4 Trump-Anhänger, ein Polizist — das sind die Toten beim Sturm aufs Capitol

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Krawalle in Washington4 Trump-Anhänger, ein Polizist — das sind die Toten beim Sturm aufs Capitol

Der Sturm auf das Capitol in Washington hinterlässt eine traurige Bilanz: Vier Randalierer kamen bei den Ausschreitungen ums Leben. Auch ein Polizist wurde getötet. Und auch er war Trump-Anhänger.

Der Capitol-Polizist Brian D. Sicknick starb beim Sturm auf das Capitol am 6. Januar, nachdem er von einem Randalierer mit einem Feuerlöscher am Kopf geschlagen wurde.
Sidnick schleppte sich noch ins Abteilungsbüro der Polizei, brach aber dort zusammen. Er verstarb am nächsten Tag im Spital.
Die 35-jährige Ashli Babbitt aus San Diego wurde im Capitol von einem Polizisten erschossen, als sie im Parlament durch ein zerbrochenes Fenster kletterte.
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Der Capitol-Polizist Brian D. Sicknick starb beim Sturm auf das Capitol am 6. Januar, nachdem er von einem Randalierer mit einem Feuerlöscher am Kopf geschlagen wurde.

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Darum gehts

  • Wütende Anhänger des abgewählten US-Präsidenten waren am Mittwoch in das Capitol eingedrungen.

  • Vier Demonstranten kamen dabei ums Leben.

  • Ein verletzter Polizist verstarb an seiner bei der Konfrontation mit den Randalierern erlittenen Verletzung.

Die Polizei von Washington hat nach den Krawallen im Capitol eine erste Bilanz gezogen: Mindestens fünf Menschen kamen bei den Ausschreitungen ums Leben, 56 Polizisten wurden verletzt. Mittlerweile wurden 68 Menschen festgenommen, zwei Rohrbomben und sechs Schusswaffen wurden sichergestellt. Das wissen wir über die Todesopfer:

Polizist stirbt nach Angriff mit Feuerlöscher

Brian D. Sicknick wurde von einem Randalierer schwer verletzt. Der Polizist, selber Trump-Anhänger, wurde beim Versuch, einen Demonstranten zu stoppen, mit einem Feuerlöscher am Kopf getroffen. Er schleppte sich noch ins Abteilungsbüro der Polizei im Capitol, brach aber dort zusammen.

Der 42-Jährige wurde sofort ins Spital gebracht, die Ärzte konnten ihm aber nicht mehr helfen: Sicknick hatte ein Blutgerinnsel im Gehirn. Wie das Portal Heavy berichtet, sei der Beamte künstlich beamtet worden, um den Angehörigen Zeit zu geben, ihn ein letztes Mal zu sehen. Am Donnerstagmorgen wurden die lebenserhaltenden Massnahmen unterbrochen.

Sicknick war Ende der 90er Jahre der US-Armee beigetreten. Laut «Daily Beast» sei er zweimal im Einsatz im Mittleren Osten gewesen. 2003 schrieb er in einem Brief, dass der damalige US-Präsident George W. Bush einen «unnötigen Krieg» führe, und dass es «in diesem Land andere grössere Probleme» gebe. 2008 wechselte Sicknick zur USPC (United States Capitol Police Department), der Bundespolizei, die vor allem für den US-Kongress zuständig ist. Sein Profilbild auf Facebook zeigt eine US-Flagge.

Rosanne Boyland wurde zu Tode getrampelt

Die 34-jährige Rosanne Boyland aus Kennesaw im US-Staat Georgia wurde laut dem Portal «Meaww» im Innern des Kongressgebäudes von der Menge totgetrampelt. Sie wurde ins Spital eingeliefert, nachdem die Capitol-Polizei Wiederbelebungsversuche unternommen hatte. Im Notfall starb Boyland wenig später.

Ihre Familie ist «am Boden zerstört». Als sie die schrecklichen Szenen vom Mittwoch in den Nachrichten sahen, hofften sie, dass Rosanne nicht unter den Randalierern sei. Boylands Schwager Justin Cave gibt US-Präsident Donald Trump nun die Schuld für ihren Tod. «Ich persönlich denke, dass der Präsident die Krawalle angestiftet hat, die vier seiner grössten Fans das Leben gekostet hat.»

Gründer von «Trumparoo» erlitt Herzinfarkt

Benjamin Phillips starb während den Ausschreitungen im Capitol an einem Herzinfarkt. Der 50-Jährige hatte den Bus-Transport für mehrere Dutzend Menschen von Pennsylvania nach Washington koordiniert, um bei Trumps Auftritt am Mittwoch dabei zu sein. Er hatte in letzter Zeit mehrere Pro-Trump-Veranstaltungen besucht und teilweise auch mitorganisiert, wie der Sender WNEP berichtet.

Phillips, Programmierer und Webentwickler, war zudem der Gründer der Website «Trumparoo», auf der sich Trump-Anhänger austauschen konnten. Die Website ist mittlerweile offline. Im Internetforum bezeichneten User etwa die Demokraten «als den widerlichsten Abschaum, der jemals existiert» habe oder posteten Fotos, die Trump als Jäger darstellen, hinter dem die Köpfe von Joe Biden, Kamala Harris und Nancy Pelosi hängen.

Kevin Greeson wurde tot auf dem Gelände des Capitols gefunden

Auch der 55 Jahre alte Kevin Greeson aus Athens im US-Staat Alabama erlitt während der Krawalle einen Herzinfarkt. Das bestätigte seine Familie gegenüber dem Lokalsender «WVTM». Laut dem Polizeichef von Washington, Robert Contee, hatten Polizisten des Capitols Greeson auf dem Gelände entdeckt.

Auf dem Profilfoto der Social-Media-Plattform Parler zeigte Greeson, wie er mit Waffen posiert. Auf Twitter soll er die rechtsextreme Organisation Proud Boys angefeuert haben. Einer Milizgruppe schrieb er: «Ich bin in ... ruf mich an, ich habe Waffen und Munition!» Den Angaben eines Journalisten der «Birmingham News» zufolge soll Greeson immer wieder andere Trump-Anhänger aufgefordert haben, sich bewaffnet das Land «zurückzuholen».

Armee-Veteranin von Capitol-Polizisten erschossen

Die 35-jährige Ashli Babbitt aus San Diego wurde im Capitol von einem Polizisten erschossen, als sie im Parlament durch ein zerbrochenes Fenster kletterte. Die Veteranin der US-Luftwaffe erlag im Spital ihren Verletzungen.

Bis 2019 hatte Ashli Babbitt 14 Jahre lang als Sicherheitsexpertin der Air Force im Irak und in Afghanistan ihren Dienst getan. Auf Twitter hatte Babbitt Unterstützer-Nachrichten für Trump verbreitet. Ihr Mann bezeichnete sie dem Sender Kusi-TV zufolge als überzeugte Trump-Anhängerin und «grosse Patriotin». «Nichts wird uns aufhalten», schrieb sie in einem Tweet vom Dienstag. «Der Sturm ist da und wird in weniger als 24 Stunden auf die Hauptstadt niedergehen!»

In ihren Social-Media-Profilen bezeichnete sich Babbitt als libertär und KAG-Mitglied (kurz für «keep America great»). Sie war auch Anhängerin der Verschwörungstheorie QAnon, wonach eine satanistische Elite die Welt beherrscht . Babbitt forderte den Rücktritt von Vizepräsident Mike Pence, nachdem dieser Donald Trumps Wahlbetrug-Theorie nicht weiter unterstützen wollte.

Abgeordnete verbarrikadierten sich, nachdem Trump-Anhänger am Mittwoch das Capitol stürmten.
Schwer bewaffnete Polizisten in voller Bereitschaftsausrüstung und mit Gasmasken bahnten sich ihren Weg über das Gelände, um die Menge zu vertreiben.
Die Zahl der Toten nach dem Sturm aufs Capitol steigt auf fünf. Ein Polizist ist seinen Verletzungen erlegen.
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Abgeordnete verbarrikadierten sich, nachdem Trump-Anhänger am Mittwoch das Capitol stürmten.

AFP

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