Das sind die gefährlichsten Bräunungsmythen

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HautkrebsDas sind die gefährlichsten Bräunungsmythen

Schweizer haben öfter Hautkrebs als alle anderen Europäer, trotzdem wollen viele nicht aufs Sonnenbad verzichten. Eine Expertin erklärt, ob gefahrlos Bräunen überhaupt möglich ist.

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rol

Das sind die gefährlichsten Bräunungsmythen.

Ab Montag gibts in der Schweiz Temperaturen über 30 Grad: Ob beim Baden oder daheim im Garten – viele legen sich bedenkenlos in die Sonne, um möglichst rasch einen braunen Teint zu kriegen. Das birgt Gefahren. Die Schweiz ist ein «Hochrisikoland» für Hautkrebs.

In den letzten 30 Jahren haben sich die Fälle laut der Krebsliga mehr als verdoppelt. 2700 Schweizer erkranken pro Jahr an schwarzem Hautkrebs: 320 sterben daran, 190 davon sind Männer. Ein absoluter Spitzenwert in Europa.

Mehr Hautkrebs in Gebirgsländern

Hauptursachen sind Freizeitverhalten und Sorglosigkeit: Viele haben einen hellen Hauttyp, aber cremen sich nicht ein, obwohl sie an sensiblen Orten unterwegs sind – beim Wandern, Biken und Skifahren in den Bergen oder bei Badeferien am Strand. Sind wir schlicht zu unvorsichtig?

«Ja, die Schweizer schützen ihre Haut generell zu wenig», sagt Jürg Hafner von der Dermatologischen Klinik an der Uni Zürich. Die Topografie spiele ebenso eine Rolle. «Hautkrebs kommt in gebirgigen Ländern häufiger vor. Die UV-Belastung nimmt in höheren Lagen stark zu», so Hafner.

«Heute wird Hautkrebs grösstenteils bei älteren Generationen diagnostiziert, die sich noch mit Melkfett einrieben, um schnell braun zu werden», ergänzt Luca Toneatti von der Krebsliga. Die Folgen seien ihnen kaum bekannt gewesen. Immer öfter tritt Hautkrebs aber auch bei Jüngeren auf. Rund ein Viertel der Schweizer mit einem Melanom ist unter 50.

Gefährliche Hilfsmittel für schnelle Bräune

Denn auch heute greifen noch viele auf fragwürdige Hilfsmittel zurück, um die winterliche Blässe möglichst schnell abzulegen. Vorbräunen, die Haut peelen oder Kokosöl einreiben: Doch diverse Tipps für eine schnelle Bräune sind trügerisch bis gefährlich. Mirjam Nägeli, Oberärztin an der Dermatologischen Klinik Zürich, die Krebsliga und Hautärzte der Schweizer Gesellschaft für Dermatologie lösen die Mythen auf.

Mythos 1: Beta-Carotin

Gemüse und Obst essen: Beta-Carotin bietet Sonnenschutz und hilft der Haut, schneller braun zu werden. Rüebli, Tomaten, Peperoni und Aprikosen enthalten viel Beta-Carotin.

Das sagen die Experten: «Um eine Wirkung zu erzielen, müsste man sehr, sehr viel davon essen. Effektiver sind konzentrierte Präparate, wobei diese manchmal einen Orangeton verursachen. Eine zu hohe Konzentration kann aber die Leber belasten.»

Mythos 2: Peeling vor Sonnenbad

Vor dem Sonnenbad ein sanftes Peeling lässt die Haut schneller und gleichmässiger braun werden.

«Tote Haut gehört zum natürlichen Sonnen- und UV-Schutz. Sie sollte nicht mittels Peeling entfernt werden, der Einfluss auf den Bräunungseffekt ist zudem eher gering. Durch gute Hautrückfettung und Aftersun-Pflege kann die Bräune aber eventuell länger erhalten bleiben.»

Mythos 3: Vorbräunen im Solarium

Wer schon angebräunt in die Sonne liegt, kriegt weniger häufig einen Sonnenbrand.

«Keineswegs, diese hauptsächlich durch UVA verursachte Schnellbräune schützt nicht vor Sonnenbrand. Sie schadet sogar der Haut, da man unkontrollierte Dosen verwendet. Solarienbesuche können Krebs verursachen und führen zu vorzeitiger Hautalterung.»

Mythos 4: Mit der Luftmatratze aufs Wasser

Wasser reflektiert Sonnenstrahlung zusätzlich. Wer sich auf einem Boot befinden oder der Luftmatratze auf dem Wasser treiben lässt, wird schneller braun.

«Wasser kann wegen der Reflektion die UV-Strahlung um bis zu 30 Prozent verstärken, bei Schnee sind es gar bis zu 90 Prozent. Dabei ist besondere Vorsicht geboten: Die höhere UV-Belastung führt zu viel schnellerem Sonnenbrand. Eine Creme mit besonders hohem Schutzfaktor oder entsprechende Kleidung sind daher eminent wichtig.»

Mythos 5: Oliven- oder Kokosöl einreiben

Oliven- und Kokosöl pflegen nicht nur die Haut, sondern fördern den Bräunungsprozess.

«Diese beiden Öle sollte man besser in der Küche lassen. Sie fördern nicht den Bräunungsprozess, sondern vor allem Sonnenbrand.»

Mythos 6: Selbstbräuner

Sie verpassen jedem im Nu eine schöne Bräune und schützen auch minimal.

«Sie schützen nicht vor Sonnenbrand, man muss sich genauso eincremen. Aber Selbstbräuner – in Form von Cremes oder Sprays – sind neben Make-up die einzige 'gesunde' Variante, schnellstmöglich einen braunen Teint zu erlangen.»

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