Mehrere Ansteckungen«Das Virus ist im Weissen Haus»
Ein Mitarbeiter von US-Präsident Donald Trump, die Sprecherin von Vizepräsident Mike Pence, elf Mitarbeiter des Secret Service – sie alle sind positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Darum gehts
- Mehrere Mitarbeiter in der Trump-Administration sind positiv auf das Cornavirus getestet worden.
- Das zwingt wiederum Mitarbeiter und Berater wie den Immunologe Anthony Fauci in die Selbstisolation.
- Jetzt wird im Weissen Haus täglich und nicht nur wöchentlich getestet.
- «Das Virus ist im Weissen Haus», so eine Expertin für Nationale Sicherheit. «Ob es eingedämmt ist oder nicht, werden wir früh genug wissen.»
Der prominente US-Regierungsberater und Immunologe Anthony Fauci begibt sich nach einem Kontakt mit dem coronainfizierten Mitarbeiter von US-Präsident Donald Trump in eine «modifizierte Quarantäne». Das sagte der Gesundheitsexperte dem US-Sender CNN. Allerdings habe es sich um einen Kontakt mit niedrigem Risiko gehandelt, räumte Fauci ein. Dem Bericht zufolge sei er dem infizierten Mitarbeiter zu der Zeit, als dessen Infizierung bekannt war, nicht sehr nahe gekommen.
Um auf der sicheren Seite zu sein, werde er aber vierzehn Tage von zu Hause aus arbeiten und so lange eine Maske tragen. Zudem werde er sich täglich auf das Coronavirus testen lassen. Am Freitag sei sein Test noch negativ ausgefallen, so Fauci. Sollte er im Weissen Haus gebraucht werden, werde er selbstverständlich alle Vorsichtsmassnahmen einhalten.
Präsident ist bei bester Gesundheit
Am Donnerstag hatte das Weisse Haus mitgeteilt, dass ein Mitarbeiter Trumps mit dem Coronavirus infiziert sei. Der Präsident sei seitdem negativ auf das Virus getestet und worden und bei bester Gesundheit, betonte ein Sprecher. Trump selbst sagte, er habe nur sehr wenig Kontakt mit dem Mitarbeiter gehabt. Die Corona-Tests im Weissen Haus würden nun täglich und nicht nur wöchentlich gemacht.
Am Freitag wurde zudem bekannt, dass auch die Pressesprecherin des Vizepräsidenten Mike Pence mit dem Coronavirus infiziert ist.
Es gehe ihr gut und sie freue sich, bald wieder zurück zur Arbeit zu kommen, schrieb Sprecherin Katie Miller auf Twitter. Miller, die mit Trumps einflussreichem Berater Stephen Miller verheiratet ist, war zuletzt auch in Kontakt mit dem Vizepräsidenten, Journalisten und ranghohen Beamten gewesen.
«Aus irgendeinem Grund positiv getestet»
Der Chef der Lebensmittel- und Arzneibehörde FDA, Stephen Hahn, begann wegen seines Kontaktes zu Miller als Vorsichtsmassnahme eine zweiwöchige Phase der Isolierung, wie US-Medien berichteten. Ein Test sei bei Hahn am Freitag negativ ausgefallen, berichteten die Nachrichtenseiten Politico und CNN. Bei einem Termin am Donnerstag etwa trug Miller keine Gesichtsmaske und unterhielt sich mit Journalisten, berichtete die Korrespondentin der Zeitung «Las Vegas Review-Journal». Auch Pence habe bei dem Termin – entgegen der Empfehlung der US-Gesundheitsbehörde CDC – keine Maske getragen.
Trump hatte Millers Infektion zuvor öffentlich gemacht: «Sie wurde kürzlich getestet und der Test war negativ und dann wurde sie heute aus irgendeinem Grund positiv getestet», sagte Trump bei einem Treffen mit republikanischen Senatoren und Abgeordneten. Pence treffe alle nötigen Vorsichtsmassnahmen, sagte er. Mehrere US-Medien zitierten Trumps Stabschef Mark Meadows mit den Worten, das Weisse Haus sei «vermutlich der sicherste Ort», an dem man sein könne.
Elf Fälle beim Secret Service
Die Sprecherin des Weissen Hauses, Kayleigh McEnany, versicherte, es gebe in der Regierungszentrale strenge Sicherheitsvorkehrungen. Doch auch beim Secret Service, der unter anderem für den Schutz des Präsidenten zuständig ist, gab es elf bestätigte Coronavirus-Fälle, wie die «New York Times» berichtete. Es blieb aber unklar, ob die Mitarbeiter im Weissen Haus beschäftigt waren oder anderswo.
Präsident Trump macht Druck, die wegen der Corona-Pandemie erlassenen Beschränkungen wieder aufzuheben, damit die Menschen wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren können und sich die Wirtschaft erholt. Die Arbeitslosigkeit in den USA war zuletzt sprunghaft gestiegen – und das wenige Monate vor der Präsidentenwahl. Die jüngsten Infektionen im Weissen Haus zeigten allerdings, wie schwierig die von Trump angestrebte Rückkehr zu einer Normalisierung sein dürfte, während das Virus sich im Land weiter ausbreitet.
«Wir werden es früh genug wissen»
«Das Virus ist im Weissen Haus», zitierte die «New York Times» die Expertin für Nationale Sicherheit, Juliette Kayyem, die für die Regierung von Trumps Vorgänger Barack Obama arbeitete. «Ob es eingedämmt ist oder nicht, werden wir früh genug wissen.» Aber die Tatsache, dass ein gesicherte Ort, der Zugang zu den besten Mitteln zur Verringerung des Risikos habe, nicht in der Lage sei, das Virus aufzuhalten, «kann das Vertrauen in die Fähigkeit, es zu besiegen, untergraben», sagte Kayyem demnach.
Bislang sind in den USA der Universität Johns Hopkins zufolge gut 1,3 Millionen Corona-Ansteckungen nachgewiesen worden. Mehr als 78’000 Menschen starben in den USA infolge der Lungenkrankheit Covid-19.