Flugunglück von Hochwald«Das kann man nicht in Worte fassen»
Am Montag jährte sich zum 50. Mal das Flugunglück von Hochwald. Zur Gedenkfeier kamen auch Angehörige der 108 britischen Todesopfer. Auch Hansruedi Vögtli (89), der damals als Erster an der Unfallstelle war.
Hansruedi Vögtli rettete Unfallopfer, Sue Cooke verlor Angehörige in Hochwald – beide besuchen sie die Unfallstelle jedes Jahr.
Video: 20 Minuten/Manuela Humbel, Thomas SennhauserDarum gehts
Am Ostermontag hat sich das tragische Flugunglück in Hochwald SO zum 50. Mal gejährt.
Angehörige gedachten in Beisein von Regierungsrat Remo Ankli, dem britischen Botschafter James Squire und dem Direktor des Euro-Airports Matthias Suhr der Verstorbenen.
Auch der ehemalige Feuerwehrkommandant Hansruedi Vögtli war vor Ort. Er war damals einer der ersten Helfenden.
Ostermontag, milde Temperatur, blauer Himmel. Doch über dem solothurnischen Hochwald hängen dunkle Erinnerungen. Es ist das 50. Mal, dass sich das tragische Flugzeugunglück jährt. Genau an dieser Stelle im Wald, an der sich die Teilnehmenden der Gedenkfeier versammeln, ist ein britisches Passagierflugzeug mit 145 Menschen abgestürzt. 108 Menschen sind dabei verstorben, 37 haben überlebt.
Alles miterlebt hat Hansruedi Vögtli: «Es ist jetzt 50 Jahre her und jedes Jahr ab viertel nach neun bin ich hier, wo ich jetzt bin. So ein Ereignis beschäftigt einen für den Rest des Lebens.» An diesem Tag ist die Stelle mit frischen Blumen belegt, eine englische und britische Fahne wehen im Wind und immer wieder gedenken Angehörige im Beisein von Regierungsrat Remo Ankli, dem britischen Botschafter James Squire und dem Direktor des Euro-Airports Matthias Suhr der Verstorbenen. Im Hintergrund ist Blasmusik zu hören, bedrückte Stille und andächtige Worte.
«Überlebende haben sich bei uns aufgewärmt»
Vögtli war damals, als sich das Unglück ereignet hatte, als Erster an der Unglücksstelle. Der damalige Kommandant der Ortsfeuerwehr erinnert sich: «Ich wollte gerade mit meiner Frau weggehen, da haben wir ein tief fliegendes Flugzeug gehört.» Er habe sich dann bei der Basler Feuerwacht erkundigt, ob ein Flugzeug vermisst werde. «Weil wenn ja, dann ist es wahrscheinlich abgestürzt», habe er am Telefon gesagt. Doch die Antwort darauf vonseiten des Flughafens: «Nein.»
Erst rund zwanzig Minuten später habe es geheissen, es werde doch ein Flugzeug vermisst. Vögtli habe dann sofort die Feuerwehr alarmiert und eine Suchaktion gestartet. Bis die Einsatzkräfte eingetroffen seien, hätten sich bereits sieben bis acht Personen selbst befreien können. «Die überlebenden Passagiere sind dann zu uns nach Hause gelaufen und haben sich in der Küche und im Wohnzimmer aufgewärmt.»
«Hier ist ein Teil meiner Familie»
Es ist nicht das erste Mal, dass der 89-Jährige diese Geschichte erzählt. Von Freunden seines Sohnes werde er noch heute auf das Ereignis angesprochen und ausgefragt, und an Gedenktagen wie an diesem Montag interviewen ihn Medienschaffende noch nach fünf Jahrzehnten. Nervt das nicht langsam? Dauernd darüber reden zu müssen? «Nein», sagt er. Aber man sieht ihm die Anstrengung an. «Wenn man so etwas erlebt hat, dann kann man diese Gefühle nicht beschreiben, das kann man nicht in Worte fassen.»
Auch bei der Engländerin Sue Cooke löst dieser Ort hier in der Schweiz viele Gefühle aus. Der Tag des Unglücks war ein Tag, an dem sich ihr Leben plötzlich und für immer verändert hatte. «Wenn ich den Ort hier besuche, dann löst es in mir noch immer die gleichen Emotionen aus, wie vor all den Jahren. Wissen Sie, das Leben ist seitdem nicht mehr das gleiche.» Cooke hat bei dem Unglück elf Familienangehörige verloren. «Es ist mein vierzigster Besuch an diesem Ort. Dieser Jahrestag bringt viele Erinnerungen hervor. Aber es fühlt sich richtig an, hier zu sein. Denn hier ist ein Teil meiner Familie.»
Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?
Hier findest du Hilfe:
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Verein Familientrauerbegleitung.ch
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen
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