Chinesischer MasterplanDas steckt hinter «Made in China 2025»
China will die führende Hightech-Macht der Welt werden und hat dafür einen Masterplan. Was bedeutet das für die Schweiz?
«Made in China» kennen wir von Plastikspielzeug oder günstigen Elektronikgeräten. «Made in China 2025» dagegen ist ein Masterplan der chinesischen Regierung und soll das Land weg von der Massenproduktion und zur Hightech-Weltmacht befördern. Was genau verfolgen die Chinesen mit ihrer Wirtschaftsstrategie? Und welche Folgen hat das für die Schweiz?
• Qualität statt Quantität
Der Masterplan «Made in China 2025» ist seit 2015 in Kraft und ist anders als die bisherigen Wirtschaftspläne des Riesen: China will sich mit ihm nicht nur rigoros von anderen Billiglohnländern absetzen, sondern auch von den Industriestaaten. Leitziel ist Qualität statt Quantität. Das gilt für sämtliche Industriebereiche. In chinesischen Betrieben sollen keine Plastikteile gepresst oder Komponenten von Hand zusammengesetzt werden. Stattdessen soll die Industrie im Eiltempo robotisiert und auf die höchste Effizienzstufe weltweit gebracht werden. «China will die Hightech-Ökonomien Deutschland, USA, Südkorea und Japan ersetzen – und zwar allesamt», heisst es in einem Papier der US-Denkfabrik Council of Foreign Relations.
• Unabhängigkeit von Importen
Das Programm von Chinas Präsident Xi Jinpings wird in Teilschritten umgesetzt: Bis 2020 sollen 40 Prozent der chinesischen Importe an Schlüsselkomponenten und Ausgangsstoffen durch die heimische Produktion ersetzt werden. Im Jahr 2025 ist das Ziel, dass 70 Prozent aus China selbst kommen. Das bedeutet, das Land soll mehrheitlich unabhängig vom Ausland werden.
• Effizientere Produktion
Meist setzten Chinas Wirtschaftspläne auf Innovationen in ausgewählten Bereichen. Diesmal ist das anders: Auch die traditionelle Industrie wird umgekrempelt. Es geht um die Produktionsprozesse selbst, die in allen Betrieben effizienter werden soll. Automatisierung und IT-Lösungen stehen dabei im Fokus. Einfache Handarbeit soll in China bald Geschichte sein.
• Chinesische Weltstandards
China setzt auch auf eigene Technologie und der Staat steckt Milliarden in die Forschung und Entwicklung. Der Patentschutz für heimische kleine und mittlere Betriebe soll ausgebaut und ihnen damit mehr Anreiz für Innovationen gegeben werden. Ziel ist, weltweit chinesische Standards und Marken durchzusetzen.
• Übernahmen ausländischer Firmen
Teil der Strategie sind Auslandzukäufe von führenden Firmen in allen Branchen. Die 2016 aufgegleiste Übernahme des Schweizer Agrochemieriesen Syngenta oder der Kauf des deutschen Roboterherstelleres Kuka gehören dazu. Chinas Ziel dabei ist, schneller an Spitzentechnologie zu kommen und sich ausländische Märkte zu erschliessen. «Die grosse Welle von Übernahmen ist erst mal vorbei», sagt Janwillem Acket zu 20 Minuten. Dafür nennt der Chefökonom der Bank Julius Bär zwei Gründe: Viele chinesische Firmen leiden unter einer Schuldenlast aufgrund aggressiver Käufe in der Vergangenheit; ausserdem sind die USA und auch Europa dabei, die Hürden für Käufe aus China zu erhöhen, mit Verweis auf Know-how-Sicherung, zwecks Aufrechterhaltung der eigenen Konkurrenzfähigkeit.
• Mehr Konkurrenz für Schweizer Firmen
«Nicht nur grosse, sondern auch kleinere und mittlere Schweizer Unternehmen sagen, dass der Wettbewerb aus China zugenommen hat», sagt Oliver Adler, Chefökonom der Credit Suisse. Die chinesische Wirtschaft habe auch schon vor dem Masterplan «Made in China 2025» stetig aufgeholt und immer hochwertigere Güter produziert. Problematisch seien chinesische Investitionen im Ausland nur, wenn der Vorstoss staatlich subventioniert wird und andere Regeln nicht eingehalten werden. «Wettbewerb muss gleich lange Spiesse haben», so Adler.
• Chance für Schweizer Firmen
ABB spielt nach eigenen Angaben eine bedeutende Rolle bei der Strategie «Made in China 2025». Konzernsprecher Jiri Paukert: «Um Produktivität und Qualität zu steigern, braucht es Automatisierung und Robotik – diese Technologie liefert ABB.» Der Konzern habe eine voll integrierte Wertschöpfungskette in China. 12 Prozent unserer Mitarbeitenden in China arbeiten in der Forschung und Entwicklung, das sind über 2000 Fachkräfte. «Mehr als 85 Prozent von dem, was wir in China verkaufen, wird lokal entwickelt und hergestellt.»
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