Dauerregen im MaiDas schlechte Wetter vermiest Bauern die Ernte
Das Regenwetter und die Kälte stellt Schweizer Landwirtinnen und Landwirte vor Herausforderungen. Einige Betriebe rechnen mit erheblichen Einbussen.
Darum gehts
Wind, Regen, Schnee: Das Wetter zeigte sich im Mai bisher ziemlich garstig.
Das nasse und kalte Wetter macht auch den Landwirtinnen und Landwirten zu schaffen.
Bauern rechnen mit einer späteren Ernte. Einigen machte das Wetter sogar ganz einen Strich durch die Rechnung.
«Wir Bauern jammern nicht, wir leben von und mit der Natur», sagt Bauernpräsident Markus Ritter.
Kaltes Wetter im März und April, Dauerregen im Mai: Der Frühling startete für Schweizer Landwirte nicht wie erhofft. Gewissen Betrieben vermiest das schlechte Wetter fast die ganze Ernte. «Normalerweise bringen wir im Mai täglich bis zu 100 Kilogramm Spargeln ein, jetzt sind es noch knapp 20», sagt Dajana Germann, Betriebsleiterin im Spargelhof Säntisblick in Klarsreuti (TG). Sie leite mit ihrem Mann nun schon das elfte Jahr den Spargelbetrieb. «Aber so durchgehend kalt und nass war es im April und Mai noch nie.»
Das miese Wetter verlangsame das Wachstum der Spargeln enorm, sagt Germann. «Bei normalen Temperaturen wächst ein Spargel rund zehn Zentimeter täglich. Nun ist es etwa noch ein Zentimeter pro Tag.» Erst ab 18 Zentimetern könnten Spargeln geerntet werden, sagt Germann. Angesichts der schlechten Ernte habe der Betrieb auch weniger Bedarf für Erntehelfer. «Einen Teil der vor der Saison angeheuerten Helfer konnten wir bisher nicht einsetzen.» Auch die Zukunftsaussichten sehen für den Betrieb trüb aus, so die Betriebsleiterin: «Die Spargel-Ernte fällt dieses Jahr ins Wasser.»

Ernteausfall wegen dem schlechten Wetter bei Säntisblick Spargeln in Klarsreuti TG. Im Bild, Dejana Germann, Betriebsleiterin.
20min/Michael ScherrerSchlechtes Wetter führt zu verspäteter Ernte
Er könne sich nicht erinnern, wann es im Mai das letzte Mal derart lange kühl war, sagt auch der Gemüseproduzent Thomas Wyssa. «Sogar bei den bedeckten Kulturen fehlte das Licht und waren die Temperaturen zu tief.» Vor allem Betriebe, die auf Spargeln, Erdbeeren oder Rhabarber setzten, hätten es schwierig: «In den letzten zwei Wochen hat man in vielen Gebieten der Schweiz draussen nichts pflanzen können, es war einfach zu nass.» Doch auch andere Betriebe hätten mit dem Wetter zu kämpfen, sagt der Leiter von Wyssa Gemüse. Die Auswirkungen seien jedoch erst in einigen Wochen absehbar. «Wir – und viele andere Bauern – werden mit vielen Produkten wahrscheinlich später auf den Markt kommen als geplant.»
Mit einer späteren Ernte rechnet auch Melanie Knup, Co-Leiterin von Knup Beeren in Kesswil TG. «Durch das trübe und kühle Wetter – wir hatten noch im April Frostnächte – hat sich auch in unserem Zeitplan alles nach hinten verschoben.» Zwar seien keine Schäden entstanden, die kühlen Temperaturen verzögerten jedoch das Wachstum der Beeren stark. «Erst ab 20 Grad Celsius reift das Beerenobst soweit, dass wir ernten können.» Nun hoffe sie auf wärmere Temperaturen, sagt Knup. Sie prophezeit: «Der Juni wird hoffentlich ein Erdbeermonat.»
«Wir Bauern jammern nicht»
Es sei eine «aussergewöhnliche Situation», in der sich Schweizer Bauern befinden, sagt Markus Ritter, Präsident des Bauernverbands. «Dass es nicht nur im Mai, sondern auch im April derart kalt war, habe ich das letzte Mal in den 80er-Jahren erlebt.» Landwirtinnen und Landwirte hätten dadurch mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen: «Wenn man Tiere auf die Weide lässt, verursachen sie Trittschäden. Die Vegetation steht in höheren Lagen nahezu still, es wächst also sehr wenig. Und weil der Schnee noch nicht überall geschmolzen ist, verschieben sich die Alpaufzüge.»
Mit dem müsse man allerdings leben können, sagt Ritter. «Wir Bauern jammern nicht, wir leben von und mit der Natur.» Generell hätten aber natürlich auch die Bauern eher Freude an schönem Wetter. «Ein bisschen Sonne ist gut für die Stimmung und Balsam für die Seele.»
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