzt. «Die kommenden vier bis fünf Tage sind entscheidend», sagte er.
«Das Hochwasser scheint uns überallhin zu verfolgen», sagte der 45-jährige Ali Bankhsh Bhaio, der am Rande einer Hauptstrasse in Sukkur sein Zelt errichtete. «Allah bestraft uns für unsere Sünden.»
Am Samstag liessen Soldaten Hilfsgüter aus Helikoptern ins Krisengebiet Mitan Kot, südlich von Punjab, fallen:
Bisher wurden rund 20 Millionen Menschen in Pakistan obdachlos. 160 000 Quadratkilometer, rund ein Fünftel des Landes, sind betroffen.
Am Sonntag besuchte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon das Katastrophengebiet und forderte schnellere Hilfe für die Opfer. Die Vereinten Nationen haben zunächst um Finanzhilfen in Höhe von 460 Millionen Dollar gebeten, davon gingen bisher 60 Prozent ein. Für den Wiederaufbau nach den Überschwemmungen sind nach Einschätzung der UN mehrere Milliarden Dollar nötig.
Fünf Jahre für Wiederaufbau
Ein Wiederaufbau Pakistans nach den schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten könnte dem Roten Kreuz zufolge fünf Jahre dauern. Die Ernte sei vollständig zerstört und die Infrastruktur zusammengebrochen. Die Zahl der Toten spiegle nicht das Ausmass der Katastrophe wider, sagte Bekele Geleta, Generalsekretär der internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), am Sonntag. Bislang haben die Fluten bis zu 1600 Menschen das Leben gekostet, zwei Millionen wurden obdachlos.
Der UNO zufolge warten rund sechs Millionen Menschen dringend auf Nahrung, Wasser, Medizin und ein Dach über dem Kopf. Die seit rund zwei Wochen anhaltenden Überschwemmungen sind eine der schwersten Naturkatastrophen in der Geschichte Pakistans. Die Fluten haben ein Gebiet von der Grösse Italiens getroffen.
Ganze Dörfer sind verschwunden und Brücken zusammengebrochen. Mehr als jeder Zehnte der 170 Millionen Einwohner ist betroffen. Pakistan zählt zu den ärmsten Ländern Asiens. Bereits vor den Überschwemmungen befand sich die pakistanische Wirtschaft in desolatem Zustand.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte von der internationalen Gemeinschaft schnellere Hilfe für die Flutopfer. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist bislang erst ein Viertel der für den ersten Hilfseinsatz benötigten 459 Millionen Dollar angekommen.
(sda/dapd)