In eigener SacheDas Social Responsibility Board wird ein Jahr alt
25 Manuals, 40 Serviceboxen und ein Preis des Branchenmagazins Schweizer Journalist:in: Das Social Responsibility Board von 20 Minuten gibt es schon seit einem Jahr - und hat schon viel erreicht.
Darum gehts
Das Social Responsibility Board von 20 Minuten (kurz SoReBo) feiert seinen Ersten. Das Team hat seit seinem Bestehen viel erreicht: So wurden bereits das generische Maskulinum abgeschafft, 40 Serviceboxen eingeführt, die auf Hilfsangebote aufmerksam machen und 25 Manuals mit der Redaktion geteilt.
SoReBo wurde nach Idee und Konzept von Chefredaktor Gaudenz Looser gegründet. Es setzt sich in einer europaweit einzigartigen Initiative für eine nicht-verletzende Sprache und Berichterstattung ein. Das Gremium unter der Leitung von Zora Schaad, Leiterin Ressorts One Love und Community, umfasst inzwischen rund 20 Mitarbeitende, die sich zusätzlich zu ihren Funktionen für das Social Responsibility Board engagieren.
«Das SoReBo hat bereits im ersten Jahr viel bewegt: Die Gesamtredaktion hat sich vom generischen Maskulinum verabschiedet und auf genderneutrale Formulierungen sowie die Paarform umgesattelt. Bei einzelnen Ressorts kommt auch der Genderstern zum Einsatz», erklärt Chefredaktor Gaudenz Looser.
Fachorganisationen beraten 20 Minuten laufend
Weiter wurden Serviceboxen eingeführt, die am Schluss von Artikeln zu den unterschiedlichsten Themen, wie beispielsweise Rassismus oder Mental Health, Organisationen und Kontakte nennen, die Beratung und Unterstützung bieten. Muris Begovic, Geschäftsführer der Muslimischen Seelsorge Zürich: «Immer wieder erwähnen Muslim*innen in unseren Beratungsgesprächen, dass sie nur dank 20 Minuten den Weg zu uns gefunden haben. Sie werten die Aufführung unseres Kontakts als Zeichen der Inklusion. Seit der Publikation der Serviceboxen erhalten wir deutlich mehr Telefonanrufe.»
Zudem wurden 25 Manuals erstellt, die Anleitungen zum Umgang mit nicht-verletzender Sprache bieten. Bei der Erstellung der Manuals haben verschiedene externe Fachstellen und Betroffenenvertreter*innen mitgewirkt, wie beispielsweise Opferhilfe, Vertretungen von LGBTQI+-Organisationen oder Organisationen im Bereich Antisemitismus und Rassismus. Mit diesen Organisationen werden auch regelmässige Blattkritiken abgehalten, um eine Qualitätskontrolle der Publizistik von 20 Minuten und Weiterentwicklung der Manuals sicherzustellen.
Auch Bilder dürfen nicht verletzen
Die Beratung des Social Responsibility Boards reicht weit über die Nutzung der geschriebenen Sprache hinaus. Auch eine nicht-verletzende Bildsprache ist ein zentrales Anliegen. So wird bei Gewaltvorfällen vermehrt auf Standbilder statt Bewegtbilder gesetzt, Kontextboxen und Triggerwarnungen bei Videobeiträgen grosszügig eingesetzt und andersartige Symbolbilder beispielsweise bei häuslicher Gewalt verwendet.
SoReBo-Leiterin Zora Schaad: «Wir beraten unsere Kolleginnen und Kollegen in ihrer täglichen redaktionellen Arbeit und führen fruchtbare, sachliche und engagierte Diskussionen um Bildwahl, Formulierungen, und Titelsetzungen. Ziel dabei ist es den Kompromiss zu finden, der sowohl eine knackige Schlagzeile erlaubt, als auch dem Bedürfnis nach medialem Opferschutz gerecht wird.»
Social Responsibility Board erhält Sonderpreis der Schweizer Journalist:in
In der neuen Ausgabe des Branchenmagazins Schweizer Journalist:in, die am Samstag erscheint, wird das Social Responsibility Board mit dem erstmals verliehenen Sonderpreis ausgezeichnet. Der Sonderpreis ergänzt die Wahl der Journalist*innen des Jahres und es werden Personen, Teams, Redaktionen oder Arbeiten ausgezeichnet, die in besonderer Weise durch ihr Engagement, neue Formate oder spezielle Berichterstattungen aufgefallen sind.
Laut Redaktion der Schweizer Journalist:in habe das Social Responsibility Board einen praxisbezogenen und konsequenten Lösungsansatz für zahlreiche Probleme erarbeitet, die im Moment fast alle Redaktionen in der Schweiz beschäftigen. Ausserdem mache der Einbezug von ausgewählten Fachorganisationen und die transparente Weitergabe des erarbeiteten Wissens an andere Redaktionen das Board zu einem Modellprojekt für die ganze Branche.
Ausbildungsinstitute und andere Redaktionen an SoReBo interessiert
Die Arbeit des Social Responsibility Boards von 20 Minuten stösst nicht nur bei den beteiligten Organisationen, anderen Redaktionen oder betroffenen Leser*innen auf reges Interesse. Auch an Ausbildungsinstituten für angehende Journalist*innen durfte die Leitung ihre Aktivitäten und Manuals bereits präsentieren.
«Das SoReBo ist aus meiner Sicht als Leiter eines Journalismus-Studiengangs eine spannende Quelle für die Reflexion über berufspraktische Standards und die Verantwortung im Journalismus. Als Journalismusforscher sehe ich das SoReBo als eine innovative Form der professionellen Selbstregulierung», sagt Prof. Dr. Guido Keel, Institutsleiter am Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW.